You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
morgens an Songs arbeitete. Das Frühstück und Mittagessen nahm er stets mit seinen Kindern ein. Wenn die Kids um 20.00 Uhr ins Bett mussten, blieb er auch nicht mehr lange auf und legte sich um 21.00 Uhr hin. Michael plagte nicht mehr die Schlaflosigkeit (die bei ihm regelmäßig von Tourneen ausgelöst worden war), und er schien zufriedener und ausgeglichener als jemals zuvor zu sein.
Vor dem Festessen im Rahmen unseres Familientages hatte ich mit Michael ein Gespräch an der Bar begonnen und von seinem Song „Fly Away“ geschwärmt. Ich fing an, die Harmoniestimme zu singen – Baby don’t make me, baby don’t make me, baby don’t make me flyyyyy awayyy . Er stimmte ein und gemeinsam sangen wir einige Passagen des Songs, lachten und erinnerten uns an die alten Zeiten. „Ich liebe deinen Background-Gesang, Michael“, meinte ich.
„Das von dir zu hören bedeutet mir viel“, antwortete er. „Ich stehe auch auf deine Background-Stimme.“ Während des Dinners saß er mit den Kindern an Jackies Tisch gegenüber von Janet, die am anderen Ende des Raums Platz genommen hatte. Plötzlich machte sie diese schrägen Jim-Carrey-ähnlichen Geräusche, die wie eine Mischung aus Schreien, Gackern und Kichern klangen. Michael musste die Hand vor den Mund legen und sein Lachen unterdrücken. Das war ganz klar ein Insider-Witz der beiden, und je länger Janet herumalberte, desto stärker musste Michael lachen. Brüderlein und Schwesterlein – nur um einige Jahre älter! Schließlich lachte Michael so sehr, dass er den Kopf zurückwarf und sich nicht mehr halten konnte. Selten habe ich ein ausgelasseneres Gelächter erlebt. Am liebsten hätte ich den Moment eingefroren, ihn einfach festgehalten. Ich schätze es sehr, dass diese Erinnerung in mir so lebendig geblieben ist und anderes überdeckt.
Als er gehen musste, nahm er alle in die Arme und verabschiedete sich. „Ihr kommt doch alle nach London, nicht wahr?“
„Klar! Wir werden da sein“, entgegneten wir.
„Okay, ihr Lieben. Ich sehe euch dann in London!“
I ch hielt michin der Nähe von Pasadena auf, der Stadt am Fuße der San Bernardino Mountains, und führte eine Unterredung mit einigen chinesischen Geschäftsleuten. Plötzlich rief ein guter Freund – Larry King von CNN – meine Frau auf dem Handy an und fragte, ob wir etwas über einen TMZ-Bericht wüssten, in dem behauptet werde, Michael sei mit einem Notarztwagen in das UCLA Hospital gebracht worden.
Ich war deshalb nicht sonderlich besorgt, denn es geschah wahrlich nicht zum ersten Mal, dass die Medien sensationsheischend davon berichtet hatten, Michael sei „mit heulenden Sirenen“ ins Krankenhaus gebracht worden. Doch dann rief ich Mutter an, die gerade dabei war, Hayvenhurst zu verlassen. Als ich ihre Stimme hörte, wusste ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Mutter klang so, als würde ihr die Angst die Kehle zuschnüren.
„Jermaine! Ich muss schnell hin! Ruf dich an, wenn ich da bin. Muss jetzt auflegen!“
Halima und ich sprangen in den Wagen und konnten in der nächsten Stunde keinen klaren Gedanken fassen. Sie kämpfte sich durch den Verkehr, und ich saß wie versteinert auf dem Beifahrersitz. Wir warteten nervös und panisch auf Mutters Rückruf.
Während der Fahrt rief Joel Katz an: „Jermaine, ich habe gehört, es ist sehr, sehr ernst.“ Doch er wusste auch nicht mehr. Anscheinend ließen sich keine näheren Informationen in Erfahrung bringen, und ich wollte nicht das Radio anstellen und mich von irgendwelchen Medienspekulationen verwirren lassen.
Halima fuhr, als gehörte ihr der ganze Highway, und ich bin ihr noch heute dafür dankbar, denn ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen. Ich fühlte mich hundeelend und zitterte am ganzen Körper. Zurückschauend kann ich das als warnende Körpersignale interpretieren, die mich auf die kommenden Ereignisse vorbereiteten.
Janet rief mich völlig fassungslos aus New York an. Ich kann mich überhaupt nicht an das Gespräch erinnern. Wir redeten nur, um Kontakt mit dem jeweils anderen zu haben. Direkt nach dem Ende des Telefonats klingelte es wieder. Ich sah Mutters Nummer auf dem Display. Es war das einzige Mal in meinem ganzen Leben, dass ich mich dagegen sträubte, den Anruf meiner Mutter entgegenzunehmen.
„Mutter?“
„ER IST TOOOT!“
Ich weiß nicht, was mich in dem Moment schwerer traf – die schlimme Nachricht oder der schmerzerfüllte Klang von Mutters Stimme, der aus ihrem tiefsten Inneren aufstieg.
Ich brüllte:
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