You are Mine
Beutel mit getrockneten Kräutern hervor und seltsame, vertrocknete Dinge, die gespenstisch danach aussehen, als wären sie einst lebendig gewesen. All das breitet sie auf der Arbeitsfläche aus, bevor sie auf der Suche nach einem sauberen Topf in den Schrank abtaucht. »Zum Schutz.«
Ruth schnaubt protestierend. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«
»Hör auf damit«, sagt Erin. »Ich weiß, dass nichts davon zu dem passt, wie du die Welt siehst, Süße, aber damit musst du allein klarkommen.«
Ich stoße Ruth mit der Schulter an und lächle schwach. »Ich komme in Ordnung, okay? Ich brauche nur ein wenig Schlaf.«
Sie weigert sich, mich anzusehen, und unter ihren fast geschlossenen Lidern glitzern Tränen. Ich suche nach etwas, das ich sagen kann, einer beruhigenden oder tröstenden Phrase, etwas, das besser klingt als Ich komme in Ordnung . Aber ich finde nichts, nichts, was nicht unglaublich dämlich klingen würde. Stattdessen schiebe ich meinen Stuhl nach hinten.
»Ich ziehe mich um.«
In meinem Zimmer ziehe ich die fleckigen, stinkenden Klamotten aus und rolle sie zu einem Ball zusammen. Gott allein weiß, ob sie jemals wieder sauber werden. Ich habe nur einen kurzen Blick auf den Inhalt des Eimers geworfen, bevor Ruth ihn weggebracht hat, aber was ich gesehen habe, war angsteinflößend genug. Nicht der brackige, rote Schleim meiner Vorstellung, sondern dunkle, rötliche Klumpen, die nach Galle und verdorbenem Fleisch stanken.
Ich ziehe mir Boxershorts an und verziehe das Gesicht, als ich mich im Spiegel sehe. Ich sah nie wirklich gut aus, aber bin ich inzwischen tatsächlich so mager? Mein Oberkörper ist fahl, man sieht jede Rippe, die Hüftknochen stehen über meiner Unterhose hervor. Ich schaudere. Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie Madigan gegen Ende aussah, ausgezehrt und dünn bis kurz vorm Verhungern. Waren ihre Hände so fleckig und mit Adern überzogen wie meine, ihre Augen so tief eingesunken und ihre Lippen so rau? Wandelnde Leiche, George-Romero-Darsteller. Sie weiß wirklich, wie man Schnäppchen ergattert, meine Madigan. Müll und verdammte Schätze.
»Man sollte meinen, es gäbe nichts zu lachen.« Ruth steht im Türrahmen, eine dampfende Tasse in der Hand. Sie kann sich so verdammt leise bewegen, ein Geist und ein Zombie, was für ein Paar wir doch sind. Ich strecke die Hand nach dem Getränk aus, aber sie ignoriert es. »Du solltest das wirklich nicht tun, weißt du? Sie will uns nicht sagen, was sie reingetan hat, und nach dem letzten Mal …«
»Was uns nicht umbringt, macht uns hart.« Aber ich lächle nicht mehr, als ich vortrete, ihr die Tasse abnehme und sie vorsichtig an den Mund führe. Diesmal ist es nicht so schlimm, Hühnersuppe kurz vor dem Ranzigwerden, mit einem Nachgeschmack von Anis.
»Und wenn es dich umbringt?«, fragt Ruth.
»Kauf mir einen coolen Sarg.«
Zu flapsig. Ihre Lippen fangen an zu zittern. »Du hast dich selbst nicht gesehen, Alex. Du hast geweint, gekrampft, Blut oder was auch immer das war erbrochen. Wir sind nicht dafür eingerichtet, hier mit so etwas klarzukommen, du solltest im Krankenhaus sein, es sollten sich Leute um dich kümmern, die wissen, was sie tun.«
Ich bemühe mich, meine Hände still zu halten, als ich den Rest der Flüssigkeit trinke und die Tasse auf der Kommode abstelle. »Jetzt mal ehrlich, glaubst du, irgendwer wüsste wirklich, was er in dieser Situation tun soll? Es ist nicht so, als könnte man für so eine Scheiße einen Abschluss machen. Okkultismus-Grundkurs, Parapsychologie für Anfänger.«
»Aber wenn es das nicht ist, wenn es alles …« Ruth wählt ihre Worte sorgfältig und auf ihrer Stirn bilden sich von der Anstrengung Falten. »Wenn es ein psychologisches Problem ist, dann machen wir es mit all diesem Hokuspokus nur schlimmer. Wir verstärken nur deine … deine …«
»Wahnvorstellungen? Psychose? Komm schon, Ruth, das ist real. Du weißt es.«
»Ich weiß, dass ich panische Angst habe. Ich weiß, dass das, was da draußen passiert ist, nicht richtig war, es nicht … Alex, ich mache mir wirklich Sorgen.«
»Es kommt schon in Ordnung, Ruth, wirklich.« Ich breite die Arme aus. »Komm her.«
Sie setzt zu einer Umarmung an, dann löst sie sich von mir, drückt eine nackte Handfläche an meine Brust, meine Stirn. »Alex, deine Haut. Sie brennt.«
Aber mir ist nicht heiß und ich fühle mich nicht fiebrig. So ziemlich das Gegenteil, um genau zu sein; tief in mir breitet sich eine unendliche
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