Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
eine einzige Person zu befördern: den Piloten. Das schloss bereits aus, dass Qorl sie als seine Gefangenen mitnehmen würde – es wäre gar nicht möglich gewesen, selbst wenn er es gewollt hätte. Würde der Pilot seine Spuren und die Zeugen seines Exils deshalb mit imperialer Gründlichkeit beseitigen? Würde er sie erschießen und dann zur Suche nach den Resten des untergegangenen Imperiums aufbrechen? Jacen bemühte sich verzweifelt, besänftigende Gedankenimpulse in Qorls Bewusstsein zu projizieren – so wie er es viele Male bei seinen Kristallschlangen getan hatte. Aber es erwies sich als sinnlos: Die Macht perlte an dem ab, was eine lange zurückliegende Gehirnwäsche aus Qorls Bewusstsein geformt hatte – ein unveränderliches Programm.
Doch dann senkte der TIE-Pilot seinen Blick, und seine Gereiztheit schien nachzulassen. Jacen hütete sich, diese Veränderung auf die Einwirkung seiner Jedi-Kräfte zurückzuführen. Er nahm an, dass der Soldat von irgendetwas abgelenkt worden war.
»Was wird also mit uns geschehen?«, fragte er.
Qorls Blick fand zurück zu den Zwillingen. Plötzlich wirkte er wieder verstört, uralt und das, was er in Gedanken bereits vorwegnahm, schien ihn noch mehr auszuzehren. »Ihr habt mir sehr geholfen und wart die erste… Gesellschaft, die ich seit vielen Jahren hatte. Deshalb werde ich euer Leben schonen und euch hier zurücklassen.«
»Das nennt Ihr Schonung?« Jaina schluckte, worauf sich Jacen veranlasst sah, ihr in die Rippen zu stoßen. Der Dschungel war immer noch dem vorzuziehen, was Qorl sonst mit ihnen getan hätte.
»Ihr habt eine gute Chance zu überleben, wenn ihr euch so durchschlagt, wie ich es tat«, sagte der Pilot. »Niemand weiß besser als ich, was euch erwartet. Vielleicht werdet ihr eines Tages gesunden. Hoffnung wird eure wichtigste Waffe im Kampf ums Überleben sein. Bestimmt werdet ihr keine zwanzig Jahre brauchen, um wieder nach Hause zu gelangen…«
Er überlegte einen Moment, während er den Helm in seinen Händen drehte. Hinter ihm surrte der wiederbelebte TIE-Jäger weiter im Leerlauf, begierig darauf, endlich wieder abzuheben.
»Seid froh, dass ihr euch hier in Sicherheit befindet«, fügte Qorl endlich hinzu. »Denn bevor ich heimkehre ins Imperium, werde ich als letzte Tat auf diesem verfluchten Dschungelmond den Rebellenstützpunkt zerstören!«
»Nein!« Jacens und Jainas Schreie kamen wie aus einem Mund.
»Es ist nur noch eine Schule, kein militärischer Stützpunkt mehr!«, wiederholte Jacen, was sie ihm schon mehr als einmal klarzumachen versucht hatten.
» Bitte, tut das nicht!«, beschwor ihn Jaina. »Greift die Akademie nicht an!«
Aber Qorl schien seinen Entschluss gefasst zu haben. Vorsichtig stülpte er den verbeulten Helm über seinen Kopf und schob das Visier nach unten.
»Nein, wartet!«, flehte Jaina. »Der Tempel verfügt über keinerlei Bewaffnung…!« Sie streckte die Fühler ihres Geistes nach dem Piloten aus, doch unbeeindruckt zog er sich von ihnen zurück.
Den Blaster in der Faust, bestieg er das Cockpit, richtete sich in dem alten, zerrissenen Sitz vor den Steuerkontrollen ein und gurtete sich an. Die Zwillinge stürmten nach vorn und hämmerten mit ihren Fäusten gegen den Rumpf des TIE-Jägers. Das Antriebsgeräusch schwoll an, und die anfahrenden Schubvorrichtungen ließen Blätter, kleine Steine und verrottetes Waldgehölz nach allen Seiten davonwirbeln.
Der Jäger erhob sich zentimeterweise und mit dumpfem Brummen aus dem Grün, in das er einst gestürzt war. Jaina unternahm den sinnlosen Versuch, sich an der stählernen Zelle des Schiffs festzuhalten, als könnte sie dem Verhängnis damit Einhalt gebieten. Doch ihre Finger rutschten erwartungsgemäß an dem fast fugenlos glatten Metall ab.
Jacen zog sie zurück, als die Triebwerke lauter wurden. Der Ionenstrom, der die Kühlsysteme des Jägers durchfloss, erzeugte ein helles, durch Mark und Bein gehendes Singen.
Der TIE-Jäger, der als Wrack für mehr als zwanzig Jahre unentdeckt auf der Oberfläche von Yavin 4 gelegen hatte, gewann zusehends an Höhe. Seine beiden Triebwerke verfielen in die typische Tonlage, die vor langer Zeit jedem Rebellenherz wenn nicht Angst, so doch Respekt eingeflößt hatte.
Mit erstaunlichem Geschick manövrierte Qorl den Jäger durch das Dach des Waldes, steigerte urplötzlich die Geschwindigkeit und nahm Kurs auf die Jedi-Akademie.
Allein und schutzlos den Gefahren des Dschungels ausgeliefert, blieben die
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