Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Männern sagt, die solche Autos spazieren fahren.«
Marcel sprang auf und wollte sich gerade verteidigen, als ein Kombi auf den Parkplatz einbog und neben dem Ferrari parkte. Der verschlafen wirkende Mann stieg aus, rieb sich über das Gesicht und nickte. »Sie haben mich gerufen, nehme ich an?«, fragte der Mann in bestem Deutsch. Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss er das Rolltor auf und wuchtete das Gitter nach oben, bevor er die Tür zu seiner Praxis aufschloss. »Dann kommen Sie mal mit.«
Marcel sah Lena verwundert an. Er nahm ihr den verletzten Welpen ab, damit Lena aufstehen konnte. »Ich hatte mit einer Ärztin gesprochen.«
Der Mann brummte nur. »Meine Frau. Da sie aber kein Deutsch spricht, bin ich gekommen. Ihr deutscher Akzent war deutlich zu hören, also dachten wir, es wäre besser, wenn ich losfahre.« Er schaltete die Beleuchtung ein und lotste sie an der Rezeption vorbei in einen Behandlungsraum.
Das Licht flackerte hell auf und Lena blinzelte, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Vorsichtig hob sie den anderen Welpen aus ihrer Tasche und setzte ihn auf den spiegelnden Aluminiumtisch. Marcel legte den verletzten Kerl daneben.
Der Arzt zog sich einen weißen Kittel an, zog ein Frotteetuch aus einer Schublade und legte die Welpen darauf. Im Licht konnte Lena nun erkennen, dass der verletzte tatsächlich schwarz war, während das Fell des anderen in einem rötlich-braunen Schimmer glänzte. Mit einem Kopfschütteln betrachtete der Tierarzt die beiden zitternden Wesen. Er ging ins Nebenzimmer und kam mit einer Infrarotlampe zurück, die er augenblicklich einschaltete und vor die Welpen stellte. »Meine Frau sagte, sie haben die beiden Kerlchen aus einer Mülltonne gefischt?«
Marcel nickte, während Lena die zwei abwechselnd mit ihrem Zeigefinger streichelte.
Zunächst sah er sich die Verletzung an. »Er hat sich an einer Scherbe geschnitten. Es ist glücklicherweise nicht tief.« Mit einem Desinfektionsspray reinigte er die Wunde, betrachtete sie nochmals genauer, bevor er eine Salbe auftrug. »So, dann sollte der kleine Kerl mal gebadet werden, bevor ich ihn an einen Tropf hänge und ihm ein Fläschchen zubereite.«
Der Tierarzt füllte eine kleine Wanne mit warmem Wasser und setzte den Hund hinein, wo er ihn mit einem Shampoo säuberte. Mit einem weichen Frotteetuch rubbelte er den Welpen behutsam ab, bevor er nochmals etwas Creme auftrug und ihn wieder vor die Infrarotlampe setzte. Die gleiche Prozedur wiederholte er mit dem anderen. Der rot-braune Welpe stellte sich als Weibchen heraus und quietschte herzzerreißend, als er in das warme Wasser getaucht wurde. Die Kleine beruhigte sich erst wieder, als sie neben ihrem Brüderchen saß. Sofort kroch sie auf ihn zu und die beiden kuschelten sich aneinander.
Anschließend hörte der Arzt die beiden Welpen ab und nickte zufrieden. »Sie sind zwar erst vier Wochen alt, aber sie müssten es schaffen.«
Lena atmete erleichtert auf und lächelte. Marcels Augen leuchteten, als er zu Lena sah. »Es geht ihnen also gut?«
»Gut nicht. Sie sind entkräftet und ich werde sie an einen Tropf hängen müssen. Dann muss sich noch zeigen, ob sie fressen. Wenn sie das Futter verweigern, kann ich nicht viel tun.« Er sah von Lena zu Marcel. »Ich schätze, sie waren schon gut zehn Stunden in diesem Container. Ohne Futter. Dabei müssen sie in diesem Alter noch alle vier Stunden Futter bekommen. Morgen früh wären sie tot gewesen.«
Lena spürte, wie sie erneut die Wut überkam. Sie ballte die Fäuste und zitterte leicht. »Was für ein Unmensch muss das gewesen sein!«
Marcel legte ihr die Hand auf die Schulter. »Immerhin haben wir sie gefunden.«
»So was kommt hier öfters vor«, meinte der Tierarzt. »Es ist traurig, aber leider nicht zu ändern. Was soll mit den beiden geschehen? Ich könnte das nächste Tierheim informieren.«
»Und was wird dort aus ihnen?«, fragte Lena.
»Mit etwas Glück werden sie vermittelt«, meinte der Arzt, und legte dem Schwarzen zuerst den Tropf. Dieser jaulte erbärmlich, als er ihm die Infusionsnadel in die kleine Vorderpfote setzte.
Lena strich ihm über das Köpfchen, was ihn schnell wieder beruhigte.
»Und wenn sie nicht von jemandem aufgenommen werden?«, hakte Marcel nach.
Der Arzt blickte nur auf und sagte kein Wort. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie würden also eingeschläfert werden. Lena schüttelte den Kopf. »Kein Tierheim. Ich werde nach einer Lösung suchen.«
Die Rotbraune
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