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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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wollen, sobald sie wieder sie selbst ist, würde er sich darüber sehr freuen. Sie haben zu viel zu besprechen.
    »Serge, hör mir doch mal einen Moment zu …«
    »Richte die Einladung bitte aus, ja, Alex? Bevor sie ganz mit dir fertig ist?« Ein leises Klicken in meinem Ohr, als er auflegt.
    Ich starre eine Weile den Hörer an, bevor ich ihn wieder auf die Station knalle. Dann fahre ich mir mit meinen vom Schweiß klebrigen Fingern durch die Haare und versuche abzuschätzen, wann Ruth frühestens zurückkehren wird. Selbst das ist eine zu lange Wartezeit, weil das Haus zu still ist, ein Schweigen, das mich unheilvoll und gierig bedrängt und – o Gott! Mach so weiter und du wirst dich wirklich selbst in den Wahnsinn treiben, Alex.
    Mein Magen knurrt. Das ist gut, das ist etwas, womit ich umgehen kann. Im Kühlschrank ist Brot und Schinken, aber das Sandwich fühlt sich in meinem Mund zu trocken an, wenn doch immer noch eine halbvolle Flasche Whisky auf dem Schrank steht. Ich habe sie bereits geöffnet und rieche den Duft, als ich es mir anders überlege. Jetzt, mehr als jemals zuvor, muss ich bei klarem Verstand bleiben, denn Serge hat in einem Punkt absolut recht: Je länger Madigan bleibt, desto stärker wird sie und desto weniger natürlichen Vorteil werde ich haben. Unter den Umständen ist es eine wirklich sehr dumme Idee, sich zu betrinken.
    Ich kippe den Rest des Alkohols in die Spüle und beschließe, stattdessen zu duschen.
    Manchmal macht eine Kleinigkeit den entscheidenden Unterschied. Heißes Wasser trommelt wie scharfe Nadeln auf meinen Rücken, die Haare gleiten glatt vor Shampoo durch meine Hände und ein süßlich riechendes Duschgel, das Ruth gehören muss, rutscht pink und glitschig wie Öl über meine Haut. Hinterher stehe ich mit einem sauberen, trockenen – trockenen! – Handtuch um die Hüfte geschlungen vor dem Spiegel, wische den Beschlag vom Glas und starre mein Spiegelbild an.
    Für einen kurzen Moment fühle ich mich desorientiert, bei Weitem nicht so sehr wie bei der Second-Hand-Erfahrung von Madigans Erinnerung, aber dennoch zu ähnlich. Je länger ich mein Gesicht mustere, desto weniger scheint es mir zu gehören, desto mehr wirkt es, als würde ich einen Fremden anstarren. Aber nein, das bin schon ich. Die Wangenknochen stehen ein wenig mehr hervor, zugegeben, mein Gesicht wirkt jetzt älter – fast siebenundzwanzig Jahre alt; wo ist die ganze Zeit hin und wie? –, aber ohne Zweifel ist es meines.
    Mein Gesicht, meine traurige Entschuldigung eines Körpers.
    Madigan wird nichts davon bekommen.
    Ich reibe mir mit einer Hand über die Bartstoppeln an meinem Kinn, während ich versuche, mich zu entscheiden, ob ich mich rasieren soll oder nicht, da knallt die Eingangstür ins Schloss.
    »Alex?« Ruth, ihre Stimme angespannt und unsicher. »Du solltest dir das unbedingt anschauen.«
    ∞
    Ein Schuhkarton. Weiß und gewöhnlich, geöffnet steht er jetzt auf dem Küchentisch, an dem wir sitzen und seinen Inhalt ordnen. Vier fortlaufende Kontoauszüge und die Karte, die mit dem Konto kommt; ein Konto, das fast drei Wochen nach Madigans Tod eröffnet wurde, gedeckt mit fast dreißigtausend Dollar, als Adresse ist ein Postfach in der Stadt angegeben. Ruth hebt einen angelaufenen, silbernen Schlüssel hoch. »Das ist dann wohl der Postfachschlüssel?«
    Auch Kreditkarten finden wir, drei davon, alle auf meinen Namen, aber die Unterschriften auf der Rückseite sind meinem unleserlichen Gekritzel nicht mal ansatzweise ähnlich. Die Schrift ist schwungvoll und weiblich, eine Handschrift, die ich nur zu gut kenne. Madigans Werk, alles davon, das Konto, die Kreditkarten und schließlich das hier, ihr Glanzstück: ein brandneuer Pass, vor weniger als einem Monat ausgegeben. Auf dem Foto schmunzle ich, als teilten die Kamera und ich einen privaten Witz.
    »Du erinnerst dich nicht daran, etwas davon getan zu haben?«, fragt Ruth.
    »Ja, genau. Ich habe eine Niere verkauft, um die dreißig Riesen zu bekommen.«
    Aber es ist beängstigend, all dieses Zeug vor mir ausgebreitet zu sehen, diese Beweise eines Lebens, das behauptet, mein eigenes zu sein. »Sie hat das wirklich gut eingefädelt, oder?«
    Ein wenig am Rand liegt ein einzelnes Foto. Ruth hebt es auf und fährt mit einer Fingerspitze über die glänzende Oberfläche. Eine Frau mit leuchtend kastanienbraunen Haaren, der die langen Locken wild um das Gesicht fallen, steht vor einer Klippe, gefährlich nah an der Abbruchkante, aber trotzdem

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