Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
Nests entrissen, wachte die Kristallschlange ärgerlich auf. Jacen fühlte, wie sie sich auseinander rollte und nach einem lebenden Ziel suchte, um es anzugreifen.
»Halte Raynar weiter fest!«, zischte er Jaina zu, während er sich nach vorne warf, um die sich davonschlängelnde Kristallschlange zu schnappen. Seine Finger schlossen sich um ihren Hals und fanden hinter dem harten dreieckigen Schädel Halt. Er sandte beruhigende Impulse an das kleine Gehirn des Reptils, kämpfte dessen Zorn nieder und besänftigte es.
Jacens hastige Reaktion und das Nachlassen der Macht hatten Jaina aus der Konzentration gerissen. Sie schaffte es gerade noch, Raynar für ein, zwei Sekunden in der Schwebe zu halten. Während Jacen damit beschäftigt war, beruhigend auf die Schlange einzuwirken, schwächte sich Jainas Griff auf den Jungen weiter ab und erlosch schließlich vollständig.
Raynar entglitt den unsichtbaren Händen und stürzte in das grellfarbene Tuch seines Gewandes, das sich unter ihm am Boden zusammenfaltete. Der Aufprall reichte aus, um ihn aus seinem schlangengiftbetäubten Schlaf zu schrecken. Grunzend setzte er sich auf, blinzelte und schüttelte seinen Kopf.
Ungerührt setzte Jacen seine Bemühungen fort, die in seiner Hand verborgene Schlange zu beruhigen. Er sandte melodische Gedanken in ihren Geist, bis sie vor Wohlbehagen fauchte und sich zufrieden um Jacens Handgelenk wickelte. Besänftigt legte sie den flachen, durchscheinenden Kopf auf seine geballte Faust. Sogar im hellen Licht reflektierte ihr Körper kaum. Ihre Schuppen wirkten wie eine hauchdünne Schicht von Diamanten, ihre Augen wie zwei Kohlestückchen. Benommen schaute Raynar die neben ihm stehenden dunkelhaarigen Zwillinge an. Er kratzte sich verwirrt am Kopf.
»Jacen? Jaina? Äh… Was macht ihr hier…? Heh!« Er setzte sich gerade hin und schüttelte den linken Arm, als wäre er betäubt. Dann richtete er den Blick auf Jacen. »Ich dachte, ich hätte eine deiner… deiner Kreaturen hier gesehen. Es ist das letzte, woran ich mich erinnern kann. Ist dir etwa eines dieser Biester abhanden gekommen?«
Jacen ließ die Hand, in der er die Schlange hielt, betreten hinter dem Rücken verschwinden. »Wo denkst du hin«, erwiderte er. »Ich kann dir ruhigen Gewissens versichern, dass sich alle meine sensiblen Freunde vollzählig in meiner Obhut befinden!«
Jaina bückte sich, um dem Jedi-Schüler auf die Beine zu helfen. »Du musst weggenickt sein, Raynar. Aber du hättest dich wenigstens auf deine Strohmatratze legen können, als dich die Müdigkeit übermannte!« Sie klopfte sein Gewand ab. »Nun ist deine hübsche Robe ganz staubig geworden.«
Raynar betrachtete bestürzt die Flecken auf seinem protzigen Gewand. »Jetzt muss ich die komplette Garnitur wechseln. So kann ich mich doch nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen!« Zerknirscht strich er über die verschiedenfarbigen Tücher.
»Wir lassen dich besser allein, damit du dich in Ruhe umkleiden kannst.« Jacen ging rückwärts zur Tür. »Wir sehen dich dann in der Vorlesung.«
Unter der Deckung von Jaina stahl er sich aus Raynars Zimmer – nicht ohne jedoch zum Abschied mit der Hand zu winken, um die sich die kaum wahrnehmbare Kristallschlange gewunden hatte.
Dann trennten sich die Zwillinge. Wenn sie sich beeilten, konnten sie es immer noch rechtzeitig zu Onkel Lukes Jedi-Lektionen schaffen.
2
Während Jacen losging, um die Kristallschlange in ihren Käfig zurückzustecken, kehrte Jaina in ihr eigenes Quartier zurück. Sie wollte sich umziehen und ihr Gesicht mit dem kaltem Wasser aus der neuen Brunnenleitung kühlen.
Ihre Gesichtshaut prickelte immer noch erfrischt, als sie wieder auf den Korridor hinaustrat. »Beeil dich, sonst kommen wir doch noch zu spät«, empfing sie den ihr entgegenkommenden Jacen.
Gemeinsam eilten die Zwillinge zum Turbolift, der sie in die oberen Stockwerke des pyramidenförmigen Tempels transportierte. Sie betraten den hallenden Raum des großen Vorlesungssaals. Die Luft war erfüllt vom geschäftigen Murmeln der anderen Jedi-Anwärter, die sich hier, wo Luke Skywalker jeden Tag sprach, versammelt hatten.
Die Strahlen der Morgensonne brachen sich auf den polierten Steinoberflächen. Das Licht besaß eine orangene Tönung, verursacht von den Reflexionen des Gasgiganten hoch oben am Himmel – dem Planeten Yavin, um den sich der kleine Dschungelmond drehte.
Dutzende anderer Jedi-Schüler jeden Alters und verschiedenster Herkunft ließen sich in
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