Yoga als Therapie
größeren späteren Belohnungen bevorzugen (Ainsli 2005).
Dieses impulsive, nicht förderliche Verhalten kann durch die Koexistenz multipler, miteinander konkurrierender Bewertungs- und Kontrollsysteme erklärt werden (McClure et al. 2004). Aufgrund unserer Einstellungen und subjektiven Normen tun wir nicht immer, was wir eigentlich tun wollen. In der Sozialpsychologie spricht man von einer Kluft zwischen Wissen und Handeln ( Bandura 1986 , 2000 ; Sniehotta et al. 2005). Deshalb brauchen wir spezielle Strategien zur Selbstkontrolle, um gegen den Widerstand momentaner Emotionen oder erprobter gewohnheitsmäßiger Reaktionen langfristig angelegte Ziele zu erreichen.
So empfiehlt eine Strategie zurSelbstkontrolle, unser Umfeld so zu arrangieren, dass es weniger wahrscheinlich wird, einer Versuchung zu erliegen. Viele Menschen, die ihr Leben verändern wollen, verabreden sich anfänglich mit Freunden, um sich selbst durch die soziale Verpflichtung zu motivieren. Ähnliches bewirkt ein guter Teamgeist in einer Übungsgruppe, deren einzelne Teilnehmer dadurch stärker zu einer regelmäßigen Teilnahme motiviert werden.
Zur erfolgreichen Anwendung von Selbstkontrolltechniken gehört es zu lernen, wie man den eigenen Motivationszustand beeinflusst. Zu diesem Zweck richtet man die Aufmerksamkeit selektiv auf Informationen, die zum Erreichen des Ziels beitragen, während man vom Ziel ablenkende Stimuli ignoriert ( Kuhl 1985 ). Ein simples Beispiel: Wenn der Urlaub, auf den man sich freut, mit einem Flug am frühen Morgen beginnt, dann kann man sich zum frühen Aufstehen motivieren, indem man sich vorstellt, wie viel Spaß die Reise machen wird. Früh aufzustehen ist dann – verglichen mit einem verpassten Flug – das kleinere Übel.
Ein wichtiger Faktor zum Erreichen eines erwünschten Verhaltens ist die Unterscheidung zwischen der Zielintention („Ich will in Urlaub fahren“) und der Handlungsintention („Morgen um fünf Uhr früh werde ich ein Taxi zum Flughafen nehmen“) ( Gollwitzer 1999 ). Studien haben gezeigt, dass Teilnehmer, die versuchen, weniger zu rauchen, gesündere Essgewohnheiten zu entwickeln oder ein Übungsprogramm durchzuführen, mehr Erfolg haben, wenn sie sich ihre spezifischenIntentionen klar gemacht haben (Abraham u. Sheeran 2000).
Immer wieder wird nachgewiesen, dass das körperliche Aktivitätsmuster von Patienten durch kurze, einmalige kognitiv-behaviorale Intentionen verbessert werden kann. Nach Durchsicht von zwischen 1966 und 2006 veröffentlichten Studien geben Smitherman et al. (2007) folgende Empfehlungen:
•Lassen Sie Ihren Patienten Zeit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
•Bieten Sie mehrere Optionen statt einer einzigen Vorgehensweise an.
•Erzählen Sie, wie andere Patienten in einer ähnlichen Situation gehandelt haben.
•Sagen Sie den Patienten, sie könnten selbst am besten beurteilen, was gut für sie ist.
•Präsentieren Sie Informationen auf eine neutrale, unpersönliche Art und Weise.
Diese Ideen ähneln der von Miller und Rollnick (2009) entwickelten Technik der „Motivierenden Gesprächsführung“. Sie ist von Echtheit, Empathie und Akzeptanz des Therapeuten geprägt. Unterschiedliche kognitive und persönliche Haltungen werden anerkannt, und man versucht bewusst, eine Reaktanz, also eine verstärkte Abwehrreaktion seitens des Patienten, zu vermeiden.
Praktische Maßnahmen
Beschäftigen wir uns nun mit unterschiedlichen Haltungen, Maßnahmen und Techniken, die den möglichen Widerstand gegen geplante Verhaltensänderungen minimieren können. Dazu müssen die kognitiven und individuellen Eigenarten des einzelnen Patienten berücksichtigt werden.
Kleine Schritte
Wer seinen Lebensstil ändern möchte, muss Altes, Bewährtes aufgeben. Das löst – je nach persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Veränderungen – in unterschiedlichem Maße Ängste aus. Je größer die Veränderung, desto wahrscheinlicher werden Ängste. Sie erschweren oder verhindern einen Wandel ganz und gar. Die Angst vor Neuem ist tief im Gehirn verwurzelt, weshalb jede Veränderung Ängste auslöst ( Maurer, 2009 ). Deshalb sollte man, so Maurer, den Patienten kleine, individuell angepasste Schritte vorschlagen, damit sie ihr Ziel erreichen können. Diese Schritte müssen so klein sein, dass keine Fight-or-flight-Reaktion hervorgerufen wird. Natürlich wird jeder Patient anders reagieren. Deshalb sollten Therapeut und Patient gemeinsam dieÜbungsziele, die einzelnen Schritte zum
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