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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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fragte er und schloss uns dabei mit ein, oder wenn ein Song besonders gut gelaufen war, dann schrie er: „Right on! – Auf den Punkt!“ Das hatte er von Marvin Gaye übernommen. Das Publikum tobte. „Riiiight oooon!“, rief er noch etwas lauter, und die Leute rasteten völlig aus.
    Dann fachte Jackie den Sturm weiter an, indem er fragte: „Wollt ihr noch mehr? Noch mehr ?“
    Bei den Auftritten empfanden wir eine Euphorie, die sich schwer beschreiben lässt. Vielleicht ähnlich der von Clark Kent, wenn er sich in Superman verwandelt und weiß, dass die ganze Stadt an seine übermenschlichen Kräfte glaubt. Ja, ich denke, so ähnlich fühlte es sich an.
    Bei den Presseterminen waren die Journalisten stets fasziniert von Michaels frühreifem Talent, und sie versuchten immer wieder, mit der am wenigsten originellen Frage die alles erklärende Antwort aus ihm herauszulocken: „Michael, wie machst du das? Woher kommt dieses Talent?“ Michael, der normalerweise in einer Zeitschrift blätterte, die er als Deckung benutzen konnte, sah auf und griff zu einem Trick, den Motown uns beigebracht hatte: Um Zeit zu gewinnen, wiederholte er die Frage und dachte währenddessen über eine gute Antwort nach. „Wie ich das mache?“
    „Ja … das wollen die Leute wissen.“
    Und dann kam sie, die große, alles erklärende Antwort: „Die meiste Zeit weiß ich gar nicht, was ich tue. Ich gebe einfach nur mein Bestes – ich trete einfach auf.“
    Genauso gut hätte man einen Vogel fragen können, wie er fliegt. Er weiß es nicht, er schlägt einfach mit den Flügeln und erhebt sich in die Lüfte.
    So vollgepumpt mit Adrenalin, wie wir waren, konnten wir oft kaum einschlafen. Eine kleine Runde durch einen nahegelegenen Park zu drehen oder überhaupt mal frische Luft zu schnappen, kam natürlich nicht in Frage, denn die Fans belagerten nicht nur das Hotel, sondern durchstreiften auch die Flure und suchten den einen Mann, der ihnen unseren Aufenthaltsort verriet – unseren Security-Chef Bill Bray. Wenn man Bill gefunden hatte, dann waren die Jackson 5 nicht weit. Er saß entweder auf einem Stuhl direkt vor unseren Zimmern oder in einem Raum gegenüber und sah bei geöffneter Tür fern. Bills Arbeitsplatzbeschreibung lautete, wie er uns erklärte, „aufpassen, dass keine Mädchen zu euch hochkommen, und aufpassen, dass ihr nicht runtergeht, um Mädchen nach oben zu holen.“
    Einmal – ich glaube, es war in Chicago – passten drei Girls genau den Moment ab, in dem Bill kurz zur Toilette ging. Michael, Marlon und ich hatten uns gerade etwas beim Zimmerservice bestellt, als wir ein hektisches Klopfen an der Tür hörten. Bill war weder hektisch, noch klopfte er überhaupt an. Er rief lediglich von draußen: „Macht mal die Tür auf, ihr Witzbolde.“
    Wir spähten durch den Türspion und sahen drei konkav verzerrte Gesichter, die Hände vor den Mund gepresst, damit sie nicht laut loskreischten. Bis sie Michaels Stimme hörten, als der fragte: „Wer ist denn da?“
    Nun hielten sie es nicht mehr aus. Sie hämmerten gegen die Tür und bettelten darum, dass wir sie hineinließen. „Michael! Michael! Wir wollen dich doch nur kurz sehen … bitte lass uns rein … nur eine Minute …“ Auf der einen Seite trommelten also drei Fans an die Tür, als ginge es um ihr Leben. Auf der anderen stemmten sich drei Brüder mit dem Rücken gegen das Holz und gruben die Hacken in den Teppich, um zu verhindern, dass die Tür mit Gewalt aufgedrückt wurde. Das mag sich verrückt anhören, aber wenn man einmal miterlebt hat, wie eine Horde Mädchen eine Bühne auseinandernimmt, dann weiß man, welches Geschlecht in Wirklichkeit das starke ist.
    Die Fans waren wirklich überall und schufen damit für uns ein Gefängnis, das uns nicht allzu viele Möglichkeiten ließ, um uns zu entspannen und ein bisschen Luft zu holen. Wir hockten in den Hotelzimmern und bebten vor aufgestauter Energie. Irgendwie mussten wir die rauslassen, und so erlaubte Bill es uns, über die Korridore zu sprinten oder auszuprobieren, wer von uns am schnellsten bis zum anderen Ende und wieder zurück rennen konnte. Wir veranstalteten die wildesten Kissenschlachten, und ich weiß nicht, wie viele Matratzen wir ruinierten, indem wir sie als Trampolin benutzten.
    Michael war in dieser irrsinnigen Situation in seinem Element. Er hatte schon immer ein Faible für Streiche gehabt, und jetzt hortete er einen ordentlichen Vorrat Juckpulver, Furzkissen, Stink- und Wasserbomben. Er

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