Yoga als Therapie

Bewegungen, die neu für den Körper sind.
    Ein guter Übungsansatz widmet denGelenken besondere Aufmerksamkeit. Da Knorpel und Knochen eine große Rolle bei den Gelenken spielen, gelten die Empfehlungen für diese Gewebe auch für die Gelenke selbst. Deren Strukturen und Funktionen erfordern eine genaue Ausrichtung, das Schaffen von genügend Raum und ein Gleichgewicht zwischen Belastung und Entlastung. Um die bestmögliche Versorgung mit Nährstoffen zu garantieren und um die Mobilität zu verbessern, sollte das ganze Bewegungsspektrum eingesetzt werden. Zum Zweck der Stabilität und zum Schutz der Gelenke ist es wichtig, eine ausgewogene Harmonie zwischen den einzelnen Muskeln und ihren Antagonisten herzustellen.
    Anhand der Anatomie können wir erkennen, wie wir mit den Muskeln umgehen müssen. Spannungen werden gelöst, indem wir die Muskeln dehnen und dadurch die Fasern in den Muskelzellen entspannen. Die aktive Kontraktion von Muskeln funktioniert am besten nach einer leichten Dehnung. Sowohl beim statischen Halten als auch bei einer dynamischen Bewegung ist die ausgewogene und koordinierte Aktivität von Agonisten und Antagonisten von Bedeutung. Unnötige Bewegungen sollten vermieden werden, um ökonomisch zu üben; nach einer anstrengenden Übungsphase sollten Ruhehaltungen folgen. Der Atem soll natürlich fließen, während man mit den Muskeln arbeitet, damit diese gut mit Sauerstoff versorgt werden. Außerdem sollten die Muskeln so weich gelassen werden, dass ein guter Transport von Flüssigkeiten bestehen bleibt ( Roth 2009 ).
    Abschließende Überlegungen
    Über Yoga und die Wirkungen in der Praxis kann man viele tiefgründige empirische, philosophische und medizinische Überlegungen anstellen. Yoga zu praktizieren ist ebenso eine Wissenschaft wie eine Kunst.
    Der bekannte Violinist Yehudi Menuhin, der einer von B. K. S. Iyengars ersten Schülern war und ihm den Weg nach Europa ebnete, hat ein Geleitwort für Iyengars erstes großes Buch,
Licht auf Yoga
, verfasst. Darin schreibt er: „Die Übung des Yoga gibt ein entscheidendes Gefühl für Maß und Proportion. Auf unseren Körper bezogen bedeutet dies, dass wir unser wichtigstes Instrument zu spielen und die größte Resonanz und Harmonie daraus zu ziehen lernen. Mit unermüdlicher Geduld verfeinern und beseelen wir jede Zelle“ ( Iyengar 2010a , S. 9).
    So tief unser Wissen und unsere Erfahrung über Yoga auch werden mögen, ein unlösbares Geheimnis bleibt bestehen. Der indische Arzt Krishna Raman, der sich seit Jahrzehnten einer intensiven Yoga-Praxis widmet, drückt das achtungsvoll so aus ( Raman 2008 , S. 62): „Unser Körper ist der wunderbarste Mechanismus, der je geschaffen wurde, und es kann niemals ein Duplikat davon geben.“
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