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Yoda - Pfad der Dunkelheit

Yoda - Pfad der Dunkelheit

Titel: Yoda - Pfad der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Stewart
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das man ihnen ursprünglich einprogrammiert hatte, sehr begrenzt war - es bestand vor allem aus Loyalität, Loyalität und nochmals Loyalität - und dass das Nachahmen von organischen Zuständen wie Verärgerung oder Wut reine Heuchelei war und von wenig Geschmack zeugte. Dennoch begann er mit einer gewissen Gereiztheit eine Runde Solitär-Dejarik.
    Solis ging zum Rand des Daches hinüber, blickte hinab und sah Wesen in Schwebegleitern und auf den Fußgängerwegen wie Insekten unter sich dahinströmen. Wenn sich jemand flach aufs Dach legte und durch das Zielfernrohr eines SoruSuub-X45-Gewehrs blickte, konnte er mühelos sein Opfer ins Visier nehmen und dabei selbst nahezu unsichtbar bleiben. Der Tod kam von oben.
    Plötzlich tauchte über ihm ein Turmfalke auf und segelte mit ausgebreiteten Flügeln in dem warmen Luftstrom, der zwischen den Stahlbetontürmen aufstieg. Was man gemeinhin als »Natur« bezeichnete, war von Coruscant schon lange verbannt worden; für den oberflächlichen Betrachter hatte sich der Planet in eine einzige Stadt verwandelt, in der nur Platz für Stadtbewohner war. Doch das Leben war anpassungsfähig - Solis wusste das nur zu gut! - und selbst in einem so seltsamen Lebensraum wie der Stadtwelt gab es unzählige Wesen, die sich nicht darum scherten, dass die Stadt eigentlich nicht für sie geschaffen worden war, Kleine Vögel, Säugetiere und Reptilien wurden ständig als Haustiere nach Coruscant gebracht und entkamen immer wieder in die Kanalisation und auf die Straßen und Hausdächer, als wäre die Stadt ein Dschungel aus Stahlbeton und sie seine natürlichen Bewohner. Darüber hinaus gab es immer Ungeziefer, das sich von der Wärme und dem Abfall der vernunftbegabten Lebewesen ernährte; Gullyratten, Gullykröten, Stahlwürmer, die blinden Schlangen, die sich in Gebäuden einnisteten, und die Schwärme von Hausierertauben, die auf ihren Vorsprüngen saßen. Und über ihnen, an der Spitze der Nahrungskette, der Turmfalke.
    Dieser hier war ein Weibchen mit stumpfen Schwingen, dessen ruß- und betonfarbenes Federkleid vor den Gebäuden fast unsichtbar war. Wie eine Ascheflocke trieb sie auf unsichtbarem Luftströmen dahin, hielt mitten im Flug inne und ließ sich dann wie ein Stein fallen, um auf irgendetwas unter ihr niederzustoßen. Solis sah zu, wie sie hinabstürzte, verfolgte ihren Flug durch die Bänder aus Licht und Schatten und vergrößerte das Bild bis er den gelben Ring um ihre wilden Augen erkennen konnte und ihre Beute, eine kleine Maus, die in einer Gasse 237 Stockwerke tiefer in einem Abfallhaufen wühlte. Solis' Sehvermögen war ohne Übertreibung das beste in der ganzen Galaxis. Die Tau/Zeiss-Optik in Schuss zu halten, hatte für ihn stets höhere Priorität gehabt, als sich die neuesten Holospielprogramme anzueignen. Wenn man keine Livree besaß, musste man nüchtern kalkulieren, für welche Arbeit man am besten geeignet war und was man tun musste, um in Lohn und Brot zu bleiben. Das Fadenkreuz des Fernsichtgeräts erfasste den Kopf der Maus, während sie ihr kleines Maul aufriss und ein erschrockenes Quieken ausstieß, als stahlharte Krallen sich wie Nägel in ihren Körper bohrten.
    Der Tod kam von oben.
    Solis wandte den Blick ab und sah gewohnheitsmäßig zum Jedi-Tempel hinüber, »He!«
    »Was ist?«
    »Deine Zielperson verlässt den Tempel«, sagte er.
    Fidelis' Kopf ruckte herum. Wie gebannt starrte er auf die Stufen, die in 1.73 Kilometern Entfernung den Jedi-Tempel hinunterführten. »Oh«, sagte er.
    »Zwei Jedi, zwei Padawane und eine R2-Einheit«, sagte Solis. Sie standen nun beide am Rand des Daches. Solis blickte seinen Gefährten an. »Der R2 hat irgendetwas Merkwürdiges an sich, findest du nicht? Er bewegt sich irgendwie falsch. Vielleicht läuft einer seiner Servomotoren nicht rund.«
    Fidelis antwortete nicht, sondern starrte nur weiter zu dem kleinen Grüppchen hinüber, das den Tempel verließ, und beobachtete es mit der Begierde von jemandem, der sich in der Wüste verlaufen hatte und nun zum ersten Mal seit Tagen Wasser sah.
    Seit Wochen.
    Jahren.
    Solis hatte schon so lange keine Livree mehr getragen, dass er sich kaum noch an das Gefühl der Loyalität erinnern konnte, diese fest einprogrammierte Verbundenheit, die einen wie religiöse Ehrfurcht durchströmte, wenn man ein Familienmitglied vor sich sah. Fidelis sah irgendwie komisch aus, wie er dastand und das Dachgeländer so fest umklammert hielt, dass seine Klauen Rillen im Durastahl

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