Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
auf die Bettkante. »Als mir das einfiel, saßen wir schon in dem spanischen Restaurant und da wollte ich kein Spielverderber sein. Du hast so verzweifelt gewirkt und mir geholfen, da wollte ich dich nicht einfach dort sitzen lassen.«
Lena klappte ihren Laptop zu, beugte sich zu Maureen hinüber und umarmte sie. »Danke.«
»Ich fand es spannend. Zudem hätte ich sonst die Diebstahlanzeige nicht, um der Versicherung die gestohlenen Sachen zu melden.« Maureen stand auf und strich sich den Rock glatt. »Und nur damit du es weißt. Irgendwann braucht jeder Hilfe, und ich habe gespürt, dass für dich der Moment gekommen ist, an dem dir geholfen werden muss. Wir werden uns gut verstehen, glaub mir.«
»Und ich bin dir auch wirklich nicht lästig? Ich meine, ich werde dir ständig im Weg sein in deinem Haus.«
»Mach dir darüber mal keine Sorgen.« Maureen lächelte sie an.
Lena selbst würde es nichts ausmachen. Sie war es vom Wohnheim in Hannover nicht anders gewohnt. Gemeinschaftsbad auf dem Gang und ein kleines Zimmer, das sie sich mit ihrer Freundin Carola teilte. Und trotzdem waren sie sich oft genug auf die Nerven gegangen, weil die Privatsphäre komplett hinüber war. Sollte es nicht gut gehen, dann würde sie nach Frankfurt zu ihren Eltern fahren. Maureens Gastfreundschaft wollte sie auf keinen Fall überstrapazieren.
»Können wir gehen?«, fragte Maureen.
Lena griff nach ihrem Koffer und ihrer Reisetasche und nickte.
Nachdem sie das Zimmer bereits am Vorabend bezahlt hatte, musste sie nur noch die Getränke aus der Minibar begleichen.
Anschließend standen sie auf der Straße. »Mit dem Taxi zum Bahnhof und dann mit dem Regio nach Schönefeld? Ein Taxi für die ganze Fahrt kann ich mir nicht leisten.«
Maureen winkte einem Taxifahrer. »Das war gestern auch mein Plan. Ich bin zwar alt, aber nicht gebrechlich.«
»Das wollte ich damit nicht sagen«, rechtfertigte sich Lena.
»Kindchen, das weiß ich doch. Du hast mich nur gerade so angesehen, als würde es mir etwas ausmachen, eine halbe Stunde mit der Bahn zu fahren.«
***
Drei Stunden später steuerte das Flugzeug die Rollbahn an. Den Moment des Abflugs liebte Lena besonders. Wie sie in den Sitz gedrückt wurde und die Umgebung an ihr vorbeisauste, bedeutete immer, dass sie nach der Landung entweder wieder nach Hause kam, oder aber, dass sie, wie heute, auf ein unbekanntes Abenteuer zusteuerte. Trotzdem wollte sich bei ihr noch keine Freude einstellen.
Die Maschine hob ab und Maureen tippte ihr an die Schulter. Berlin wurde unter ihr immer kleiner und es kam ihr unwirklich vor, bald von allem weit weg zu sein, was ihr je etwas bedeutet hatte. Sie presste die Lippen zusammen.
»Lena, hast du noch Bargeld?«
»Ja, warum?«
Die Maschine gewann an Höhe und flog durch eine dichte Wolkendecke. Lena drehte sich zu Maureen.
»Ich dachte, wir könnten uns die Zeit mit reden und einem schönen Glas Sekt vertreiben.«
Lena rang sich ein Lächeln ab. »Tolle Idee.«
Maureen reckte sich zum Klingelknopf und ein leises Bing ertönte. Die Stewardess kam den Gang entlang und schaltete das Signallicht aus. »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
»Wir hätten gerne zwei Sekt«, bestellte Maureen.
»In zwanzig Minuten beginnen wir mit unserer Servicerunde«, erwiderte die Stewardess mit professionellem Lächeln.
Maureen spähte auf das Namensschild. »Liebe Frau Winter. Sehe ich aus, als könnte ich in meinem Alter noch auf jedes Getränk zwanzig Minuten warten?« Maureen klimperte so gekonnt mit den Augen, dass Lena sich zusammenreißen musste, um nicht laut loszuprusten.
»Verzeihung«, meinte Frau Winter mit Verwirrung im Blick. »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
»Danke sehr«, meinte Maureen und lächelte sie an. »Das ist reizend von Ihnen.«
Drei Minuten später tauchte die Flugbegleiterin mit zwei Bechern und zwei kleinen Sektflaschen auf. »Bitte sehr.«
Lena zog ihre Geldbörse aus der Handtasche.
»Bezahlen Sie bitte, wenn wir mit dem Wagen bei Ihnen vorbeikommen.«
Maureen klappte ihr Tischchen herunter. Frau Winter drehte die Flaschen auf und schenkte in jeden Becher einen Schluck ein.
»Vielen Dank meine Liebe«, sagte Maureen.
Als Frau Winter aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, fragte Lena: »Bekommst du immer, was du willst?«
»Meistens«, meinte Maureen und reichte ihr einen Becher. »So, und nun erzählst du mir, warum du in deinem Alter noch studierst.«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht«,
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