Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
ihrer Sitzreihe angelangt war. »Sollen wir uns noch einen genehmigen?«
»Von mir aus gerne«, stimmte Maureen zu.
3
Lena sah fasziniert aus dem Fenster des Flugzeugs, als der Flugkapitän ankündigte, dass sie in zehn Minuten landen würden. Unter ihr lagen zerklüftete Felsformationen, die wenig später in flacheres Gelände übergingen und zwei lang gezogenen Buchten wichen. Das Meer schimmerte in allen Schattierungen, von dunklem Blau bis hin zu Türkis.
Maureen beugte sich zu ihr hinüber. »Das Cap Formentor solltest du dir bald mal ansehen. Es ist eine traumhafte Naturkulisse. Wenn du mir versprichst, dass ich dich anschließend in mein Lieblingscafé in Port Alcúdia einladen darf, würde ich dich begleiten. Allerdings müssten wir früh losfahren, damit wir nicht auf die ganzen Touristenherden treffen. Es ist zwar erst April, aber das Cap wirkt viel besser, wenn man alleine dort ist.« Maureen seufzte. »Früher bin ich mit Laszlo oft zum Sonnenaufgang dort gewesen. Mit etwas Glück glühen dann die Felsen wie flüssiges Lavagestein.«
Lena drückte Maureen die Hand. Es war offensichtlich, wie sehr sie ihren verstorbenen Mann vermisste. »Warst du später nochmals dort?«
Maureen schüttelte verneinend den Kopf. »Ich hab´s nicht über mich gebracht.«
Die Maschine drehte von der Küste ab und überflog eine flache Ebene. Vereinzelt entdeckte Lena kleine Ortschaften und sie fragte sich, wo Maureen überhaupt wohnte. Selbst wenn sie ihr den Ortsnamen verraten hätte, so wüsste sie doch nicht, ob sich das Dorf in der Inselmitte, im Osten oder im Westen befände. Von Mallorca kannte sie nur die typischen Reportagen, die sie schnell wieder wegschaltete, da sie es beschämend fand, wie sich ihre Landsleute im Urlaub teilweise benahmen.
Mit Ron war sie auf Ibiza gewesen. Allerdings hatte sie auch damals auf eine Reise in der Vorsaison bestanden. Ron hatte zwar gemeckert, weil er gerne auch die Diskotheken erkunden wollte, aber Lena konnte der elektronischen Musik wenig abgewinnen. Auch war es ihr in den meisten Discos zu laut und zu voll. Viel lieber schlenderte sie morgens über einen Markt oder unternahm einen gemütlichen Stadtbummel, und das konnte sie nur in der Nebensaison genießen, wenn Touristen nicht die Straßen verstopften.
Die Maschine setzte sanft auf und Lena lächelte, als sie am Rande des Rollfelds die ersten Windmühlen und Palmen erblickte.
»Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen«, meinte Maureen.
Lena nickte, auch wenn sie sich selbst nicht halb so sicher war, wie sie sich Maureen gegenüber gab. »Und wenn ich dir auf die Nerven gehe, dann bringst du mich zum Flughafen. Versprochen?«
»Ach was. Wir werden uns schon verstehen«, widersprach Maureen und erhob sich. »Jetzt holen wir unsere Koffer und dann geht´s ab zu mir nach Hause.«
Dreißig Minuten später zogen sie ihre Gepäckstücke zum Ausgang. Obwohl es schon fast sechs Uhr abends war, schlug ihr noch milde Frühlingsluft entgegen. Lena folgte Maureen, die bereits zielstrebig auf die Taxen zuging.
Der Fahrer packte die Koffer in den Kofferraum und Lena setzte sich neben Maureen auf den Rücksitz.
»A Bendinat. Y tome el Paseo Marítimo y no la Vía Cintura, por favor«, erklärte Maureen.
Lena sah sie mit fragendem Blick an.
»Ach, ich habe ihm nur gesagt, dass er nicht die Stadtautobahn nehmen soll.« Maureen lächelte und lehnte sich in die Polster. »Auch wenn es länger dauert, genieße ich jedes Mal, nachdem ich fort gewesen bin, die Fahrt über die Küstenstraße. Du wirst bald wissen, warum.«
Die Fahrt vom Flughafen ging zunächst trotzdem über die Autobahn. Nach etwa fünf Kilometern fiel Lenas Blick auf ein hässliches Gebäude, welches fast bis an die Straße reichte. »Was ist denn das für ein Monstrum?« Der Taxifahrer stoppte vor einer roten Ampel, da die Autobahn dort endete.
»Das sollte Mallorcas Kongresszentrum werden.« Maureen schüttelte den Kopf. »Die hohlköpfigen Politiker haben auch hier immer große Pläne. Das Ding sollte schon seit drei Jahren fertig sein, aber die Stadt ist pleite und jetzt vergammelt alles. Ich werde die Fertigstellung vermutlich nicht mehr erleben.«
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung und linker Hand entdeckte Lena das Meer. Ihr Herz machte einen Satz. Das Meer hatte sie schon immer geliebt. Irgendwie strahlte es etwas Beruhigendes aus.
»Du solltest besser nach rechts schauen«, meinte Maureen.
Lena wandte den Kopf. Vor ihr ragten Häuser im
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