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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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sollte außerdem 1,5 Liter Wasser mitnehmen und zwei saubere Handtücher, zweifelsohne wegen der Tropfattacke, die sich auf der Matte abspielen würde.
    Als ich das Studio betrat, haute mich die Hitze fast um. Mehrere Heißlüfter erhitzten den Raum auf 40 Grad, und ein paar Ventilatoren verteilten die Luft. Zwei Wände bestanden nur aus Spiegeln. Die Matten lagen dicht aneinandergedrängt, die Luft im Raum war schon vor der Stunde schlecht. Unter amüsant und glamourös verstehe ich etwas anderes.
    Die ersten Übungen gingen noch, doch das Schweißgetropfe wurde zusehends nerviger. Der Schweiß schien die Luftfeuchtigkeit noch zu steigern. Ich hatte Lust, zum Fenster zu rennen und es aufzureißen, aber das war natürlich verboten. Was sehr ablenkte, waren die Spiegel, die schon immer eine magnetische Wirkung auf meine Augen ausgeübt haben.
    Ich wäre bei den Asanas gut mitgekommen, wenn ich nicht ständig auf meiner Matte herumgerutscht wäre. Doch dann passierte etwas, das mich völlig aus dem Konzept brachte. Die Lehrerin, die wirklich sehr ansehnlich aussah, hatte von Anfang an einen Yoga-Nazi-Ton, der mich vielleicht deswegen nicht so störte, weil ich das erstens erwartet hatte, und zweitens, weil sie mich in Ruhe ließ. Doch als nach etwa 45 Minuten ein Mittvierziger fragte, ob er zur Toilette dürfe, wurde sie richtig gemein.
    »Oooooh, wer muss denn da Pipi?«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Was war denn das für ein Kindergarten?
    Der Typ stand eingeschüchtert herum, und sie machte weiter: »Ach, da kann es wohl jemand nicht halten. Da ist jemand schwach. Na gut, lassen wir ihn Pipi gehen.«
    Eigentlich wollte ich aufstehen und gehen, doch ich verpasste den Moment und dann konnte ich nicht mehr gehen, weil ich nicht wollte, dass jemand dächte, ich würde gehen, weil mir die Asanas zu viel wären oder die Hitze. Man merkt: Das Gute in mir war ganz woanders. Also machte ich weiter und wartete auf Umkehrhaltungen, doch die kommen bei Bikram gar nicht vor, und da reichte es mir endgültig. Ohne Umkehrhaltungen macht Yoga nur halb so viel Spaß.
    Nach der Stunde fühlte ich mich schwach und schwindelig, und am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen und einem irren Muskelkater auf. Doch ich musste immer wieder an den armen Mittvierziger denken, der fast nicht hätte Pipi machen dürfen. Ich konnte mir zwar vorstellen, dass Bikram sehr effektiv wäre, doch inzwischen ging es mir nicht mehr nur darum. Ich brauchte zwar eine harte Hand, doch niemanden, der mich erniedrigte, denn das erledigte immer noch am besten ich selbst. Und damit war ich mit Bikram durch.
    *
    Als ich mich schließlich doch im Büro blicken ließ, rief mich die Chefin zu sich.
    »Na, wie war das Fasten?«
    Ich faselte von Verzicht, Stolz, innerer Mitte, Ruhe. Ich benutzte viele große Wörter, nur Hunger nicht.
    »Nein, ich meine: Wie viel haben Sie abgenommen?«, fragte sie mit ihrer Zeitdruck-Pose. Dazu lehnte sie sich nach vorne, verschränkte die Arme und zog an ihrer Armbanduhr.
    »Ach so. Viereinhalb Kilo«, sagte ich.
    »Na, das ist doch famos!«
    Ja, allerdings, dachte ich. Sollte ich sie auf die Deadline für den Bericht ansprechen? Was wollte die eigentlich?
    Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, sagte die Chefin, während sie ihr Haar dramatisch über eine Schulter warf: »Also, jetzt mal Klartext: Wegen des Berichts hab’ ich Sie da eigentlich gar nicht hingeschickt. Klar, wenn es Ihnen was für die Studie gebracht hat, schreiben Sie’s ruhig auf.«
    »Aber … worum ging’s denn dann?«
    »Na ja, sehen Sie es als verfrühtes Geburtstagsgeschenk an«, sagte sie und versuchte zu lächeln.
    »Was denn?« Ich verstand sie wirklich nicht mehr.
    »Die innere Mitte. Und meinetwegen die vier Kilo weniger.«
    »Viereinhalb!«
    »Umso besser.«
    Oh mein Gott. Die Chefin war verrückt!
    »Wie war es eigentlich? Hatten Sie großen Hunger?«
    »Wieso?«
    »Na ja, weil ich demnächst auch mal fasten wollte …«
    Mir schwante, dass sie mich als Versuchskaninchen vorausgeschickt hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
    In stressigen Zeiten helfen Bounty-Schokoriegel besonders gut, und es war das erste Mal nach dem Fasten, dass ich zu einem griff. War die Alte verrückt? Mir viereinhalb Kilo weniger zum Geburtstag zu schenken! Ich verspürte ein Zuckerhigh. Mmmmh, Zuckerhigh.
    Ich rief Alev an und erzählte ihr von der Chefin.
    »Ist doch super. Freu’ dich doch!«, sagte sie.
    Echt? Ich glaube, so was ist doch illegal! Die

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