Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
Zwillinge unter den Zweigen eines Massassi-Baumes zurück.
19
Im Dunkel der Dschungelnacht arbeitete sich Tenel Ka durch eine Wand aus Schlingpflanzen und dornenbewehrtem Dickicht. Sie hoffte inständig, dass die geflügelten Reptilien ihr nicht hierher folgen würden.
Die Lungen der Amazone schienen nie soviel Luft zu erhalten, wie sie verlangten. Sie verkrampften, aber Tenel Kas Lippen blieben versiegelt. Sie unterdrückte jeden Laut.
Immer noch war ganz in der Nähe das Schlagen der mächtigen, ledrigen Schwingen zu hören, und Tenel Ka dachte schaudernd an die messerscharfen Krallen dieser fliegenden Bestien. Die rauen Schreie aus den Kehlen der abscheulichen Zwillingsköpfe ließen das Blut in ihren Adern gerinnen. Sie erinnerte sich, davon gehört zu haben, dass eines dieser Ungeheuer Master Skywalker vor vielen Jahren beinahe umgebracht hätte. Wie schafften es die Monster, selbst im dichtesten Dschungel zu fliegen? Warum waren sie nicht abzuschütteln?
In den Büschen neben ihr fauchte und schlug etwas, und dann verfehlte ein stacheliger Schwanz knapp ihren Arm!
Eine dieser Kreaturen war also direkt über ihr. Was konnte sie tun?
Sie hatte sich gerade durch die schmale Lücke zwischen zwei Bäumen gezwängt, als es hinter ihr fürchterlich krachte. Offenbar hatte das geflügelte Monstrum es nicht geschafft und war in dem Spalt stecken geblieben. Perfekt, dachte sie. Die übrigen würden einen Umweg wählen. Dadurch gewann sie etwas Zeit.
Tenel Ka überquerte eine Lichtung, die von etwas beschattet war, von dem sie hoffte, dass es sich um einen Baumstamm oder ähnliches handelte. Aber sie hatte die Geschwindigkeit unterschätzt, mit der die Flugreptilien imstande waren, Hindernisse zu umfliegen. Tenel Ka spürte den Verderben bringenden Windstoß der peitschenden Schwingen, als einer der Verfolger blitzschnell auf sie zustieß.
Die nach ihr ausgestreckten Krallen mehr ahnend denn sehend, versuchte sie einen Ausfallschritt, rutschte auf den modrigen Resten einer Pflanze aus und prallte hart gegen einen von Pilzen überwucherten Baumstamm. Die Amazone nahm Klauen wahr, die sich dort durch die Luft bohrten, wo sie sich Augenblicke zuvor noch befunden hatte. Zweige barsten. Tenel Ka erschauderte unter dem enttäuschten und wütenden Aufschrei der Zwillingsschädel.
Warum erinnerte sie sich an keine der Jedi-Beruhigungstechniken? Warum hatte sie nicht intensiver geübt?
Sie schloss ihre Augen und verließ sich ganz auf ihre Witterung. Als das fliegende Ungeheuer erneut auf sie herabstieß, rollte sie sich zur Seite.
Die Geräusche Dutzender Schwingen über ihr hielten sie in Bewegung. Sie wälzte sich herum und kroch auf Händen und Knien durch einige niedrige Dornenbüsche hindurch, richtete sich wieder auf und setzte ihre Flucht fort.
Folge deinem Instinkt, suggerierte sie sich selbst. Gebrauche die Macht!
Wie in einem Reflex änderte sie unvermittelt die eingeschlagene Richtung. Sie wusste selbst nicht, was sie dazu bewog, sie tat es einfach. Auch jetzt sah sie nicht, wohin sie in der finsteren Nacht rannte. Trotzdem war sie überzeugt, nun auf dem einzig richtigen Weg zu sein. Immer und immer wieder entging sie den nach ihr greifenden Krallen und den Hieben stacheliger Schwänze, bis sie einen Ort erreichte, wo die Massassi-Bäume dicht an dicht standen. Der Lärm, mit dem sie sich näherte, löste zänkisches Zetern und Schreien hinter den Blättern aus.
Woolamander – dem Tumult nach eine ganze Horde. Tenel Ka hatte sie offenbar im Schlaf gestört, und möglicherweise stellten sie die lang erhoffte Ablenkung ihrer Verfolger dar…
Tenel Ka tauchte geduckt in den dichtbewachsenen Bereich. Verblüfft registrierte sie, dass ihr keines der geflügelten Reptilien folgte. Dann hörte sie Schreie, die darauf hinwiesen, dass sie von ihrer ursprünglichen Beute abgelassen hatten und statt dessen nun Woolamander jagten. Die Flugbestien schrien ihren Blutdurst hinaus, und dem grimmigen, fast herausfordernden Geschrei der Woolamander nach zu schließen, ergaben diese sich keineswegs wehrlos in die Opferrolle. Weit oben in den Ästen entbrannte eine regelrechte Schlacht.
In Tenel Kas verschwitztem, rötlich goldenem Haar hatten sich Blätter und Zweige verfangen, und sie schüttelte ein paar Mal den Kopf, um sich davon zu befreien. Dann hörte sie plötzlich durch den ganzen Krach hindurch eine schwache, vertraute Stimme.
»Oh, bitte, seid vorsichtig. Mein Innenleben ist hochkompliziert und sollte
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