You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

dem Keyboarder und Arrangeur Brad Buxer, dem Schlagzeuger Jonathan Moffett und dem Tontechniker Michael Prince – mein Bruder konnte sich eine Tour ohne dieses Team einfach nicht vorstellen. An diesem Tag musste er also die schwierige Aufgabe bewältigen, trotz der erschütternden Nachricht auf die Bühne zu gehen und eine Konzertreihe anzukündigen. Wie schon so oft, meisterte er diese Pflicht als wahrer Profi. Michael riss sich zusammen, setzte sein Show-Gesicht auf und überstand tapfer die fünf Minuten. Er betrat als enthusiastischer Entertainer das Podium, sagte seinen Text auf, grüßte die Fans und verließ die Bühne mit einem Winken. Als er in seine Suite zurückkehrte, brach mein Bruder in Tränen aus.
    Doch die Welt wusste es jetzt – Michael Jackson war wieder zurück! Weg mit dem Rollstuhl. Warte nur ab, London! Die ganze Welt durfte sich auf ihn freuen!
    Beim Familientag am 14. Mai 2009 wurde ein besonderes Datum zelebriert, denn Mutter und Joseph feierten ihren 60. Hochzeitstag. Wir hatten unsere Eltern auf ein gemeinsames ruhiges Essen mit ihren Kindern in einem indischen Restaurant namens Chakra in Beverly Hills vorbereitet, doch Janet hatte sich eine Überraschung ausgedacht. Mutter und Joseph wussten nicht, dass die gesamte Familie, also ihre Kinder und ihre Enkelkinder, eingeladen worden waren. Michael stand mit seinen Kids etwas weiter hinten, ganz gespannt auf die Reaktion von Mutter und Joseph. Als Mutter den Raum betrat, der wie für einen Hochzeitsempfang en miniature geschmückt war, wurde sie von allen Seiten bejubelt. Die beiden setzten sich an die Stirnseite des Haupttisches, von dem aus drei lange Tischreihen in den Raum führten. Es wurde eine lustige und entspannte Familienfeier.
    Michael arbeitete nun schon seit vier Wochen im Center Staging in Burbank, L.A., an der Vorbereitung der Tour. Er hatte alle Tänzer ausgewählt und sie einen Zweijahresvertrag unterschreiben lassen, im Hinblick auf die auf London folgenden Veranstaltungen. Als Erstes arbeitete er mit LaVelle Smith Junior eine aktuelle Choreographie für „Dangerous“ aus, da ihm eine vollkommen neue Adaption vorschwebte. Offensichtlich waren die Drehungen und Tanzabläufe „mehr als beeindruckend“ und „unglaublich fetzig“. Er zeigte dem Tour-Choreographen Travis Payne, wie hart er schon bei der Vorbereitung gearbeitet hatte. Als ich mich mit meinem Bruder in einem indischen Restaurant zu einem Gespräch traf, stand es außer Frage, dass er fit, gesund und hochkonzentriert war. Er sah zwar abgemagert aus, wirkte aber athletisch. Die Fotos, die auf einem Beistelltisch in meinem Wohnzimmer stehen, beweisen das. Doch als noch wichtiger empfand ich sein quirliges Auftreten, denn er freute sich ungeheuer, „den Fans etwas Besonderes zu präsentieren“. Gastauftritte von Slash und Alicia Keys standen zur Debatte, und Michael spielte gerne mit dieser Vorstellung.
    Mein Bruder beklagte sich lediglich darüber, dass er zwar nur für die vorgesehenen zehn Shows unterschrieben, aber AEG aufgrund der großen Kartennachfrage 40 zusätzliche Termine anberaumt habe. Sogar diese Tickets verkauften sich innerhalb von fünf Stunden im Internet. Michael ärgerte sich darüber, dass das ohne vorherige Absprach lief. Doch zu keiner Sekunde machte mein Bruder den Eindruck, er empfinde die Auftritte als Qual oder sie könnten seine physischen Möglichkeiten übersteigen. Für einen Mann mit seiner Kondition stellte das ein Leichtes dar. Zwei Shows wöchentlich waren für meinen Bruder vergleichbar mit lockeren Auftritten in einem Country-Club. Das Pensum lässt sich mit der HIStory -Welttournee vergleichen, doch diesmal musste er nicht reisen, da alle Konzerte in London stattfanden. Michael war nun 50, tanzte jedoch, als schreibe man noch 1996.
    „This Is It“ war für einen Vollblut-Entertainer vergleichbar mit einem angenehmen Spaziergang durch den Park. Er hatte ein großes Haus in Kent gefunden, das nur eine 30-minütige Autofahrt von der Arena entfernt lag, und ich weiß, dass er sich freute, mit den Kindern den Süden Großbritanniens zu erkunden, denn das bedeutete ihm sehr viel. Er konnte es kaum erwarten, dass Prince, Paris und „Blanket“ ihren Dad bei den Konzerten erlebten. Darüber hinaus hatte er sich genügend Freizeit zusichern lassen, die er mit ihnen verbringen konnte. Endlich bestand in seinem Leben ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Arbeit und dem Privaten. Vorbei waren die Tage, an denen er bis drei Uhr