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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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Kälte aus, fließt durch meine Adern und mit ihr kommt die ruhige, erschöpfte Überzeugung, dass ich vielleicht nie wieder die Chance dazu bekommen werde, wenn ich jetzt nicht schlafen gehe.
    »Wirst du bei mir bleiben?«, frage ich sie. »Während ich schlafe?«
    »Musst du noch fragen?« Ruth schluckt schwer und blinzelt gegen die Tränen an. »Glaubst du wirklich, ich könnte einfach gehen?«
    ∞
    Nur, dass ich nicht schlafen kann.
    Ich kann nur hier im Halbdunkel liegen, die Vorhänge ineffektiv gegen die strahlende Nachmittagssonne zugezogen, während zu viele Gedanken in meinem Gehirn um Aufmerksamkeit kämpfen. Manchmal fühlt es sich an, als würde ich schweben, dann fallen, ein Rausch ohne die Übelkeit, mein Geist immer noch scharf, immer noch klar, wenn auch irgendwie losgelöst von meinem Körper. Schweißtropfen bilden sich trotz der betäubenden Kälte und das ganze Bett scheint zu wackeln, aber nein, das ist nur mein Zittern. Kleine, elektrische Stöße, die durch meine Gliedmaßen fahren. So hatte Ruth wieder einmal recht. Ich habe Fieber, bin wahrscheinlich ernsthaft krank. Aber all das bemerke ich wie aus weiter Ferne, vollkommen emotionslos, noch nicht gleichgültig, aber auf dem Weg dorthin.
    Ich höre ein Geräusch. Jemand atmet in meiner Nähe, sanft und flach, und ich öffne die Augen. Ruth sitzt immer noch auf dem Stuhl neben meinem Bett und ihre dunklen Augen beobachten mich aufmerksam. Aber ich will nicht, dass sie mich so sieht, eine Masse aus Haut und Schweiß und Dreck.
    »Ruth?« Meine Stimme ist nicht mehr als ein jämmerliches Krächzen, aber sie hört mich, lehnt sich vor und nickt, als ich um Wasser bitte. Kaltes Wasser.
    »Natürlich«, sagt sie. »Geh nicht weg, okay?«
    Ein verzweifelter Witz, aber ich lächle trotzdem für sie, dann schließe ich die Augen und sehe die roten Wolken, die hinter meinen Lidern schweben, wirbeln, sausen, und plötzlich falle ich wieder. Schnell, schneller als vorher, aber ich werde mich nicht abwenden, werde meine Augen nicht öffnen. Ich lasse mich einfach fallen, halte es aus, bis das Brüllen in meinem Kopf zu einem Murmeln verblasst. Ein Zischen aus flüsternden Stimmen und Gelächter, lang gebrochenen Versprechen und Fetzen von halberinnerten Liedern.
    Ist das das Delirium?
    Erinnerung und Traum verbinden sich ununterscheidbar. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, wo ich bin und alles, was ich hören kann, ist das Schlagen meines Herzens. Es erklingt lauter als das Trampeln eines Riesen.
    ba-dum ba-dum ba-dum
    Das Schlagen meines Herzens, das Einzige, dem ich nie entkommen kann, egal, wie weit ich laufe.
    Ich rolle mich von der Matratze und schiebe eine Kassette in den billigen Player, den Dory was weiß ich wo gestohlen hat. Raubkopierter russischer Folkpunk. Die Worte wären mir unverständlich, selbst wenn ich die Sprache verstünde, und das ist genau, was ich brauche. Eine Dosis von reinem, bedeutungslosem Lärm.
    Das besetzte Haus ist eiskalt. Ich ziehe mir meine Stiefel und einen Mantel an und schwöre mir zum wiederholten Mal, dass ich die fehlenden Knöpfe bald ersetzen werde. Meine Haare sind zu kraus und lächerlich, um mir Mühe damit zu geben, also binde ich sie einfach zu einem Pferdeschwanz nach hinten. Hinter mir erwacht Dory mit einem Grunzen. »Wo du gehst?«
    »Raus.«
    Er schnüffelt und rollt sich herum, schiebt seine Pranke zwischen die Matratze und den Boden und tastet dort herum. »Wenn du Heike sehen?« Er wedelt mit einer Handvoll zerknitterter Scheine.
    »Was auch immer.« Ich nehme das Geld und schiebe es tief in meine Manteltasche. Bis auf Farben und gammelnde Pinsel vom Flohmarkt habe ich noch nie gesehen, dass Dory für etwas Geld ausgibt außer für Heroin. Sein Geld, meine ich. Mit meinem wirft er nur zu gern um sich und gibt es für Wodka und Schnaps und das zuckerüberladene, künstliche Essen aus, das er ständig in seinen Mund schiebt. Aber ich werde seine verdammte Drogensucht nicht bezahlen und das weiß er.
    »Stehst du auf?« Ich trete mit meinem Fuß gegen seine Schulter, fester als nötig. Aber er stöhnt nur und zieht sich die Decke über den Kopf. Dann soll er doch da liegen bleiben und verrotten. Ich habe von Dory alles gelernt, was möglich war, und trete jetzt nur noch auf der Stelle. Verschwende Zeit. Ich muss weiterziehen.
    Ich schlage die Tür hinter mir zu.
    ba-dum ba-dum ba-dum
    »Jetzt gehst du nach Amerika, ja?« Heike bläst Rauch aus dem Mundwinkel und drückt ihre Zigarette aus.

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