You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Vaseline. Aber wir hielten uns nicht für etwas Besseres, nur für glücklicher und privilegierter. Und das hatten wir nie erwartet – dass wir einmal vor unserem Haus stehen und uns privilegiert fühlen würden. Es war keine leichte Rückkehr, denn das Leben in Kalifornien hatte unseren Horizont erweitert. Wir hatten uns weiterentwickelt, und jetzt wieder in Gary zu sein, das fühlte sich an, als ob man versuchte, in ein paar Schuhe zu schlüpfen, aus denen man zwar herausgewachsen war, von denen man sich aber einfach nicht trennen mochte.
Selbst unser Haus schien geschrumpft zu sein. Draußen sah alles aus wie immer, sogar die Steine lagen immer noch hinten im Garten. Aber als wir durch die Tür kamen, sagten wir alle das Gleiche: „Wie haben wir hier jemals alle hineingepasst, wie haben wir hier gelebt?“ Wir Jungen gingen in unser altes Kinderzimmer, aber das Etagenbett war verschwunden.
Michael und ich standen da und betrachteten die Menschen auf der Straße. „Kannst du dir vorstellen, dass sie alle unseretwegen hier sind?“, fragte er. Ein Hauch von Nostalgie ließ ihn unsere Geschichte ein wenig umdeuten: „Wir haben eine Menge Freunde hier zurückgelassen, nicht wahr?“
„Wir haben viel zurückgelassen, ja, aber wir haben Fans auf der ganzen Welt gewonnen“, sagte ich. „Wir haben jetzt überall Freunde.“ Es war reiner Optimismus, der die Realität in diesem Augenblick ein wenig rosiger erscheinen ließ.
Draußen sonnten sich Mutter und Joseph verdientermaßen in ihrem Ruhm. Kollegen aus der Fabrik, Mutters Freundinnen aus der Straße und Arbeitskolleginnen von Sears schauten vorbei. Alle schienen sich aufrichtig für uns zu freuen. Beim offiziellen Empfang in der Schule sagte Richard Hatcher, der Bürgermeister von Gary, wir hätten die Stadt auf die Landkarte gebracht – deswegen hatte man wohl auch das Palace Theater in „Jackson 5 Theater“ umbenannt. Er überreichte uns die Schlüssel der Stadt. Für unsere Familie war das eine große Ehre. Uns erschien es damals, als hielten wir die Schlüssel für die besten Dinge im Leben in Händen: Es fühlte sich so an, als hätten wir uns die symbolische Freiheit, die Gary uns mit dieser Geste anbot, wirklich verdient. Es war die offizielle Anerkennung dafür, wie viel Arbeit hinter unserem Erfolg steckte.
Unser Haus steht übrigens heute noch und sieht von außen unverändert aus. Es ist bewohnt und gehört immer noch unseren Eltern. Ich bin nicht sicher, ob sie sich je von unseren Wurzeln lossagen können. 1989 kamen wir Geschwister, alle neun, wieder einmal zusammen, um den Song „2300 Jackson Street“ einzuspielen. Der Text, von dem auch Michael einige Zeilen übernahm, sagte damals mehr aus, als ich jetzt, ohne Musik, vermitteln kann. Es ist ein Lied über Heimat und Familie, aber Michael und ich liebten vor allem die Zeile „My friends, I won’t forget your name, I’m still the same …“ Und das war es auch, was Michael sein ganzes Leben lang immer auszudrücken versuchte.
A ls der 13-jährigeMichael den Swimmingpool entdeckte, auf dessen Boden Mosaiksteine das Bild zweier Delfine ergaben, stand es für ihn fest, dass Hayvenhurst ein echtes Traumhaus war, ein Traum, den wir uns dank der Musik erfüllen konnten. Wir schrieben Mai 1971. Mutter und Joseph hatten beschlossen, die Familie nun in Encino, einem Vorort von Los Angeles im San Fernando Valley, zu verwurzeln. Heute sieht das Haus völlig anders aus; damals, bevor Michael es aufwändig umbauen ließ, war es ein eher langweiliges Gebäude im Stil einer Ranch. Aber trotzdem sprach vieles für den Erwerb, denn es hatte zuvor Earle Hagen gehört, einem Komponisten, der für seine Fernsehmelodien mit dem Emmy ausgezeichnet worden war: Daher waren die Mauern bereits von Musik durchdrungen, und es gab ein eingebautes Studio. Davon abgesehen verfügte das Haus über sechs Schlafzimmer, den besagten Pool, ein Basketballfeld und ein 8.000 Quadratmeter großes, etwas abseits einer Hauptstraße gelegenes Grundstück, das von Bäumen eingefasst wurde, die einen guten Sichtschutz boten.
Wir konnten bis zur Abenddämmerung schwimmen und in der Morgensonne auf der steingefliesten Terrasse frühstücken und hatten dabei einen herrlichen Blick über den Garten mit seinen Zitronen- und Orangenbäumchen. Plötzlich, zum ersten Mal in unserem Leben, hatten wir Platz – obwohl wir den Blick auf Hollywood für die praktischen Vorteile hatten aufgeben müssen, die das Leben in einem Vorort für
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