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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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alles, waren dabei stets unsere liebsten Opfer. Michael rief bei ihnen im Zimmer an und gab sich als Groupie aus: „Ich hab Sie heute Abend bei dem Konzert gesehen … Sie sahen so toll aus“, piepste er, und dann beschrieb er genau, was Jack angehabt hatte, um die Geschichte authentisch wirken zu lassen. „Ich war ja eigentlich ein Fan von Michael, aber ich konnte die Augen nicht von Ihnen abwenden …“
    Ich musste so lachen, dass ich ins Bad ging, um die Sache nicht auffliegen zu lassen, und Michael fuhr mit todernstem Gesicht fort: „Wie ich aussehe?“ Betont schüchternes Kichern. „Na ja, ich bin groß, schlank und sehr hübsch … das sagen jedenfalls alle meine Freundinnen. Und wie alt ich bin? Fast schon sechzehn.“ Er machte noch gute zehn Minuten weiter, fuhr Jack richtig hoch und baute sein Ego auf, aber wir verrieten am Ende nie, dass wir das gewesen waren. Wir ließen sie einfach in dem Glauben, dass auch sie Fans hatten, die sie bewunderten. Wenn wir Jack oder einen von den anderen Jungs morgens dann in der Hotellobby trafen und sie so richtig grimmig und ernst aussahen, gab Michael mir einen kleinen Stups und flüsterte: „Alte Knacker – die sind drrrrreckig.“
    Aber es gab auch Städte, die der Jacksonmania keinen Vorschub leisteten, wie zum Beispiel Mobile in Alabama. Auf die Show dort hatten wir uns ganz besonders gefreut, weil Mutters Wurzeln in Alabama lagen, aber man rollte uns wirklich nicht gerade einen roten Teppich aus. Die Reaktion der Fans war nicht das Problem, die war überschwänglich wie immer. Es war der Empfang, den man uns außerhalb der Halle zuteilwerden ließ, der uns eine ernüchternde Lektion erteilte, was die berüchtigten Vorurteile der Südstaaten betraf. Hier wachten die schwarzen Communities erst ganz allmählich auf, nach dem „Montgomery Bus-Boykott“ der Fünfziger und der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung, und die weißen Herrenmenschen des Ku-Klux-Klans reagierten mit neu aufflackernder Gewalt. Wir hatten Bilder gesehen, auf denen erwachsene Männer mit Laken über den Köpfen durch die Städte zogen und Kreuze verbrannten, aber wir wussten nicht viel über die geschichtlichen Zusammenhänge, bis wir im Januar 1971 in Alabama erste eigene Erfahrungen mit Rassenhass machten.
    Als Erstes fiel uns auf, dass der weiße Fahrer unserer Limousine kalt und distanziert war und überhaupt nicht so gesprächig, wie wir das von anderen Chauffeuren kannten. In unserem Hotel weigerte er sich, aus dem Auto zu steigen und uns die Türen zu öffnen, und es kamen auch keine Angestellten auf uns zu, um uns mit dem Gepäck zu helfen. Dass wir das erwartet hatten, lag nicht daran, dass wir verwöhnt waren; wir merkten nur, dass wir hier plötzlich ganz anders behandelt wurden als sonst. Und dann, als wir unsere Sachen aus dem Kofferraum hoben, fielen einem von uns die Klan-Symbole auf, die ganz sicher absichtlich so platziert worden waren, dass wir sie bemerken mussten. Wir erstarrten. Es war wie in einem dieser Thriller, in denen die Hauptfigur plötzlich merkt, dass der Fahrer schon die ganze Zeit über ein Killer gewesen ist. Ein übles, beklemmendes Gefühl. Wir sagten nichts und machten uns möglichst unsichtbar. Am Empfang des Hotels wurden wir mit der gleichen Kühle begrüßt. „Leider liegt keine Reservierung für Sie vor“, sagte der Mann hinter dem Tresen kurz angebunden. Suzanne de Passe oder irgendjemand anders versuchte ihm begreiflich zu machen, dass die Zimmer schon vor einer geraumen Zeit gebucht worden waren; wir seien die Jackson 5, und hier müsse ein Irrtum vorliegen.
    „Kein Irrtum. Wir haben keine Zimmer für Sie reserviert“, wiederholte er.
    Wir bettelten schließlich geradezu um eine Unterkunft, und schließlich bekamen wir sie auch, mit Blick auf den Hinterhof und die Mülltonnen. Als wir unser zweitklassiges Quartier bezogen, war Michael wie immer der Erste, der Fragen stellte. „Wieso behandelt man uns so, nur wegen unserer Hautfarbe?“ Das verwirrte ihn besonders deshalb, weil wir schwarze und weiße Fans hatten und es das erste Mal war, dass man uns das Gefühl gab, unerwünscht und richtiggehend unbeliebt zu sein.
    Umso mehr waren wir jedoch entschlossen, auf der Bühne alles zu geben, denn wir merkten schnell, welche Bedeutung eine Show schwarzer Kids für schwarze Fans hatte: Mit uns besaßen sie nun plötzlich Identifikationsfiguren. Wir nahmen die Fackel unserer Großväter und trugen sie weiter, kämpften um Respekt für jedes

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