Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
die Augenbrauen zusammen und starrte sie an, als sei sie verrückt geworden.
»Ich weiß es.«
»Du hast Ideen. Es ist Nacht, und keine Menschenseele ist mehr unterwegs. Ich bin ein guter Autofahrer und es ist nicht weit.« Marcel redete ruhig auf sie ein. »Jetzt komm schon. Oder soll ich alleine fahren?«
Lenas Blick war fest auf die Straße geheftet. Er könnte tatsächlich alleine fahren. Doch wer würde auf die Kleinen aufpassen? Man konnte sie doch nicht einfach auf den Beifahrersitz packen und losfahren. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an.
»Du hast das vorher ernst gemeint, oder?«, fragte er. »Ich habe es für eine Ausrede gehalten. Keiner hat Angst vor roten Autos. Dafür gibt es nämlich keinen Grund. Ob ein Auto rot, gelb, weiß oder schwarz ist, spielt doch keine Rolle.«
»Für mich schon«, sagte Lena. Sie spürte, wie sie zu zittern begann.
»Ich verspreche dir, vorsichtig zu fahren«, meinte Marcel und drückte ihr die Schulter. Lena sah auf und erwartete, Spott in seinen Augen zu sehen, doch sie las darin nur Sorge. Ob es die Sorge um die Welpen war, oder ob er sich auch um sie sorgte, vermochte sie nicht einzuschätzen.
Lena schloss für einen Moment die Augen. »Gut. Aber ich habe dich gewarnt.«
»Es wird nichts passieren.« Marcel nahm ihre Handtasche und half ihr hoch, da sie immer noch den verletzten Welpen in der Hand hielt.
Lena ließ sich um das Auto führen und fühlte sich richtiggehend krank. Ihre Angst verwandelte sich in Panik, und sie spürte, wie sie zu hyperventilieren begann. Marcel stellte ihre Handtasche auf ihren Schoß, zerrte am Sicherheitsgurt und schnallte sie an, bevor er auf die Fahrerseite spurtete und den Wagen anließ.
Das Röhren des Motors dröhnte durch die stille Nacht, und Lena schloss die Augen, als Marcel anfuhr. In gemächlichem Tempo lenkte er das Auto die erleuchteten Straßen entlang.
Lena spürte, wie er seine Hand auf die ihre legte und sie drückte. »Du kannst die Augen öffnen, wir sind ganz alleine unterwegs. Es wird dir nichts passieren, okay?«
Sie fuhren noch einige Meter, bis Lena es wagte, tatsächlich auf die Straße zu sehen. Obwohl ihnen bisher niemand entgegengekommen war, löste sich ihre Verkrampfung nicht. Es kostete sie größte Anstrengung, ihre Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Nur das Fellbündel in ihrer Hand hinderte sie daran.
Lena konzentrierte sich so auf sich selbst, dass sie nicht hätte sagen können, wo sie sich gerade befanden. Erst als das Motorengeräusch erstarb, bemerkte sie, dass Marcel auf einem kleinen Parkplatz vor einigen Geschäften geparkt hatte. Direkt vor ihnen prangte ein Schild mit der Aufschrift Veterinario 24 h .
Marcel stieg aus, zückte sein Handy und wählte die Nummer, die auf der Glastür angebracht war.
Lena öffnete mit ihrer rechten Hand die Beifahrertür, stieg aus und setzte sich auf die Stufe am Praxiseingang.
»Sprichst du Spanisch?«, fragte Marcel und blickte sie verzweifelt an.
Lena schüttelte den Kopf. »Bei Englisch könnte ich dir weiterhelfen.«
Doch Marcel versuchte bereits, die Situation auf Englisch zu erklären, bis er auflegte und seufzte. »Die Ärztin hat mich wohl verstanden. Das hoffe ich zumindest. Zur Not wäre ich in mein Hotel gegangen und hätte an der Rezeption um Hilfe gebeten.«
Lena sah sich um. Der Praxis gegenüber lag offenbar das Hotel, in dem Marcel abgestiegen war. Sie lächelte. Marcel schien ein cleverer Kerl zu sein. Und wie er so verdreckt vor ihr stand, hatte er auch nichts mehr von einem arroganten Schnösel. Dieser Typ schien tatsächlich schizophren zu sein. Als Marcel war er ein Vollidiot und als Peter ein cooler Typ. Aber wie passten die beiden zusammen?
Er setzte sich zu ihr auf die Treppenstufe. Lena bemerkte, dass Marcels Designerhose ruiniert und auch sein T-Shirt fleckig war. Ihn selbst umgab eine Geruchsmischung aus Aftershave und Müllhalde. »Du stinkst, wenn ich dir das Mal so sagen darf.«
»Du auch, also schenken wir uns nichts«, meinte er.
Lena schnupperte an ihren Händen und roch den dumpfen Geruch nach Abfällen gemischt mit dem scharfen Gestank nach Urin. Lena verzog zuerst das Gesicht und lachte dann plötzlich. »Das gibt wirklich ein super Bild ab. Zwei Stinkmorchel in einer auf Hochglanz polierten Prollschleuder!«
»Was hast du nur gegen den Schlitten? Es ist toll, einen Ferrari zu fahren.«
»Wer´s nötig hat ... ich hatte ja schon mal gefragt, ob du weißt, was man über das beste Stück von
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