Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Müllcontainer kaum bewegte, lehnte sie sich dagegen, damit er keinesfalls wegrollen konnte.
Mit einem Satz saß Marcel auf einer Ecke, und sie sah zu, wie er vorsichtig in die Mülltonne stieg. Lena hatte sich so auf die Fußdruckbremse konzentriert, dass sie nicht auf den Schiebedeckel achtete, der schwungvoll zuschlug. Marcel schrie auf. Der Runddeckel musste ihn direkt am Kopf getroffen haben. Lena beeilte sich, den Deckel wieder nach hinten zu schieben. »Sorry.«
»Schon gut«, meinte Marcel und rieb sich den Hinterkopf. »Könntest du bitte dafür sorgen, dass dieser Monsterdeckel aufbleibt?«
Lena stemmte den Deckel mit voller Kraft auf, auch wenn dieses blöde Ding einen Zug hatte, der ihrer Meinung nach viel zu stark eingestellt war. Keine Menschenseele konnte ohne Armquetschung in dieses Mistding eine Mülltüte einwerfen. Leise fluchend starrte sie Marcel an, der zwischenzeitlich in der Hocke saß und mit seiner Hand vorsichtig den Boden abtastete. Plötzlich erklang ein Winseln und Marcel tauchte wieder aus dem Container auf. »Solche Drecksäcke«, zischte er. »Sieh dir das an.«
Marcel hielt ihr tatsächlich einen kleinen Welpen entgegen.
»Ist er verletzt?«, fragte Lena.
Er hob ihn an. »Schwer zu sagen.« Dann streckte er ihr das kleine Fellbündel entgegen. »Pass auf ihn auf. Ich will nachsehen, ob noch mehr hier drin sind.«
Lena wusste im ersten Moment nicht, wohin mit dem kleinen Kerl, da sie ihn weder auf die Straße setzen, noch in der Hand halten wollte, zumal sie darauf achten musste, dass der Deckel nicht zuschnappte. Kurzerhand öffnete sie ihre Handtasche und setzte das zitternde Bündel in eines der Seitenfächer.
Marcel war bereits wieder abgetaucht und tastete den Boden ab. Mehrmals hörte sie ihn aufstöhnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte er auf. »Hier haben wir noch einen kleinen Kerl. Er scheint verletzt zu sein. Sein Fell fühlt sich ganz klebrig an und ich denke nicht, dass es sich dabei nur um irgendwelchen Dreck handelt. »Kannst du?«
Lena hielt ihm ihre Hand hin und der Deckel schnappte wieder zurück. Dieses Mal traf er Marcels Rücken. Ohne zu zucken, setzte er ihr das schwarze Bündel in die Hand. Das Fell des Kleinen wirkte tatsächlich feucht, und Lenas Herz hämmerte mit aller Wucht gegen ihren Brustkorb. Der Anblick trieb ihr die Tränen in die Augen. »Wer tut denn so was?«
»Es gibt so viele Arschlöcher auf dieser Welt«, meinte Marcel, stemmte sich aus dem Container und landete direkt neben ihr.
Lena strich sanft mit dem Daumen über den kleinen Kopf. »Alles wird gut«, flüsterte sie dem Welpen zu, während ein zartes Winseln aus ihrer Tasche drang. Sie setzte sich an den Straßenrand, hielt den verletzten Welpen in der Hand und stellte sich ihre Handtasche auf den Schoß, damit sich die beiden Hundebabys beschnüffeln konnten.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte Marcel und rannte davon.
Lena nickte nur geistesabwesend und streichelte abwechselnd die zitternden Fellbündel. Die Müllberge, die um sie herum lagen, sah sie nicht. Ihre Aufmerksamkeit schenkte sie vollkommen diesen beiden kleinen Wesen, die jemand einfach in den Müll geworfen hatte. Sie spürte es kaum, als ihr das verletzte Hündchen in die Hand pinkelte. Zu groß war ihre Fassungslosigkeit, wie ein Mensch zu so etwas fähig sein konnte.
Lena wusste nicht, wie lange sie am Straßenrand gesessen hatte. Ihre Tränen waren jedoch zwischenzeitlich getrocknet, als sie das Röhren eines Motors hörte, das sich ihr näherte. Marcel hielt direkt vor ihren Füßen. »Komm, wir fahren zum Tierarzt. Gegenüber des Maricels gibt es einen, der auch Notdienst hat.«
Lena starrte den Ferrari an. Sie konnte unmöglich in einen roten Wagen steigen. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen.
»Worauf wartest du noch?« Marcel hatte die Beifahrertür längst geöffnet. »Brauchst du Hilfe?«
Lena saß wie erstarrt da.
»Was ist denn los?« Marcel stieg nun doch aus und ging auf sie zu.
»Ich kann nicht«, flüsterte Lena kaum hörbar. »Es geht einfach nicht.«
»Was kannst du nicht?«, fragte er nach. Lena erkannte an seinem verwirrten Blick, dass er ihr tatsächlich nicht folgen konnte.
»In ein rotes Auto steigen«, erwiderte sie matt. Sie wusste, dass die Welpen zu einem Tierarzt mussten, doch alles in ihr sträubte sich dagegen, in diesen Wagen einzusteigen. »Wir werden einen Unfall haben«, versuchte sie es ihm zu erklären.
Marcel zog
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