Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
den Rängen der steinernen Sitzreihen nieder, die vom Mittelpunkt der Halle aus emporwuchsen. Auf Jaina wirkte es, als hätte jemand einen Felsbrocken hinunter auf die Rednerfläche geworfen und damit wellenartig Zuschauerränge geschaffen, die sich bis weit in den Hintergrund des Saales auf unterschiedlichem Niveau fortsetzten.
Eine Unmenge von Stimmen und Geräuschen drang an Jainas Ohr, begleitet von den würzigen Düften, die aus dem fast unerforschten Dschungel hereinwehten. Obwohl sie sich bemühte, konnte sie keine der Duftnuancen einer der vielen blühenden Wildblumen zuordnen – im Gegensatz zu Jacen, der sie vermutlich lückenlos hätte aufzählen können.
Das einzige, was Jaina sicher auseinander halten konnte, waren der Schweißgeruch und die anderen Ausdünstungen von Jedi-Anwärtern – deren verfilzte Felle, sonnenverbrannte Schuppen und süßsaure Pheromone.
Jacen folgte ihr zu den freien Sitzen, vorbei an zwei hoch gewachsenen, pinkfarbenen Exoten, die sich in knurrendem Tonfall unterhielten. Nachdem die Zwillinge Platz genommen hatten, blickte Jaina zur Decke hinauf und ließ die vielfältigen Formen und Farben auf sich wirken, die in den fremdartigen Mosaikmustern Verwendung gefunden hatten.
»Jedesmal, wenn wir hierher kommen«, sagte sie, »muss ich an die alten Videoclips von der Zeremonie denken, bei der Mutter Orden an Onkel Luke und Vater überreichte. Sie sah so bezaubernd aus.« Sie strich mit der Hand über ihr glatt fallendes, ungestyltes Haar.
»Ja, und Vater sah aus wie ein… Pirat«, versetzte Jacen.
»Nun, er war ja damals wohl auch ein Pirat, ein Schmuggler«, erwiderte Jaina und dachte an die Rebellensoldaten, die den Angriff des ersten Todessterns überlebt hatten; diejenigen, die in der großen Raumschlacht gegen das Imperium gekämpft hatten, um dessen gefürchtete Superwaffe zu vernichten. Heute, mehr als zwanzig Jahre nach diesen Ereignissen, hatte Luke Skywalker den verlassenen Stützpunkt in ein Schulungszentrum für Jedi umgewandelt und es sich zur Aufgabe gemacht, den Orden der Jedi-Ritter neu zu beleben.
Luke hatte mit der Unterweisung anderer Jedi begonnen, als die Zwillinge gerade mal ihr zweites Lebensjahr vollendet hatten. Inzwischen war er häufiger in eigener Sache unterwegs und verbrachte nur noch einen Teil seiner Zeit an der Akademie, die während seiner Abwesenheit von anderen erfahrenen Jedi-Rittern weitergeführt wurde.
Einige der Schüler besaßen nur ein verschwindend geringes Macht-Potential und gaben sich damit zufrieden, Bewahrer der Jedi-Lehre zu sein. Andere verfügten über großes Talent, hatten es aber noch nicht ausgebildet. Es war Lukes Überzeugung, dass alle potentiellen Jedi voneinander lernen konnten, der Starke vom Schwachen, der Alte vom Jungen – und umgekehrt.
Jacen und Jaina waren von ihrer Mutter Leia nach Yavin 4 geschickt worden, um hier für einen Teil des Jahres geschult zu werden. Ihr jüngerer Bruder Anakin war noch zu Hause auf der Hauptwelt Coruscant geblieben, er würde aber in Kürze nachkommen und sich ihnen anschließen.
Immer wieder hatte Luke den Zwillingen von Han Solo und Prinzessin Leia in ihrer Entwicklung unter die Arme gegriffen, durch ihn waren sie sich ihrer ausgeprägten Fähigkeiten überhaupt erst bewusst geworden. Hier auf Yavin 4 konnten sie sich voll auf ihr Studium konzentrieren, ohne dass die praktische Seite vernachlässigt wurde. Und das war entschieden reizvoller als die Unterrichtspläne, die muffige Erziehungsdroiden auf Coruscant für sie entworfen hatten.
»Wo ist Tenel Ka?« Vergeblich suchte Jaina in der Menge nach ihrer Freundin vom Planeten Dathomir.
»Eigentlich müsste sie hier sein«, sagte Jacen. »Heute früh sah ich sie hinausgehen, um ihre Übungen im Dschungel zu absolvieren.«
Ihre Freundin war eine hingebungsvolle Jedi, die hart an sich arbeitete, um ihre Träume zu verwirklichen. Sie hatte geringes Interesse an Bücherstudien, den Historien und den Meditationen; dafür war sie eine begnadete Athletin, die am liebsten Taten sprechen ließ; eine wertvolle Eigenschaft für eine Jedi, hatte Luke ihr erklärt – vorausgesetzt, Tenel Ka wusste sie richtig einzusetzen.
Tenel Ka war ungeduldig, unerbittlich gegen sich und andere und absolut humorlos. Die Zwillinge sahen es als eine Art Herausforderung, immer wieder zu versuchen, sie doch einmal zum Lachen zu bringen.
»Sie sollte sich besser etwas sputen«, sagte Jacen, als es ruhiger im Saal wurde. »Onkel Luke fängt gleich
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