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Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Titel: Yoga ist auch keine Lösung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
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erstand sie mehrere billige Fischfilets, frischen Tintenfisch und dreihundert Gramm Scampi. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, stieg sie in ein Taxi und fuhr damit den knappen Kilometer zu ihrem Apartment zurück.
    Ein Blick nach oben verriet ihr, dass Ron das Haus verlassen haben musste. Sicherheitshalber klingelte sie. Als sich nichts rührte, steckte sie den Schlüssel in die Haustür und hastete die Treppenstufen hoch. Vor ihrer Wohnungstür legte sie das Ohr ans Türblatt und lauschte. Kein Geräusch war zu hören.
    Lautlos schloss sie auf und tapste auf Zehenspitzen durch die Wohnung. Als sie vor dem Schlafzimmer angelangte, schnürte sich ihr Magen zusammen. Wie am Vortag war die Tür geschlossen. Es kostete sie Überwindung die Klinke zu drücken, und sie zögerte einen Augenblick. Langsam öffnete sie die Tür. Das Zimmer war leer und das Bett ausnahmsweise gemacht. Ron hatte es sogar frisch bezogen. Doch das änderte nichts an ihrem Entschluss.
    Der Duft von Rons Rasierwasser lag in der Luft, was Lena noch mehr gegen ihn aufbrachte. Wer zum Teufel benutzte ein Aftershave, wenn er joggen ging? Wie oft hatte er sie bereits betrogen, ohne, dass sie auch nur den leisesten Verdacht gehegt hatte? Mit einem Kopfschütteln schob sie diese Gedanken beiseite und eilte zum Küchenschrank, wo sie den Handbesen vom Haken nahm und sich die Trittleiter griff.
    Im Wohnzimmer stieg die sie Leiter nach oben zur Vorhangstange, zog das Endstück der Holzstange ab und fasste mit dem Finger hinein. Sie hatte Glück. Die Stange war innen hohl. Das Abschlussstück steckte sie in die Hosentasche und zog aus der Wochenmarkttüte das Paket mit den Garnelen und den Tintenfischstücken heraus. Vorsichtig stopfte sie ein Stück nach dem anderen in den Hohlraum, bis sie die einzelnen Meeresfrüchte mit dem Stiel des Handbesens nicht mehr weiterschieben konnte. Sie steckte das Endstück wieder auf die Stange, stieg von der Leiter und machte sich an der zweiten Gardinenstange zu schaffen.
    Nachdem sie das Wohnzimmer präpariert hatte, eilte sie ins Schlafzimmer, wo glücklicherweise dieselbe Art Vorhangstange angebracht war. Nachdem sie auch dort die Garnelen und Tintenfischstücke versteckt hatte, packte sie ein Fischfilet in die hinterste Ecke des Kleiderschranks.
    Die restlichen Filetstücke deponierte sie auf einem Küchenschrank, in zwei Sofakissen und eines unter dem Bett.
    Auch wenn ihre Tüte noch halb voll war, wollte Lena sich nicht länger in der Wohnung aufhalten und riskieren, Ron über den Weg zu laufen. In Windeseile packte sie ihre Lieblingskleidung und ihre Badesachen in einen Koffer, räumte das Badezimmer leer und warf ihre Schuhe und den Laptop in eine kleine Reisetasche.
    Innerhalb von zwanzig Minuten hatte sie Ron eine kleine Überraschung bereitet und ihre wichtigsten Sachen zusammengepackt. Auf dem Flurtischchen lag Rons Geldbörse, und für einen Moment dachte sie darüber nach, die Flugtickets von seinem Geld zu bezahlen. Sie verwarf den Gedanken und warf noch einen letzten Blick auf das Foto im Flur, das sie und Ron eng umschlungen am Strand von Ibiza zeigte. Sie nahm es von der Wand und pfefferte es auf den Boden, wo das Glas zerprang und sich über das Parkett verteilte. Unaufmerksam, wie Ron war, würde er vielleicht sogar in eine der Scherben treten, dachte Lena und verfluchte sich für ihre Boshaftigkeit, die sie Ron verdankte.
    An diesem Tag drückte sie den Knopf für den Aufzug und stieg auch selbst, ohne zu zögern, ein. Das Gefährt setzte sich in Bewegung und wenig später stand sie auf der Straße, zog ihren Koffer hinter sich her und fragte sich, wann der Fisch zu stinken beginnen würde.
    Mit einem Taxi fuhr sie zurück ins Hotel am Kurfürstendamm.
    An der Rezeption verlangte sie nach dem Zimmerschlüssel. In ihrem Zimmer im dritten Stock stellte Lena ihren Koffer ab und eilte die Stufen wieder hinunter, da sie vergessen hatte, nach dem Code für den Internetzugang zu fragen.
    Während ihr Laptop hochfuhr, kam Lena die ganze Situation mehr als absurd vor. Mit ihrem Tutor könnte sie zwar per E-Mail in Kontakt bleiben, aber so spontane Aktionen, wie diese überstürzte Flucht, passten nicht zu ihr. Vor jeder Entscheidung wog sie sorgfältig Für und Wider ab, um nicht die falsche Wahl zu treffen. Bisher hatte das für ihr Leben immer sehr gut funktioniert.
    Bis auf die Sache mit Ron.
    Sie hätte besser in Hannover fertigstudieren und testen sollen, ob ihre Beziehung nicht für einige Monate auch

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