Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
Gewand, das jedoch ebenso grell und von ebenso beißender Farbgebung war wie das vorherige. Nachdem sich Raynar endlich gesetzt hatte, hob er erwartungsvoll den Blick zu seinem Jedi-Meister, um seine Bereitschaft zu signalisieren.
Luke Skywalker stand auf der erhöhten Plattform und betrachtete den zusammengewürfelten Haufen von Studenten. Seine strahlenden Augen schienen die Menge zu durchdringen. Es wurde still, als würde sich über alles eine warme Decke legen.
Luke hatte immer noch dieselben jungenhaften Züge, die Jaina von den historischen Aufzeichnungen her kannte. Doch heute vermittelte seine hagere Gestalt eine in sich ruhende Kraft, als würde eine Naturgewalt von einer diamantharten Hülle aus reiner Sanftheit in Zaum gehalten. Aus seinen vielen Prüfungen war Luke irgendwie schillernd und erstarkt hervorgegangen. Er hatte überlebt, um den Grundstein der neuen Jedi-Generation zu bilden – einen Orden, der die Neue Republik vor den versprengten Resten des Bösen in der Galaxis beschützen sollte.
»Möge die Macht mit euch sein«, sagte Luke mit weicher Stimme, die dennoch bis in die letzten Winkel des Saales drang. Die so oft gehörte Floskel verursachte ein Kribbeln unter Jainas Haut. Neben ihr ließ Jacen ein Lächeln aufleuchten. Tenel Ka saß kerzengerade, wie in ehrfürchtiger Verehrung.
»Wie ich euch schon viele Male erzählt habe«, begann Luke, »glaube ich nicht, dass man ein wahrer Jedi-Ritter durch den Besuch von Vorlesungen wird. Ich will euch lehren, wie man handelt, wie man Dinge tut, statt nur über sie nachzudenken. ›Es gibt keinen Versuch‹, lehrte mich Yoda, einer meiner eigenen Jedi-Meister.«
In der ersten Reihe streckte Raynar seine Hand wie einen grellfarbenen Blitz in die Höhe und schnipste mit den Fingern, um Lukes Aufmerksamkeit zu gewinnen. Durch den Saal ging ein vielstimmiges Stöhnen. Auch Jacen stieß einen tiefen Seufzer aus, während Jaina sich zunächst abwartend verhielt und sich lediglich fragte, mit welchem unverzichtbaren Beitrag Raynar wohl diesmal aufwarten würde.
»Master Skywalker«, sagte Raynar, »ich verstehe nicht, was Ihr mit ›Es gibt keinen Versuch‹ ausdrücken wollt. Man muss doch Erfahrungen sammeln und aus Versuchen und auch Fehlschlägen lernen dürfen. Niemand kann bei dem, was er unternimmt, immer nur Erfolg haben!«
Luke musterte den Jungen geduldig und verständnisvoll. Jaina würde nie verstehen, wie ihr Onkel bei Raynars ständigen Unterbrechungen so ruhig bleiben konnte, nahm aber an, dass es ein Zeichen für wahre Jedi-Meisterschaft war.
»Ich habe auch nicht behauptet, dass ich niemals Fehlschläge einstecken musste«, sagte Luke. »Kein Jedi ist jemals vollkommen. Manchmal ist das, was uns gelungen ist, nicht unbedingt das, was wir beabsichtigt hatten. Konzentriere dich auf das, was du erreicht hast, egal, was deine Ziele waren. Das gilt auch für den Misserfolg. Ja, nimm stets wahr, was du verloren hast – aber betrachte es auf eine Weise, mit der du erkennen kannst, was du gewonnen hast.«
Luke faltete die Hände ineinander und begab sich mit fast schwerelos wirkenden Schritten von einer Seite der Rednerplattform zur anderen. Seine hellen Augen ließen nicht ab von Raynars erhobenem Blick. Dennoch schien es, als würde Luke alle Studenten ansehen und zu jedem einzelnen von ihnen sprechen.
»Lasst mich euch ein Beispiel geben«, sagte er. »Vor ein paar Jahren hatte ich einen brillanten Schüler namens Brakiss. Er war ein begabter Student, wissbegierig und mit einem großen Potential der Macht. Er schien nett und hilfsbereit, fasziniert von allem, was ich ihn lehrte. Kurz gesagt: Er war ein begnadeter Schauspieler.«
Luke nahm einen tiefen Atemzug, während er sich an diese unangenehme Episode aus seiner Vergangenheit erinnerte. »Ihr müsst wissen, dass es mich nach Gründung der Jedi-Akademie nicht überraschte, dass die Machthaber des Imperiums mein Lebenswerk zu unterwandern versuchten. Sie schickten mir Studenten, deren erste tollpatschigen, uninspirierten Versuche ich mühelos abwehren konnte. Aber Brakiss war anders. Von dem Augenblick an, da er aus dem Raumschiff trat und sich im Dschungel auf Yavin 4 umsah, wusste ich, dass er ein Spion des Imperiums war. Ich konnte den tiefen Schatten in ihm spüren, der sich hinter einer Maske aus Freundlichkeit und Enthusiasmus verbarg. Das Problem war, dass ich in Brakiss auch echtes Talent für die Macht entdeckte.
Ein Teil von ihm war schon Jahre zuvor verdorben worden,
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