Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
auf die Ferne durchführbar wäre, als einfach übereilt zusammenzuziehen. Doch Ron war von ihrem Vorschlag so begeistert gewesen, dass sie geglaubt hatte, es wäre die Ideallösung. Anfangs hatte sich alles richtig angefühlt. Ihr Studium konnte sie in Berlin abschließen, die Stadt war wundervoll und mit Ron lief alles bestens. Das hatte sie zumindest gedacht.
Der Laptop war zwischenzeitlich hochgefahren und Lena gab das Passwort für den Internetzugang ein. In einer Flugbörse suchte sie nach einem Nachmittagsflug. Wer konnte schon wissen, wie lange Maureen auf der Polizeistation brauchte, um ihre Diebstahlsanzeige aufzugeben.
Nach drei Minuten fand sie einen passenden Flug von Schönefeld nach Palma für einhundertvierzig Euro. Günstiger war auf die Schnelle nichts zu finden.
Um sich die Zeit zu vertreiben und nicht ihren trüben Gedanken nachzuhängen, schrieb sie eine E-Mail an ihren Tutor und eine an ihre Eltern, die sie später dann noch telefonisch informieren wollte. Auf Facebook änderte sie in ihrem Profil den Beziehungsstatus auf Single, blockierte die beiden als Freunde und löschte alle Bilder auf denen Ron oder Jörg zu sehen waren. Sie wollte sich die kommenden Wochen auf ihre Abschlussarbeit konzentrieren und vielleicht ab und zu mal eine Meldung auf Facebook posten. Und in dieser Zeit wollte sie nichts von Ron sehen und hören. Aus dem Internet klaute sie sich ein traumhaftes Foto von Mallorca und tauschte es gegen den Desktophintergrund, auf dem Ron sie frech anlachte.
Nach einem Blick auf die Uhr hoffte sie, Maureen würde bald kommen. Plötzlich hatte sie es eilig, Berlin zu verlassen.
Aus der Minibar holte sie sich eine Cola und ein kleines Fläschchen Rum und schüttete die Mischung in den Zahnputzbecher. Ein trauriges Frühstück. Vernünftiger wäre es gewesen, sich vom Markt etwas Essbares zu besorgen. Auch wenn sie keinen Hunger verspürte, wusste sie, wie armselig es war, sich schon am frühen Mittag mit Alkohol zu trösten. Doch Maureen war nicht da, und sie fühlte sich schrecklich einsam und allein.
In dem Moment, als sie damit liebäugelte auch den Wodka zu vernichten, schwang die Tür auf und Maureen trat ein. Sie trug ein naturfarbenes Kostüm, das ihre schlanke Figur hervorragend ins Licht setzte. Der wadenlange Rock, die taillierte Jacke und die hochhackigen Stiefel standen ihr ganz ausgezeichnet. Ihr ergrautes Haar trug sie wieder aufgesteckt und hätte sie noch einen Hut getragen, wäre sie als Filmdiva durchgegangen. Diese Frau hatte so gar nichts Omamäßiges an sich. Trotz der vielen Falten im Gesicht sah Maureen besser aus, als andere Frauen in ihren besten Jahren. »Wow. Du siehst einfach nur wow aus«, begrüßte sie Maureen. In ihren Jeans, ihrem Lieblingspulli und der roten Lederjacke wirkte Lena neben ihr wie eine ungezogene Göre. »Willst du zu einer Filmpremiere?«
Maureen lächelte sie an. »Danke, Kindchen. Aber in meinem ramponierten Kostüm von gestern konnte ich ja kaum unter die Leute gehen.«
Lena grinste. Auf dem gestrigen Kostüm, welches nicht weniger elegant geschnitten war, befand sich auf Hüfthöhe ein kleiner Schmutzfleck, den man jederzeit hätte abklopfen können. Aber Maureen schien das für indiskutabel zu halten und Lena schwieg.
»Ich habe einen Flug gefunden. Er geht heute Nachmittag.« Sie sah auf die Uhr. »Um genau zu sein in drei Stunden. Soll ich den buchen?«
»Ich bin so weit. Von mir aus kann´s losgehen.« Maureen stand neben ihrem bereits gepackten Koffer und musterte sie. »Wie lief es bei dir?«
»Bestens. Ron wird in dieser Wohnung die nächste Zeit keine Schäferstündchen mehr halten. Ab spätestens Morgen wird die ganze Bude stinken.« Lena lachte boshaft auf. »Das wird dem empfindlichen Näschen von Jörg gar nicht gefallen!«
»Denkst du wirklich, die beiden haben ein Verhältnis?«
Lena tippte ihre persönlichen Daten in die Buchungsmaske ein. »Das spielt keine Rolle mehr. Er hat mich betrogen und das werde ich ihm nicht verzeihen können. Ich kenne mich.« Sie sah zu Maureen. »Ich brauche deinen Pass.«
Maureen reichte ihn ihr. Lena schloss die Buchung ab und notierte die Buchungsnummer auf einem Zettel, da sie keinen Drucker zur Verfügung hatte. Dabei fiel ihr etwas ein. »Maureen. Du hättest gestern trotzdem fliegen können. Heutzutage braucht man das ausgedruckte Ticket gar nicht mehr. Es steht alles im Computer. Tut mir leid, dass ich daran gestern gar nicht gedacht habe.«
Die alte Dame setzte sich
Weitere Kostenlose Bücher