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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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die Nase, schnüffelt und verzieht angewidert das Gesicht. »Nett.« Dann blättert sie durch die Seiten. »Was ist das alles?«
    »Vielleicht nichts, vielleicht auch ein Ausweg aus der ganzen Scheiße.«
    Ein kryptischer Seitenblick, bevor sie das Buch wieder schließt. »Okay, ich hebe sie für dich auf. Wenn es dir so wichtig ist.«
    »Ist es.« Ich berühre ihre Hand kurz mit den Fingern und versuche zu ignorieren, dass sie zurückzuckt. »Danke, Ruth. Ich meine es ernst. Und nicht nur dafür.«
    Fast lächelt sie. »Du siehst schrecklich aus.«
    Ich fühle mich auch schrecklich, so vollkommen erschöpft, dass Schlaf mir wie ein weit entferntes Land erscheint, ein Ort, an dem ich vor langer Zeit einmal gewesen bin. Wieder versuche ich, mich bei ihr zu entschuldigen, aber sie schüttelt den Kopf und bringt mich mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Wir reden später darüber, wenn du wieder bei dir bist.«
    Sie hat schon die Tür erreicht, als die Frage in mir aufsteigt. »Hey, Ruth? Warum bist du nicht weg?«
    »Was?«
    »Diese Sache. Wenn jemand so etwas zu mir gesagt hätte, würde er nur noch die Staubwolke hinter mir sehen. Also warum bist du noch hier, besonders, wenn du mir in Bezug auf Madigan nicht glaubst?«
    Ruth steht für einen Moment einfach nur da. »Sag nicht, dass du das nicht erraten kannst«, erklärt sie schließlich und wendet sich ab, die Bücher fest an die Brust gedrückt. Ich bin mir fast sicher – nach dem kurzen Blick auf ihr Gesicht, bevor sie geht –, dass sie wieder weint. Aber als sie spricht, ist ihre Stimme so fest wie immer.
    »Schlaf, Alex. Ich hoffe, deine Träume sind schöner als meine.«

Kapitel 14

    Der Strand ist vollkommen anders als alle, die ich je gesehen habe. Kleine, aschfarbene Steine knirschen statt Sand unter meinen Füßen und das Wasser zeigt ein schmutziges, ausgewaschenes Grau. Hinter mir ragen hohe Klippen in den wolkenverhangenen Himmel. Es ist schön, auf seine eigene, raue Weise, aber bitterkalt. Ein eisiger Wind bläst mir ins Gesicht und ich stecke meine Hände tief in die Taschen des schweren Wollmantels, den ich anhabe. Er ist dunkelblau und riecht nach Zigarettenrauch.
    Der Ort ist verlassen, sogar frei vom Kreischen der Möwen, und ich habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin. Ein schmaler Pfad führt an den Klippen nach oben und ich nehme an, dass ich von dort gekommen sein muss, aber warum bin ich überhaupt hier? Und wo ist hier überhaupt?
    »Irland.«
    Madigan steht neben mir. Sie wirkt so gesund und lebendig, dass es fast schmerzt, sie anzusehen. Weiche, volle Wangen leuchten rot im Wind und ihre Haare sind zu einem lockeren Zopf zurückgebunden. Einige lose Strähnen wehen ihr in die Augen. Sie trägt einen dicken, schwarzen Pulli mit fast genauso dunkler Jeans und wiegt sich hin und her, während sie sich selbst umarmt.
    »Dieser Wind ist heftig, oder? Seltsam, an was man sich so erinnert.«
    »Träume ich das?«
    Sie denkt einen Moment darüber nach. »Irgendwie schon. Aber es ist mehr als das. Im Moment befinden wir uns irgendwo zwischen Traum und Erinnerung. Noch nicht ganz eingeschlafen, nicht ganz wach – zumindest du nicht.«
    Warum hier, will ich wissen. Warum hat sie mich hierhergebracht?
    Weil das der Ort ist, an den sie kam, nachdem ihre Mutter gestorben war. Das Haus, in dem sie gewohnt hatte, nachdem ihr Vater und Bailey nach Melbourne zurückgekehrt waren, steht gleich oben an der Klippe und sie ist oft hier runtergeschlichen, um allein zu sein, um zu weinen und, als die Tränen schließlich versiegt waren, um nachzudenken.
    »Es war friedlich«, fügt sie hinzu. »Es ist friedlich, findest du nicht?«
    »Es ist kalt.«
    »Ja.« Sie lächelt und dreht sich um, zieht mich in eine unerwartete Umarmung, und ich zögere nur kurz, bevor ich die Umarmung erwidere. Ich schließe die Augen, als der alte, trockene Schmerz in mir aufsteigt. Mein Gott, ich glaube, ich liebe sie immer noch.
    »Wir können auch woanders hingehen, wenn du willst«, flüstert sie.
    Plötzlich verklingt der Wind. Als ich die Augen öffne, stehen wir in einem kleinen, schäbigen Zimmer ohne viel Einrichtungsgegenstände: eine Einzelmatratze in einer Ecke, auf der verknitterte Decken liegen, Bücherstapel an den Wänden, ein paar Holzstühle und ein Tisch, dessen Oberfläche übersät ist mit Farben und Pinseln und terpentingefüllten Dosen, selbst ein halbgegessenes Sandwich ist dabei. In der Mitte des Raumes stützt eine Staffelei ein unvollendetes

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