Yoda - Pfad der Dunkelheit

zur Gänze, sondern ließ eine Schwelle zurück, über die allerdings jeder einigermaßen lebhafte Fünfjährige hinweggehüpft wäre. Den Anweisungen des humorvollen Schiffsingenieurs zufolge wurden in der dritten Klasse Instandhaltungsarbeiten nur dann durchgeführt, wenn kein »berechtigter Zweifel« mehr daran bestehen konnte, dass etwas repariert werden musste.
    Für einen Zweibeiner stellte es keine große Herausforderung dar, über eine fünfzehn Zentimeter hohe Schwelle hinwegzusteigen. Für eine plumpe, wie eine Mülltonne geformte R2-Einheit auf Rädern jedoch war es ein erheblich größeres Hindernis.
    Für die Routineüberwachung in den öffentlichen Bereichen der Berechtigter Zweifel waren primitive Überwachungsmonaden von Carbanti zuständig. Diese Monaden bestanden im Wesentlichen aus einer kleinen Kamera und einem Mikrofon, die an eine knalldumme kleine künstliche Intelligenz angeschlossen waren. Die Erschaffung effizient arbeitender künstlicher Intelligenzen war ebenso eine Kunst wie eine Wissenschaft, und die KIs der Überwachungsmonaden waren im Großen und Ganzen die begriffsstutzigsten ihrer Art. Doch das mechanische Bewusstsein, das den Korridor vor Kabine 524 auf der Ebene 17A überwachte, war selbst nach diesen Maßstäben noch bemerkenswert dämlich. Die ganze Bandbreite kriminellen Verhaltens, die dazugehörigen Muster und Motivationen gingen weit über seinen Verstand. Etliche spektakuläre Diebstähle und auch ein recht amüsanter Betrugsfall, bei dem ein Fisch, ein Diamant und zwei Taubstumme eine Rolle gespielt hatten, hatten sich direkt vor seiner Kamera ereignet, ohne bei ihm auch nur den leisesten Drang auszulösen, eine »Meldung über fragwürdige Aktivitäten« an die größere und klügere KI weiterzuleiten, die für die Sicherheit des Schiffs verantwortlich war. In Wirklichkeit hatte diese Monade nur einen einzigen Gedanken in ihrem Möchtegerngehirn, und dieser Gedanke lautete Feuer! Sie wartete schon ihr ganzes Leben darauf, gut 73 Billionen Prozessorzyklen lang, dass ihre Infrarot- oder Rauchdetektoren etwas bemerkten. Dann würde sie ihr immerwährendes Schweigen endlich einmal durch den Einsatz von Blaulicht und Sirene brechen können.
    Zu behaupten, dass sich die Sicherheitsmonade auf dem Korridor Taupe, Ebene 17A. nach einem Feuer sehnte, wäre noch untertrieben. Die noch nie aktivierten Warnleuchten und Sirenen glichen einem Niesen, das seit 73 Billionen Prozessorzyklen unmittelbar bevorstand. Mittlerweile hätte die kleine Sicherheitsmonade ganz bereitwillig ihre eigenen Prozessoren zu Sand geschmolzen, wenn sie nur vorher noch den Feueralarm hätte auslösen dürfen.
    Der Anblick einer R2-Einheit, die an die klemmende Tür von Kabine 524 heranrollte, gab ihr jedoch nicht im Mindesten zu denken - nicht einmal, als besagter R2 gegen das Hindernis prallte und daraufhin ein erstaunlich untypisches Jaulen von sich gab, gefolgt von einem frustrierten Schnauben. Der Anblick, wie der kleine Droide nun einen Greifarm ausstreckte, um damit einige Male an der klemmenden Tür zu rütteln, und das auf eine für eine Maschine: bemerkenswert bockige Weise, hätte bei einer KI von größerer intellektueller Leistungsfähigkeit sicherlich Neugier geweckt. Und die Ingenieure von Carbanti hätten Stein und Bein geschworen, dass selbst ihrer begriffsstutzigsten Sicherheitsmonade aufgefallen wäre, dass sich die R2-Einheit nun langsam in die Luft erhob, und das ohne die Hilfe irgendwelcher sichtbarer Triebwerke oder Raketen. Als der Droide mit einem Scheppern auf dem Korridorhoden landete und dann auf eine entschieden koboldhafte Art davonfuhr, wäre es von einer Sicherheitsmonade mit auch nur minimaler Entschlusskraft nicht zu viel verlangt gewesen, den kleinen Droiden für die weitere Beobachtung vorzumerken.
    Doch die Monade im Korridor Taupe tat nichts dergleichen. Die traurige Wahrheit ist. dass sie diesem hungrigen, fliegenden, schlecht gelaunten R2 nur dann eine Spur von Aufmerksamkeit geschenkt hätte, wenn irgendein hilfsbereiter Passagier den kleinen Droiden mit Benzin übergössen und in Brand gesteckt hätte.
    In der Cafeteria standen gelangweilte Passagiere immer noch in langen Schlangen nach Essen an. Kinder malten mit Soße auf den Kunststofftischen herum oder versuchten. ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihr Gemüse bereits gegessen hatten, indem sie es unter umgedrehten Tassen verbargen. Auf der anderen Seite des Raums, gegenüber der Essensausgabe, zeigte ein