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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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Polly sehr vermissen, doch ich freute mich für sie. Es war der richtige move , zumal sie an einer der angesehensten Yoga-Schulen aufgenommen worden war.
    »Das stammt nicht von mir, sondern ich habe es in einem Artikel im LA Weekly gelesen, vor ein paar Jahren schon.«
    »Aha.«
    Die rote Wand war nicht das, was ich gewollt hatte, doch sie war genau richtig, nach der alten Devise sometimes you get just what you need . Das galt auch für Polly, die Bald-Kalifornierin, die aus einer zaghaften Idee einen fabelhaften Plan gestrickt hatte. »Ja. In dem Artikel stand übrigens auch, dass Yoga in LA um seine Seele kämpfe, weil die amerikanische Profitgeilheit den yogischen Prinzipien widerspräche, und dass große Yoga-Ketten kleine Studios schluckten. Aber ehrlich gesagt bin ich sogar darauf gespannt. Yeah!«
    »Wie lange wirst du weg sein?«
    »Ein halbes Jahr, so ungefähr.«
    »Ich freu’ mich für dich. LA Woman!«
    Das Detox-Moment, das ich gerade erlebte, hätte auch super nach LA gepasst. Das Fastengefühl hielt an. Ich schnupperte an Lebensmitteln, so à la Instincto-Therapie, aber kam mir dabei gar nicht irre vor. Ich fühlte, ob die Inhaltsstoffe gut für mich waren oder nicht. Ich hatte Lust auf Rote-Bete-Carpaccio, braunen Reis mit Shiitake-Pilzen auf Spinat und Fisch. Wenn ich aß, war ich sofort satt. Ich kaute langsam. Ich war dankbar fürs Essen. Ich aß einen Keks, und danach mir wurde schlecht von den pflanzlichen Fetten. Auf Alkohol hatte ich gar keine Lust mehr. Ich befolgte Walters Aufbauplan, ohne mich anstrengen zu müssen, und fühlte mich erhaben, denn wie es heißt, kann jeder Idiot fasten, doch nicht jeder lernt daraus. Jedenfalls war es so kurz vor Weihnachten großartig, frisch gefastet zu haben. Lebkuchen, Plätzchen und Glühwein schienen zum ers-ten Mal nicht wie Verlockungen, denen es zu widerstehen galt, sondern wie triefende, übel riechende, zuckerhaltige, fettige Kalorienbomben, die bei mir zu meinem großen Erstaunen nicht zündeten.
    Das bedeutete natürlich auch, dass ich nun anders einkaufte, was mir aber zusehends den Tag verdarb. Es gibt in Berlin wahrlich keinen Mangel an Bio-Läden, doch sie sind Brutstätten der miesen Laune und der Unfreundlichkeit, der Merkel’schen Mundwinkel und der ungefärbten Haare. Außerdem wurde man ständig von Rucksackträgern angerempelt oder von Kinderwagen angefahren und durfte eine Entschuldigung scheinbar so wenig erwarten wie ein blutiges Steak. Wen wundert’s? Schließlich war ein Bio-Laden die Geburtsstätte des Begriffs »Yoga Bitch«. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang eine Studie aus dem Monatsmagazin Psychological Science , die herausgefunden hat, dass der Kauf von Bio-Produkten zu unsozialem Verhalten animieren kann. Ach nee. Tofu-
würstchen machen aggressiv? Wusste ich’s doch! Aber ich musste sie haben, meine Gier nach Gesundem kannte keine Grenzen.
    Meine Laune war einfach nicht zu verderben, denn meine Klamotten saßen lockerer. Es gibt kaum einen besseren Stimmungsaufheller als ein paar Zentimeter Luft zwischen Haut und Roger-Jeans. Ich kaufte ein paar neuen Sachen und grub einige andere aus Koffern hervor, die ich gepackt hatte, als ich vor ein paar Monaten anfing zuzunehmen. So sehr es auch in Mode sein mag, sich gegen den Körperkult zu stemmen: Es fühlt sich wirklich gut an, wenn er anfängt zu spuren, der Körper. Je älter wir werden, umso größer ist die Sehnsucht danach, den eigenen Körper gut zu behandeln. Ich stelle dafür eine Gleichung auf: [5]
Jahrelange Vernachlässigung des Körpers
+ Essensüberfluss
+ sedentary lifestyle
:
Alter x technischer Fortschritt
=
akute Anfälligkeit für die Gesundheits-,
    Sport-, Diät-, Beauty- und Wellnessindustrie
    Ich befand mich natürlich mitten in meiner eigenen Gleichung. Rosas Plan sah vor, dass ich nach dem Fasten mindestens dreimal in der Woche Yoga machen würde. Zudem musste ich zweimal in der Woche einen Ausdauersport machen. Zur Wahl standen Joggen, Laufband, Spinning, Work-outs mit einem Personal Trainer, Schwimmen oder Boxen.
    Boxen reizte mich am meisten, doch es kam anders. Als ich gerade vor einer dieser fabelhaften Tele-Shopping-Dauerwerbesendungen saß, wurde ein unglaubliches Laufband mit angebauten Nordic-Walking-Stöcken in den höchsten Tönen angepriesen. So ungern, wie ich das Haus verließ, um zu laufen, traf das genau meinen Geschmack. Außerdem wurde das Gerät nach Hause geliefert! Und ich konnte es zurückschicken! Oder ich konnte

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