You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Meinung vehement ein, gerade, wenn man ihn reizte. Und so nahm Michael seine Kreditkarte wieder an sich und erklärte ganz offen: „Sie sind ein Dummkopf, und unser Geld können wir auch gut woanders ausgeben.“ Dann gingen wir zu dem Mercedes, den der Mann offenbar nicht gesehen hatte, als wir auf seinen Hof fuhren.
Auf dem Heimweg war Michael noch immer völlig außer sich. „Ist das denn zu glauben? Was ist das bloß für eine Gegend! Was bringen die Leute ihren Kindern hier nur bei!“
Unsere Eltern hatten uns immer gesagt, dass niemand mit Vorurteilen geboren werde. Vorurteile bekomme man eingepflanzt; Unwissenheit und Ignoranz würden von einer Generation an die nächste weitergegeben. Je mehr Michael über dieses Erlebnis nachgrübelte, desto wütender wurde er. Schließlich bat er mich, zu Tito zu fahren.
An diesem Nachmittag schrieben wir zu Titos akustischer Gitarrenbegleitung spontan den Text für einen Song, der den Titel „What’s Your Life“ erhielt und von der Begegnung mit dem Lama-Händler inspiriert war. So arbeitete Michael am liebsten: Wenn ein wahres Erlebnis ihn auf einen Gedanken brachte, dann fing er die Idee entweder schnell auf seinem Kassettenrecorder ein, oder er ging ins nächstgelegene Studio. Binnen einer Stunde hatten wir diesen Song aufgenommen, in Titos Studio, das ebenfalls in Encino lag.
Erste Strophe:
All my life I’ve been asked such questions
As who I am and what I do
When I tell them, they are happy
’Cause I am rich, it gets me through
If I were a poor boy, would they accept me
Am I rich? What’s it to you?
And what’s your reason for asking?
Is my life one big interview?
Refrain:
What’s your life? What you do?
I do this, how ’bout you?
What’s your goal in life ’cause
I want tips, to get through
Are you rich? Are you poor?
Are you bold? Are you sure?
Will you bend, do you break?
Are you strong, to endure?
What’s your life?
Dieser Text fasst sehr gut zusammen, worüber wir auf der Autofahrt sprachen.
Michael kaufte später zwei Lamas von einem anderen Händler. Er taufte sie Louis und Lola. Die Tiere waren so groß wie wir und die ruhigsten und schönsten Haustiere, die man sich vorstellen konnte. Er legte sich außerdem zwei Rehe zu, Prince und Princess, zwei Pfauen, Winter und Spring, sowie eine Giraffe, die den Namen Jabbar bekam, nach dem Star der L.A. Lakers, Kareem Abdul-Jabbar, dem größten Basketballer, den wir kannten.
Und dann war da natürlich noch Bubbles. Den liebenswerten Schimpansen kaufte Michael von dem Händler Bob Dunn, der ihn die ersten sechs Lebensmonate auch aufzog und zähmte, bevor er dann nach Hayvenhurst kam. Aber Bubbles war mehr als nur ein aufsehenerregendes Haustier – er wurde der ständige Begleiter seines Herrn, und Michael liebte ihn sehr. Die Medien machten sich gern darüber lustig, aber es gibt Millionen Katzen- und Hundebesitzer, die sich mit ihren Tieren sehr verbunden fühlen, mit ihnen sprechen und für die ihr Liebling eine Art Kinderersatz ist. Michaels Beziehung zu Bubbles war nichts anderes, obwohl sie immer als „seltsam“ eingestuft wurde.
Bubbles begegnete ich zum ersten Mal in Hayvenhurst. Mutter hatte mir von dem Neuzugang in unserer Familie berichtet; ich war neugierig und fuhr hin. Als ich oben an der Treppe angekommen war, hörte ich Michael rufen: „Bubbles! Nein, Bubbles!“
Als ich mich seinen Zimmern näherte, sah ich, dass die Tür offen stand. Im Gegensatz zu dem, was oft behauptet wird, war sein Teil des Hauses kein Sperrgebiet. Die Regeln waren bei uns nicht anders als bei den meisten anderen Familien: Wenn die Tür geschlossen war, dann wollte er seine Ruhe haben. War sie aber offen, dann klopften wir kurz an und gingen dann hinein. Wir respektierten gegenseitig unsere Privatsphäre. „Ich habe gehört, du hast jetzt einen Schimpansen im Haus“, rief ich, um mich anzukündigen.
Michaels Schrankbett war heruntergeklappt, und Bubbles, der eine Windel trug, hatte gerade seine verrückten fünf Minuten und sprang und hüpfte auf dem Bett herum, bevor er an der Wendeltreppe schaukelte, die zu der Balustrade hinaufführte. Er warf alles Mögliche durch die Gegend und benahm sich wie ein hyperaktives Kind, das gerade durchdrehte.
„Nein, Bubbles, jetzt hör mal auf herumzuhüpfen!“, rief Michael – und Bubbles hörte auf. Es war faszinierend, den beiden zuzusehen: Wenn Michael in dieser bestimmten Weise sprach, dann legte Bubbles den Kopf schief und hörte
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