You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
zurück zu meiner Schwester, die auf mich zulief. „SIE LASSEN WEISSE TAUBEN FREI!“
Genau in dem Moment erschien eine Dame auf den oberen Stufen der Treppe: „Er ist in allen Punkten freigesprochen worden. Sie haben ihn in allen Punkten freigesprochen!“
Ich wünschte, ich könnte das unermessliche Glücksgefühl beschreiben, das ich in dem Augenblick verspürte, doch ich kann es nicht. Stellt mich auf eine Bühne im größten Stadion der Welt, stellt mich auf eine Bühne vor 200.000 Zuschauern – diese Emotionen würden mir nicht annähernd so viel bedeuten.
Wir rannten nach unten und warteten vor den Türen, bis sie sich endlich öffneten. Michael erschien als Erster, umringt von der Familie und von Tom Mesereau. Er lächelte nicht wie all die anderen, sondern wirkte verblüfft, regungslos. Wir gingen zusammen weiter. Keine Zeit, sich zu umarmen. Das konnte bis nach der Ankunft in Neverland warten. Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, Schadenfreude über Sneddons Demütigung zu empfinden. Er und seine „Top-Detektive“ werden in die Geschichte als das Team eingehen, das meinen Bruder verfolgte und verlor. Zwei Mal!
Als Familie gingen wir nach draußen und wurden von tosendem Beifall empfangen. Ich wollte unbedingt die Frau finden, die bei jedem „Nicht schuldig“ eine Taube freigelassen hatte, denn sie bereitete uns eine wunderschöne Freude, über die wir alle sprachen – sogar Michael in seiner immer noch angespannten Situation. Auf dem Weg in die Freiheit versteckte er sich unter einem Regenschirm, ignorierte die Medien und „salutierte“ vor den Fans. Kurz bevor wir in die Limousine einstiegen, drehte sich Michael um und schüttelte Tom Mesereau die Hand. Und dann brachte uns die Fahrzeugkolonne zurück nach Neverland, wo Prince, Paris und „Blanket“ mit Nanny Grace auf uns warteten. Endlich konnte das Leben wieder in geregelten Bahnen verlaufen. Wir glaubten fest daran, dass das Schlimmste hinter uns lag.
U ngefähr imHerbst 2008 sah ich das wieder aufglühende Licht des Performers in Michaels Augen. Sein Leben verlief in normalen Bahnen, er war wieder fast so fit wie in seinen besten Zeiten und somit physisch auf das größte Comeback vorbereitet, das die Welt je gesehen hatte. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Monaten war er einfach nur glücklich. Ich war nicht der Einzige, dem diese Wiedergeburt auffiel: Menschen, die schon seit Jahren mit ihm zusammenarbeiteten, bemerkten das und erkannten die kreative Flamme, die gerade in seinem Inneren zu Glimmen begonnen hatte und ihm solch ein Glücksgefühl bescherte. Der Welt wurde die Nachricht präsentiert, dass er einem gebrechlichen alten Mann mit schwindender Gesundheit gleiche, durch den Prozess gebrochen, der niemals wieder auf Tour gehen konnte. Seine Stimme sollte sich angeblich verändert haben, und den Märchen der Regenbogenpresse zufolge tötete ihn die Medikamentenabhängigkeit langsam, aber sicher. Nichts von dem entsprach der Wahrheit! Die Schweißflecken an den Wänden des Tanzstudios und die Gesangsspuren, die er im Rahmen der feinfühligen, aber noch nicht vollendeten Tracks aufgenommen hatte, konnten als sicherer Gegenbeweis gelten.
Die Spekulationen über seine Gesundheit, speziell nach seinem Tod, offenbarten ein zentrales Thema in Michaels Leben: Tratsch und bizarre Interpretationen, die das wahre Bild von ihm verzerrten. Die Öffentlichkeit richtete das Augenmerk immer auf ein bestimmtes Foto meines Bruders, aufgenommen im Juli 2008, in dem er in einem Rollstuhl sitzt, und kommentierte das mit: „Zu schwach, um zu stehen, zerbrechlich wirkend, nicht in der Lage aufzutreten …“ Und exakt das sollten die Medien und die Biografen nach Michaels Plan auch schreiben. Der Mann, der ständig unterschätzt wurde, hielt die anderen zum Narren. Es war eine reine Schauspielaufführung. Er hatte sich in eine Rolle begeben und brachte die anderen dazu, zu denken , er sei nicht bereit oder könne gar nicht auftreten. Er wusste die Wirkung eines bestimmten Images einschätzen – besser als all die anderen, und er wusste, dass alle Zweifel hegten, „ob er es wieder kann“. Man muss sich nun vorstellen – einfach nur einmal vorstellen, wie er zurückschnellt und die Welt überrascht, von jetzt auf gleich von einem Zustand vermeintlicher Schwäche zu einem voller Energie und Dynamik wechselt. Michael spielte die Rolle des Willy Wonka, der gebrechlich aus seiner Schokoladenfabrik hinaustritt, um die schockierte Menge zu
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