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Yoga-Anatomie

Yoga-Anatomie

Titel: Yoga-Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Leslie u Matthews Kaminoff
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vorderen Säule Druck ausübt, erzeugt notwendigerweise Spannung in den entsprechenden Bändern an der hinteren Säule. Das Zurückfedern dieser Bänder aus ihrem Dehnungszustand ist eine der Kräfte des intrinsischen Gleichgewichts, die alle zusammen die Wirbelsäule in ihre neutrale Stellung zurückbringen.
    Anzumerken bleibt, dass all diese Aktivitäten von Geweben ausgehen, die unabhängig von Kreislauf, Muskelapparat oder willentlich gesteuertem Nervensystem auftreten. Diese Gewebeaktivität stellt also an die genannten Systeme keinerlei Energieanforderungen.
Das Bewegungsspektrum der Wirbelsäule

    Abb. 2.23 Bewegungsspielräume der Wirbelsäule durch Beugung und Streckung.
    Übernommen aus Physiology of the Joints, Vol. 3: The Vertebral Column, Pelvic and Head, 6th Edition , A. I. Kapandji , Seite 39, Copyright 2008, mit freundlicher Genehmigung von Elsevier.
    Üblicherweise werden vier mögliche Bewegungen der Wirbelsäule unterschieden: Beugung (Flexion), Streckung (Extension), axiale Rotation (Drehung) und Seitwärtsbeugung (Lateralflexion). Diese vier Bewegungsrichtungen ergeben sich mehr oder weniger spontan im täglichen Leben: Wir bücken uns, um uns die Schuhe zu binden (Beugung, Abb. 2.23), strecken uns nach etwas auf einem hohen Regalbrett (Streckung, Abb. 2.23), greifen rückwärts nach einer Tasche auf dem Autorücksitz (Rotation, Abb. 2.24) oder stecken den Arm in den Ärmel eines Mantels (Seitwärtsbeugung, Abb. 2.25 und 2.26 auf Seite 52). Und selbstverständlich gibt es Yoga-Stellungen, bei denen diese Bewegungen eine Rolle spielen. Es folgt nun eine detaillierte Analyse dieser Bewegungsspielräume. Beachten Sie, dass die angegebenen Winkelmaße Durchschnittswerte sind, die auf Messungen vieler verschiedener Menschen beruhen. Jeder einzelne Mensch zeigt erhebliche Abweichungen an beiden Enden der Flexibilitätsskala und in den verschiedenen Wirbelsäulenbereichen. Die in Grad angegebenen Bewegungsspielräume sind ebenso wie die abgebildeten Winkel Schätzwerte mit fünf Grad Toleranz in jede Richtung.

    Abb. 2.24 Axiale Rotation von Hals-, Brust- und Lenden­ wirbelsäule: neutral, Null-Grad-Rotation (a), nur HWS, 50-Grad-Rotation (b), HWS plus BWS, 85-Grad-Rotation (c) und HWS plus BWS plus LWS, 90-Grad-Rotation (d).

    Abb. 2.25 Bewegungsspielraum der Wirbelsäule bei der Lateralflexion. Es fällt auf, dass die 75° der Lateralflexion die am gleichmäßigsten über die ganze Wirbelsäule verteilte Bewegung ist.

    Abb. 2.26 Neutrale Wirbelsäule (a), Lateralflexion der HWS (b), Lateralflexion von HWS und BWS (c), Lateralflexion von HWS, BWS und LWS (d) und Lateralflexion mit Verschiebung des Beckens (d).
    Ein genauerer Blick auf die vier Bewegungsspielräume der Wirbelsäule zeigt, dass es eine fünfte Möglichkeit gibt, nämlich axiale Streckung genannt. Diese Bewegung gehört nicht zum spontanen alltäglichen Bewegungsgeschehen. Wir müssen lernen, sie bewusst herbeizuführen, denn sie ist gewissermaßen unnatürlich (Abb. 2.36, Seite 59).
Beugung und Streckung, primäre und sekundäre Krümmung, Einatmung und Ausatmung
    Die grundlegendste Bewegung der Wirbelsäule ist die, die ihre primäre Krümmung betont: die Beugung. Wie bereits ausgeführt, zeigt sich die primäre Krümmung vor allem als Kyphose der Brustwirbelsäule, aber auch in der Form des Kreuzbeins. Es ist kein Zufall, dass das beste Beispiel für eine Wirbelsäulenbeugung unter den Yoga-Stellungen »Kleinkindhaltung« (engl. Child’s Pose ) genannt wird (Abb. 2.27). Sie ist der primären Krümmung des ungeborenen Kindes nachempfunden. In gewissem Sinne sind alle nach hinten gewölbten (konkaven) Krümmungen des Körpers Ausdruck der primären Krümmung. Man kann sich ganz einfach ein Bild aller primären Krümmungen machen, indem man auf die Körperteile achtet, die bei Savasana , der Totenstellung, den Boden berühren (Abb. 2.28 und 2.29): die Rundung des Hinterkopfes, der obere Rücken, das Kreuzbein, die Rückseite der Oberschenkel, die Waden und die Fersen. Dementsprechend finden sich die sekundären Kurven in all jenen Körperteilen wieder, die in dieser Stellung keinen Kontakt mit dem Boden haben: die Hals- und Lendenwirbelsäule, die Kniekehlen und der Bereich hinter den Achillessehnen.

    Abb. 2.27 Die Kleinkindhaltung ist der primären Krümmung des ungeborenen Kindes nachempfunden.
    Abb. 2.28 In der Totenstellung (Savasana) berühren die primären Kurven (blau schattiert) des Körpers den Boden.
    Abb. 2.29 Savasana –

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