You are Mine
muss raus aus diesem Haus. Meinen Serge-verpesteten Lungen frische Luft gönnen.
Die Tagebücher liegen immer noch auf dem Schreibtisch, und ich greife mir eine Menge von ihnen, als ich gehe. Sie müssen wichtig sein, wenn Madigan so entschlossen ist, ihre Geheimnisse vor mir zu bewahren. Sie sind wahrscheinlich auch das Erste, das Serge vermissen wird, wenn er zurückkommt, aber darüber kann ich später nachdenken. Lass ihn doch kommen, Belials Söhne und all das.
Es ist nicht Serge, um den ich mir Sorgen mache.
∞
Als ich nach Hause komme, steht Ruths weißer Toyota in der Einfahrt. Sie ist die letzte Person, die ich im Moment sehen will, und ich hoffe, dass sie nur gekommen ist, um ein paar Sachen zu holen. Das, was Madigan zu ihr gesagt hat, tut mir leid, mehr leid, als ich in Worte fassen kann, also bin ich erleichtert, als ich entdecke, dass ihre Schlafzimmertür geschlossen und der Türspalt darunter dunkel ist. Ich muss definitiv noch mal schlafen, bevor ich die Dinge mit ihr in Ordnung bringen kann. Aber erst muss ich duschen.
Ich wasche mir den Schweiß und den Dreck von der Haut, und die Schmerzen in meinen Muskeln verklingen langsam unter dem fast kochend heißen Wasser. Ich bleibe mit geschlossenen Augen stehen, bis der Strahl kalt wird. Wie üblich ist das Handtuch feucht und ich verziehe das Gesicht, als mir klar wird, dass keines davon jemals trocken ist, weil Madigan – immer eine Vielduscherin – wahrscheinlich mindestens so oft duscht wie ich.
Aber für den Moment scheint sie sich zumindest zurückgezogen zu haben – sie muss ebenfalls vollkommen erschöpft sein –, nachdem ich nicht das leiseste Flüstern höre, sich in meinem Kopf nicht das Geringste regt. Vielleicht ist es jetzt auch für mich sicher zu schlafen.
Mit noch tropfenden Haaren tapse ich zu meinem Schlafzimmer. Ich ziehe wahllos ein T -Shirt aus dem immer größer werdenden Stapel dreckiger Wäsche, ziehe es mir über, lasse mich ins Bett fallen und vergrabe mich unter der Decke. Serges Tagebücher liegen auf dem Nachttisch, aber sie werden warten müssen. Ich bin so müde. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so müde gewesen zu sein …
Jemand berührt meine Schulter und ich springe fast aus meiner eigenen Haut.
»Tut mir leid«, sagt Ruth und zieht sich zurück, als ich mich herumrolle. »Kann ich mit dir reden?«
»Jesus, Ruth, erschreck mich doch das nächste Mal gleich zu Tode.«
Sie entschuldigt sich wieder, aber sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Hat gehört, wie ich nach Hause kam, und, na ja, sie muss mir etwas sagen und findet, es kann genauso gut jetzt sein.
Ich stemme mich auf einen Ellbogen hoch. »Ruth, hör zu …«
»Lass mich zuerst, okay?« Sie hebt beide Hände. »Ich habe die ganze Nacht nachgedacht und ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich denken soll, bis darauf, dass ich einfach nicht glauben kann, dass es wirklich du warst, der … gesagt hat, was du gesagt hast. Vielleicht will ich es einfach nicht glauben, und vielleicht bedeutet das, dass ich genauso verrückt bin wie du …«
»Ruth, ich hätte nichts … davon wissen können.«
Sie schüttelt einmal heftig den Kopf. »Doch, doch hättest du, Madigan hätte es dir erzählen können. Aber ich glaube einfach nicht, dass du so grausam, so herzlos sein kannst. Und ich bin der Meinung, dass meine Menschenkenntnis nicht schlecht ist.«
»Dann glaubst du mir das über Madigan?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Sie seufzt und reibt sich die Stirn. »Ich habe es dir schon gesagt, ich weiß im Moment nicht, was ich glauben soll. Außer dass entweder einer von uns oder beide verrückt sind, und ich bin mir nicht mal sicher, was mir lieber wäre.« Sie zögert. »Ich muss noch weiter darüber nachdenken.«
»Ich weiß nicht, ob es was hilft«, erkläre ich ihr, »aber es tut mir leid.«
Sie nickt, ohne etwas zu sagen.
»Hier.« Ich hebe die Tagebücher vom Nachttisch und halte sie ihr entgegen. »Kannst du die für mich aufbewahren? Irgendwo verstauen?«
»Was ist das?« Ruth nähert sich dem Bett, macht aber keine Anstalten, mir die Bücher abzunehmen. Ihr Gesicht ist geschwollen und sie hat dunkle Augenringe; ich frage mich, wie lang sie geweint hat und wann sie damit aufgehört hat.
»Sie gehören Serge. Du kannst sie lesen, wenn du willst. Ich weiß es nicht sicher, aber vielleicht finden wir darin eine Erklärung.«
Sie seufzt und streckt die Hände aus und ich lasse die Bücher hineinfallen. Sie hebt eines davon an
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