You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
zu.
Dass Michael sich so autoritär und ganz und gar wie ein Erziehungsberechtigter anhörte, amüsierte mich. Es war, als sei er über Nacht Vater geworden. Schimpansen sind viel kräftiger als Menschen, deshalb hätte Bubbles Michael ohne weiteres den Arm aus dem Schultergelenk drehen können, aber er war so zahm, dass er wie ein Kind reagierte und brav gehorchte. Er musste nur ein, zwei Mal „Nein!“ hören, dann wusste er, dass es ernst gemeint war, und beruhigte sich, bevor er zu Michael hinüberschlich und auf seinen Arm sprang, um sich streicheln zu lassen.
Er hatte ein Gitterbettchen, das unter der Wendeltreppe stand, aber dort kroch er nur hinein, wenn er völlig übermüdet war. Die meiste Zeit schlief Bubbles im Bett unter der Decke, und Michael lag in seinem Schlafsack auf dem Boden. Bubbles hatte es vermutlich besser als jeder andere Affe in Kalifornien, wenn nicht in den ganzen USA. Er betupfte sich mit Poison von Christian Dior, weil Michael wollte, dass er immer gut roch und gut aussah. Wenn Mutter heute irgendwo dieses Parfüm bemerkt, raunt sie meist: „Das riecht doch wie der alte Affe!“ Bubbles hatte sogar seine eigene Garderobe mit den neusten Designer-Klamotten für zwei- oder dreijährige Jungen. Später brauchte ich einmal spontan etwas zum Umziehen für meinen kleinen Sohn Jeremy und nahm ein paar Sachen aus der Waschküche. Als Mutter Jeremy sah, meinte sie: „Du trägst Bubbles’ Sachen!“ Ich muss zugeben, dass Bubbles definitiv den edleren Kleiderschrank hatte.
Wenn Bubbles seine hyperaktiven Phasen hatte, dann sprang er überall herum, schnappte sich Süßigkeiten, warf mit ihnen herum und sorgte für richtiges Chaos. Man wusste immer, dass es wieder einmal so weit war, wenn Mutter rief: „Michael! Bring diesen Affen hier raus!“
Das Problem mit Bubbles war, dass er sich schon bald bestens im Haus auskannte und einfach in die Küche schlenderte, die Kühlschranktür aufmachte und sich bediente. Und wenn er wollte, dass man mit ihm irgendwohin ging, dann nahm er einen an die Hand und lief los. Meistens hielt er sich eng an Michael. Er war wirklich sehr verspielt, und alle liebten ihn. Michael verband gern seine Videokamera mit dem Fernseher, filmte Bubbles mit der Familie und lachte über die Bilder, die dann von seiner „Live-Cam“ über die Mattscheibe flimmerten.
Am lustigsten war es immer, wenn die beiden Verstecken spielten. Michael versteckte sich, und Bubbles fing kreischend an zu lachen, wenn er ihn gefunden hatte. Dass der Schimpanse dieses Spiel wirklich liebte, zeigte sich daran, dass er Janets armen Hund immer wieder terrorisierte, indem er etwas ganz Ähnliches veranstaltete. Bubbles ging zu Puffy, patschte ihm auf den Kopf, und dann rannte er davon und versteckte sich. Der Hund spürte ihn mit seiner feinen Nase schnell auf und fing an zu bellen. Wenn Puffy dann in die Küche zurückkehrte, lief Bubbles zu ihm, gab ihm wieder eine Kopfnuss und rannte erneut davon.
Michael und sein Affe waren unzertrennlich, im Haus wie auch im Studio, auf Tournee und manchmal auch bei offiziellen Anlässen. Mein Bruder kümmerte sich nicht darum, was die Leute sagten. Bubbles sah das vermutlich ähnlich. Mutter sagt, dass Bubbles immer mitkam, wenn Michael sonntags in sein Tanzstudio ging. Ich habe gehört, dass Bubbles sich einmal, als Michael eine seiner schnellen Drehungen ausführte, unaufgefordert hinsetzte, die Augen schloss und sich zur Musik auf dem Hintern herumdrehte. Bubbles lebte schließlich in Neverland, aber als dann die Kinder kamen, war die Gefahr zu groß, dass er aus Eifersucht ihnen gegenüber aggressiv wurde. Er war inzwischen ein ausgewachsenes Männchen von fast 80 Kilo, und daher kehrte er auf Bob Dunns Ranch im kalifornischen Symlar zurück, wo Michael ihn gelegentlich besuchte. Ich weiß, dass meinem Bruder die Trennung sehr schwerfiel, aber immerhin konnte er sich darauf freuen, nun tatsächlich Vater zu werden. Bubbles war sicher nicht glücklich darüber, dass er seinen Besitzer nach fast zehn gemeinsamen Jahren verlassen musste.
Heute lebt Bubbles in einem Center für Menschenaffen in Florida. Mir wurde berichtet, dass er wirklich der Sohn seines Vaters geblieben ist: „Bubbles kann sehr sensibel sein und hat Sinn fürs Theatralische. Wenn er irgendwo eine Schramme hat, und wenn sie auch noch so klein ist, dann zeigt er sie mehrmals am Tag seinen Pflegern und möchte bemitleidet werden. Zwar kann er ziemlich gut zielen, wenn er mit Sand
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