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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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fortgeschrittener war als alle anderen. Keine Ahnung, warum sie an unserer Stunde teilnahm. Sie stöhnte und atmete und machte alles extra-laut, was ich sehr irritierend fand. Sie war eine dieser nervigen Yogis, die »alles rauslassen« wollen. Ich merkte, dass ich nicht als Einzige davon abgelenkt wurde. Jana war wie immer auf Zack und sagte: »Diesmal leise ausatmen, damit wir den Fluss des Prana nicht stören. Durch die Nase ausatmen.«
    Die Soap-Darstellerin, das war mir klar, wollte Aufmerksamkeit. Vielleicht wurde ihr Vertrag nicht verlängert oder die Person, deren Rolle sie spielte, würde bald in einem Aufzugschacht enden? War das hier ihre Ersatzbühne? Ich versuchte meine schlechten Gedanken beiseitezuschieben, doch sie wurde immer exaltierter, absolut ohne jedes Gefühl für ihre Umgebung. Ich wünschte ihr die Krätze an den Hals, was mir spätestens bei Janas Schlussgebet (alle Lebewesen lieben und so) wiederum leidtat.
    In der Umkleide gab es dann ein großes Geschrei: Alexis’ Tasche war weg. Ich rollte zunächst mit den Augen, weil ich mir sicher war, dass sie zu den Drama-Queens gehörte, die zuerst schreien und erst dann alles absuchen (lassen). Doch auch nach gründlichem Absuchen blieb die Tasche verschwunden.
    »Was für ein schlechtes Karma«, murmelte jemand.
    »Sag das mal meinen Kreditkarten, du blöde Kuh«, schrie Alexis. »Die muss ich jetzt alle sperren lassen. Das kann doch nicht wahr sein: Wer klaut denn in einem Yoga-Studio?«
    Ja, in der Tat, schlechtes Karma. Ich hatte kurz zuvor irgendwo gelesen, dass Karma eine Art Energiesuppe sei. Wäre es zu einfach, in diesem Fall das nervige Gestöhne der Selbstdarstellerin mit dem ihr widerfahrenen Unrecht als Zutaten der heutigen Karma-Suppe anzusehen? Wahrscheinlich. Ich tat es trotzdem. Ich muss natürlich zugeben, dass ein Yoga-Studio niemals ein Tatort sein sollte; das passte gar nicht. Trotzdem hoffte ich, dass sie sich mit ihrem Pornostöhnen nun ein neues Studio suchen würde. Gott, alle Lebewesen soll ich lieben! Meine Gefühle waren auch eine Energiesuppe.
    Als ich zu Hause war, rief Sophie an und fragte: »Hast du die Bild -Zeitung gesehen?«
    »Äh, nein.«
    »Ich komm vorbei.« Klack.
    Fünf Minuten später schleuderte sie die aufgeschlagene Zeitung auf den Tisch, darauf grobkörnige Schnappschüsse von der de Chemarn und Julian, an irgendeiner Straßenecke in München knutschend.
    »Das ist doch der Glitzergürtel-Yogi!«, rief Sophie. »Hattest du nicht gesagt, die Yoga-Stunde bei ihm sei die beste aller Zeiten gewesen?«
    »Ja, bis ich ihn dann im Glitzergürtel sah.«
    »Na, ihr scheint der Gürtel nichts auszumachen, he he … He, was ist denn mit dir los?«, fragte Sophie.
    »Ach, hab’ gerade ’ne merkwürdige Yoga-Stunde hinter mir. Und Jana, meine Lieblingslehrerin hört wohl bald auf.«
    »Wieso?«
    »Schwanger.«
    »Hm«, sagte Sophie. »Irgendwas ist immer. Und wie läuft der Rest des Plans?«
    »Elf Pfund weniger, aber es muss noch weiter nach unten gehen.«
    »Na ja, morgen ist El General de la Rosa wieder da und nimmt die Zügel in die Hand«, grinste Sophie hämisch.
    *
    Und so war es auch. Ich hatte meinen ersten und, wie sich herausstellen sollte, nicht meinen letzten Termin beim Beauty-Doc Rosas Vertrauens, Dr. Filler. Dr. Filler war groß und sah aus wie ein Vogel. Er war plastischer Chirurg, operierte aber nicht mehr, sondern bot jetzt in seiner schicken Praxis alle Arten von Schönheitsbehandlungen an. Rosa sagte, er sei der Beste.
    Dr. Filler würde zwei Pläne für mich aufstellen: je einen für Gesicht und Körper. Was ich denn genau verändern wolle?
    »Also, am Körper hätte ich gerne, dass die Cellulite verschwindet, weniger Bauchfett und ein bisschen straffere Arme. Ach, und ich weiß nicht, ob es etwas gegen diese love handles gibt …?«
    »Ja, gibt es. Gut, dann sehen wir uns das mal an. Ziehen Sie sich bitte bis auf die Unterwäsche aus.«
    Das tat ich, und er betrachtete eingehend die erwähnten Körperregionen, fühlte und tastete und quetschte und machte sich Notizen (Was schrieb er wohl? Schwabbelig? ) und fotografierte sie.
    »Wozu machen Sie das?«, fragte ich.
    »Es ist für die meisten Patientinnen schwierig, sich genau zu erinnern, wie die Beschaffenheit vorher war. Das sind die Vorher-Fotos, sozusagen. Als Vergleich.«
    Ganz schön schlau. Ich konnte mir vorstellen, wie viele Chihuahuas sonst quieken würden: Oh Mann, ist ja viel schlimmer als vorheeeeeeeer .
    »Also, ich würde

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