Yoga als Therapie
Lernphase spürt man die neue Bewegung stärker; je mehr wir uns jedoch an sie gewöhnen, desto weniger Sinnesrückmeldung bekommen wir, bis wir schließlich kaum mehr etwas wahrnehmen. Nun nimmt das Verletzungsrisiko wieder zu. An diesem Punkt erhält die Achtsamkeit eine besondere Bedeutung. Zum Zwecke eines besseren Gleichgewichts zwischen Bewegung und Sinnesrückmeldung, aber auch um das Verletzungsrisiko zu verringern, können neue Übungen oder Variationen hinzugenommen werden.
Beim Verfeinern vonBewegungen entstehen Freude und Glücksgefühle. Das motiviert uns dazu, die Bewegungen noch besser auszuführen. Durch eine achtsame Praxis verbessern wir die Qualität unserer Bewegungen rascher. Eine Praxis ohne Achtsamkeit erfordert hingegen eine wesentlich längere Übung und ruft mit größerer Wahrscheinlichkeit Verletzungen und Schmerzen hervor. Wenn wir gesund sind und uns gut bewegen können, sind wir uns unserer Bewegungen normalerweise nicht bewusst. Schmerzen wiederum weisen uns darauf hin, eine Bewegung zu beenden oder anders auszuführen. Oft dient der Schmerz gewissermaßen als Notbremse. Er kann darauf hinweisen, dass der Körper zu stark beansprucht wurde, womöglich über eine lange Zeit hinweg, oder dass man den Körper falsch gebraucht hat. Mit einem geschärften Bewusstsein können wir Überanstrengung und falsche Bewegungen vermeiden, da ein kontinuierliches, achtsames Üben die Sinneswahrnehmung verfeinert.
Wir haben also drei Arten körperlicher und mentaler Bewegungen verinnerlicht:
1.Wir bewegen uns auf gewohnte Weise, ohne unsere Bewegungen, Gefühle und Gedanken genauer wahrzunehmen.
2.Wir sind uns bewusst, wie wir uns bewegen, indem wir fühlen und denken. In diesem Fall treten Veränderungen und Lerneffekte auf; es handelt sich um ein achtsames Verhalten.
3.Leidvolle Gedanken, Schmerzen oder zu starke Emotionen führen dazu, dass die Bewegung abgebrochen wird.
Das Ziel besteht darin, das achtsame Verhalten zu stärken, also die Wahrnehmung von Bewegungen, Emotionen und Gedanken. Dadurch werden Lernerfahrungen und Veränderungen unterstützt.
Seit den 1980er Jahren hat man neue, auf Achtsamkeit basierende Methoden erarbeitet, vor allem in der Verhaltenspsychologie. Eine dieser Methoden ist die von Jon Kabat-Zinn entwickelteMBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction, „achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“). Dieses Programm basiert auf zwei Aspekten der buddhistischen Tradition, der Vipassana-Praxis und der Zen-Meditation, sowie auf einer achtsamen Yoga-Praxis. Kabat-Zinn hat nach eingehenden Forschungen eine Reihe von Studien über die Wirkung von MBSR auf chronische Schmerzen veröffentlicht. Beobachtbar waren eine statistisch signifikante Reduktion von Schmerzen, von durch Schmerzen hervorgerufenen Aktivitätshemmungen, von affektiven Störungen, Ängsten und Depression. Die meisten Teilnehmer berichteten, sie hätten die Übungen später in ihrem täglichen Leben weitergeführt ( Kabat-Zinn et al. 1985 , 1987 ). Diese Ergebnisse wurden später von Majumdar et al. (2002) bestätigt und erweitert. Laut dieser Studie wirkt sich das Achtsamkeitstraining positiv auf psychische Probleme aus, es verbessert das körperliche Wohlbefinden und die allgemeine Lebensqualität.
Wie wichtig die Schulung des Geistes für Körperübungen ist, hat Lederman (2008) hervorgehoben. Auf der Grundlage von Forschungen weist er nach, dass das motorische Lernen verbessert wird, wenn die Bewegungen gedanklich nachvollzogen und visualisiert werden. Dies hat selbst dann, wenn die Bewegungen gar nicht praktisch ausgeführt werden, eine Wirkung auf die Motorik. Diese Veränderungen wurden in klinischen Studien elektromyographisch nachgewiesen. Ein starker Geist verbessert zudem die körperliche Leistungsfähigkeit sowohl hinsichtlich der Ausdauer als auch hinsichtlich der Muskelkraft.
Zusammenfassung
Wir haben uns mit Achtsamkeit in folgenden Zusammenhängen beschäftigt:
•Yoga
•Buddhismus
•Zen-Meditation
•moderne Psychologie und Medizin (gestützt auf evidenzbasierte Medizin)
Aus Veröffentlichungen in diesen Bereichen, die von besonderer Bedeutung für eine achtsame Praxis von Körperübungen sind, können wir schließen: Achtsamkeit beim Üben verbessert die Effizienz (minimale Anstrengung, ökonomisches Üben) und die Wirkung der Übungen. Außerdem sinkt die Verletzungsgefahr.
Achtsamkeit in der Übungspraxis
Vorbemerkungen
Die unten aufgeführten Punkte können nicht allesamt von jedem
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