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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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für die Zeugen Jehovas. Wobei sie sicherlich nicht allein deswegen gegen unsere Auftritte in einem solchen Umfeld war, weil sie eine Zeugin Jehovas war – sie betonte stets, dass vermutlich jede Mutter, egal welchen Glaubens, etwas dagegen gehabt hätte, dass ihre jungen Söhne spät nachts noch unterwegs waren und in solche Kreise gerieten. Das war wohl der entscheidende Unterschied zwischen ihr und Joseph: Sie sah uns vor allem als ihre Söhne und machte sich oft Sorgen darüber, wie sich die ganzen Auftritte und die langen Fahrten auf unsere Entwicklung auswirken würden, während wir für Joseph in erster Linie Künstler und erst in zweiter Linie seine Kinder waren. Für ihn ging es nur darum, dass all unsere Schritte in die richtige Richtung führten.
    Joseph reichte es nicht, dass wir unter der Woche auftraten. An den Wochenenden buchte er uns überall Konzerte, wo es irgend ging, unterstützt von zwei DJs aus Chicago, Pervis Spann und E. Rodney Jones. Sie agierten als unsere Promoter, arbeiteten aber auch für B.B. King und Curtis Mayfield; hauptberuflich waren sie bei WVON Radio angestellt, einem Chicagoer Sender, der in Gary so viel gehört wurde wie kein anderer. Die beiden hatten sich der Aufgabe verschrieben, den Soul in ihrem Sendegebiet populär zu machen – Purvis während der Nachtschichten und E. Rodney tagsüber –, daher war unsere Promotion bei ihnen in guten Händen: Die schwarzen Radiosender waren gerade erst im Aufwind begriffen und setzten sich immer stärker durch. Wenn man bei WVON „angesagt“ war, dann geriet man automatisch ins Blickfeld der örtlichen Plattenfirmen.
    Pervis, der stets einen grauschwarzen Filzhut im Stil der Dreißiger trug, sah ein wenig wie Otis Redding aus. Er machte die Leute auf uns neugierig, indem er immer wieder erzählte: „Wartet nur ab, bis ihr diese Kids einmal live gesehen habt!“ Joseph schimpfte zwar gelegentlich über ihn, wenn wieder einmal einer seiner Schecks geplatzt war, aber was Pervis an finanzieller Verlässlichkeit abging, glich er damit wieder aus, dass er für uns enorm die Werbetrommel rührte. Er und E. Rodney Jones setzten sich für uns ein wie niemand sonst.
    So kam es, dass wir fünf uns mitsamt unseren Instrumenten in Josephs VW-Bus stapelten, während Mutter und Rebbie mit La Toya, Randy und der kleinen Janet zu Hause blieben. Eine Zeitlang sahen wir mehr von der Schule und den Bühnen irgendwelcher Clubs als von den heimischen vier Wänden. Unser VW-„Tourbus“ hatte vorn zwei Sitze, während die Bank in der Mitte ausgebaut worden war, damit Platz für die Verstärker, Gitarren, das Schlagzeug und alle anderen Instrumente blieb. Hinten gab es noch einen Rücksitz, aber wir rollten uns meist irgendwo zusammen, wo gerade Platz war, und schliefen notfalls auch mal mit dem Kopf auf der Trommel ein. Und obwohl es so fürchterlich eng war, wurde auf den Fahrten trotzdem viel gelacht, gewitzelt und gesungen. Während Joseph fuhr, gingen wir Brüder unaufgefordert die ganze Show wieder und wieder durch.
    „Hier, an dieser Stelle, nicht vergessen, dass wir uns bei diesem Wort umdrehen“, sagte Jackie dann zum Beispiel.
    Oder Tito: „Am Anfang des Mittelteils, denkt dran, da streckt ihr die Hände in die Luft.“
    Oder Michael: „Jackie, du gehst auf die eine Seite der Bühne, ich bleibe in der Mitte, und Marlon, du gehst auf die andere Seite …“
    So bereiteten wir uns während der Fahrt vor und gingen alle Tanzfiguren und Bewegungen noch einmal durch. Dabei spielte es keine Rolle, dass wir zwischen sieben und 17 Jahre alt waren: Niemand stand über dem anderen.
    Wir alle brachten uns als gleichwertige Partner ein, und Michael, unser Jüngster, war dabei vermutlich der Engagierteste und Kreativste. Er wirkte weitaus älter als sieben, nicht nur aufgrund seiner Bewegungen und seiner Haltung beim Gehen, sondern auch aufgrund seiner Art zu reden. Joseph hatte uns darauf gedrillt, dass wir stets konzentriert und einsatzbereit waren, aber selbst als kleiner Junge hatte Michael noch zusätzlich das gewisse Etwas. Er brachte eine Dynamik in unsere Choreographien, die für genau den richtigen Schwung sorgte, und mitten im Auftritt bot er stets noch Improvisationen, die uns auf eine ganz andere Ebene führten, bevor er sich wieder zurücknahm und mühelos in die Show integrierte. Ich merkte immer, wenn er kurz davor stand, so etwas auszuprobieren, denn bevor die Musik einsetzte, wandte er sich um und zwinkerte mir zu.
    Zu gern spielte

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