You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Rolling Stone , der uns als „das Größte seit den Stones“ bezeichnete. Und irgendwie gelang es uns immer noch, die Schule in diesen Zeitplan hineinzuquetschen.
In Japan wurden wir zur „vielversprechendsten Gesangsgruppe“ gewählt. Und auch in den USA wurden wir geehrt und erhielten von der NAACP, der Nationalen Organisation für die Förderung farbiger Menschen, den Image Award als beste Gesangsgruppe 1970; das Branchenmagazin Billboard feierte uns als beste Gesangsgruppe unter allen Künstlern der Top 100. Motown heuerte Frank Rice an, der schon mit den Beatles und den Monkees gearbeitet hatte, um die Welt mit Produkten zu versorgen, auf denen unser Name prangte, darunter Puppen, Kleider und sogar Haarspray. Er führte auch Gespräche mit den Zeichentrickspezialisten Rankin & Bass, die The King Kong Show für ABC entwickelt hatten, um uns zu Cartoon-Figuren zu machen. „Ich werde dafür sorgen, dass eure Gesichter überall zu sehen sind“, sagte er. „Ihr seid die schwarzen Beatles.“
Wenn wir allein in unserem Hotelzimmer saßen, waren sich Michael und ich stets einig, dass uns dieser Vergleich überhaupt nicht gefiel. Wieso musste alles großartige Weiße immer ein schwarzes Gegenstück haben? Wir waren nicht die schwarzen Beatles, wir waren die schwarzen Jackson 5. In der Öffentlichkeit, wenn die Presse dieselben Vergleiche zog, lächelten wir und nahmen es als Kompliment, aber der Vergleich hinkte in einer Hinsicht: Zwei unserer Songs – „I’ll Be There“ und „ABC“ hatten Großbritanniens besten Popexport vom ersten Platz der Charts vertrieben, und das begeisterte uns mehr als alles andere. Wir waren damals unglaublich stolz, und außerdem hatten wir uns den Kampfgeist aus den Tagen der Talentwettbewerbe bewahrt: Wir wollten immer die Besten sein. Das Talent anderer war für uns lediglich ein Grund, die Latte noch ein wenig höher zu legen.
Ein richtig herzliches Willkommen war uns natürlich garantiert, als wir wieder nach Gary zurückkehrten und dort Anfang 1971 zwei Konzerte an der Westside High School gaben. Es war unser erster Besuch in der alten Heimat nach 14 Monaten. Um die 6.000 Zuschauer kamen zu jedem der beiden Gigs, die für das Fernsehspecial Goin’ Back To Indiana aufgezeichnet wurden.
Wir landeten bei Schneetreiben mit einem Hubschrauber auf dem Schulparkplatz, und es herrschte geradezu Karnevalsstimmung. Schon unser Hubschrauber hatte ein Banner hinter sich hergezogen, auf dem zu lesen stand: „Willkommen zu Hause, Jackson 5“. Als wir dann zur Limousine hinübergingen, wurden wir nicht wie sonst von schreienden Fans umringt, sondern von Ortsansässigen, die uns gebannt anstarrten und offenbar völlig fasziniert waren von diesen Jungs, die nun nach ihrer Motown-Verwandlung wieder nach Hause zurückgekehrt waren. Für diese Leute waren wir keine weit entfernte Phantasie, die als Poster über dem Bett hing – wir gehörten zu ihnen.
Als wir um die Ecke bogen und unser altes Haus in Sicht kam, sahen wir gleich, dass sich etwas geändert hatte: Es gab ein neues Straßenschild, zumindest kurzzeitig und inoffiziell, mit der Aufschrift „Jackson 5 Boulevard“. Die Menschen, die uns begrüßten, hielten Schilder in die Höhe, und hinter ihnen, auf dem schneebedeckten Rasen vor unserem Haus, stand ein größeres Plakat: „Willkommen zu Hause, Jackson 5, Bewahrer des Traums.“
Die Straße war voller Menschen, und die Rufe der Jugendlichen erinnerten uns an die gemeinsamen Zeiten:
„Weißt du noch? Wir waren zusammen auf der Grundschule!“
„Du kennst mich! Wir haben uns mal getroffen bei …“
„Michael! Ich war dabei, als du ‚Climb Ev’ry Mountain‘ gesungen hast!“
Und dann entdeckten wir das eine Gesicht in der Menge, nach dem wir Ausschau gehalten hatten: unser alter Freund Bernard Gross. Wir kniffen ihn in seine runden Wangen, und er lachte. „Jetzt sitzt ihr da unten in der Sonne und verdient so viel Geld!“ Er freute sich mit uns. „Glückwunsch, Jungs, das habt ihr euch verdient.“
„Wir sind noch immer genauso wie früher, wir haben uns nicht verändert“, betonten wir, und eigentlich stimmte das auch. Aber es fiel uns auf, dass die meisten Leute, von Bernard einmal abgesehen, uns inzwischen anders betrachteten – dass sie neugierig auf uns schauten und in uns hineinsehen wollten. Äußerlich waren die Veränderungen offensichtlich. Wir hatten inzwischen Stilberater, die sich um unsere Kleidung kümmerten, und wir glänzten auch ohne
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