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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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begeben habe, um Professor Winchcombe zu treffen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich Dir erzählen werde, wenn wir uns wiedersehen.
    Gibt es irgendwelche Neuigkeiten von Vater? Ist er immer noch auf dem Weg nach Indien, und hast Du inzwischen weitere Informationen darüber, wann die Probleme dort vorbei sein könnten?
    Richte Mutter und unserer Schwester liebe Grüße aus. Bitte, besuch mich bald.
     
    Dein Bruder
    Sherlock
     
    Nachdem er den Brief beendet und die feuchte Tinte mit Löschpapier getrocknet hatte, legte er ihn auf den Tisch in der Halle, als er zum Mittagessen hinunterkam. Von dort würde ihn ein Dienstmädchen einsammeln, um ihn zum Postamt nach Farnham zu bringen. Als er später zum Abendessen wieder in die Halle kam, war der Brief verschwunden. MrsEglantine durchquerte gerade die Halle, und kaum hatte sie ihn erblickt, zeigte sich auf ihrem Gesicht, das förmlich durch die dunklen Schatten zu schweben schien, ein eisiges Lächeln. Hatte sie den Brief gesehen? Hatte sie ihn etwa
gelesen
? War er überhaupt zum Postamt gebracht worden oder hatte sie ihn einfach zerrissen? Sherlock sagte sich, dass das albern war. Was für Gründe sollte sie schließlich dafür haben? Aber Mycrofts Warnung hallte in seinem Kopf wider.
Sie ist keine Freundin der Holmes-Familie.
    Als er am nächsten Tag spät nachmittags in seinem Zimmer lag, schwirrten ihm diese Gedanken noch immer im Kopf herum. Der entfernte Gong, der zum Abendessen rief, weckte ihn aus einem halbschlafähnlichen Zustand. Er begab sich hinunter ins Erdgeschoss. MrsEglantine kam gerade aus dem Speisezimmer und musterte ihn mit höhnischem Lächeln, bevor sie wieder verschwand.
    Sherlock verspürte keinen Hunger. Er starrte einige Augenblicke lang auf die Esszimmertür und versuchte, sich dazu zu überwinden hineinzugehen und etwas zu sich zu nehmen. Nur um bei Kräften zu bleiben. Aber er brachte es einfach nicht fertig.
    Er drehte sich um und durchquerte die Halle, in der Hoffnung, in der Bibliothek irgendwelche Bücher über Bienen oder Imkerei zu finden.
    Auf halbem Weg fiel sein Blick auf einen Brief, der auf dem Silbertablett auf dem Beistelltisch lag. Hatte der vorher noch nicht dort gelegen oder hatte Sherlock ihn schlicht und einfach übersehen? Da er im ersten Augenblick dachte, dass es ein weiterer Brief von Mycroft sein könnte, nahm er das Schreiben auf. Sherlocks Name stand zusammen mit der Adresse von Holmes Manor vorne auf dem Umschlag, aber es war nicht Mycrofts Handschrift. Die Buchstaben waren geschwungener … femininer. Wie konnte das sein?
    Sherlock sah sich um, halb überzeugt, dass sein Blick auf MrsEglantine fallen würde, die im Schatten lauerte und ihn beobachtete. Doch es war niemand sonst zu sehen. Er nahm den Brief und öffnete die Eingangstür. Er stellte sich in den Schein der frühen Abendsonne, aber blieb immer noch im Türrahmen, so dass man ihn nicht beschuldigen konnte, das Haus verlassen zu haben.
    Im Umschlag befand sich ein einzelner, zart lavendelfarbener Briefbogen. Unterhalb seines Namens und seiner Adresse stand dort geschrieben:
     
    Sherlock
,
     
    auf der Gemeindewiese unterhalb der Burg findet ein Jahrmarkt statt. Triff mich morgen früh dort um neun – wenn Du Dich traust!
    Komm allein.
     
    Virginia
    Einen winzigen Augenblick lang wurde Sherlock von einem merkwürdigen Schwindelgefühl ergriffen und er holte tief Luft. Virginia wollte sich mit ihm treffen? Aber warum? Beide Male, als sie einander begegnet waren, hatte er den Eindruck gehabt, dass sie ihn nicht besonders mochte. Und sie hatten weiß Gott nicht sehr viel miteinander gesprochen. Und trotzdem wollte sie ihn jetzt sehen? Alleine?
    Doch er konnte nicht gehen! Man hatte ihm streng verboten, das Haus zu verlassen!
    Fieberhaft versuchte er, sich eine Rechtfertigung einfallen zu lassen, die es ihm erlauben würde, am nächsten Tag das Haus zu verlassen, ohne erneut in Schwierigkeiten zu geraten. Es musste sich doch einfach irgendein logisch klingendes Argument konstruieren lassen, das Onkel Sherrinfords strengem prüfendem Blick standhalten würde. Virginia hatte ihn gefragt, ob sie sich treffen könnten. Das Wenige, das er von ihr wusste, ließ ihn vermuten, dass sie unabhängiger als englische Mädchen in ihrem Alter war. Sie konnte reiten – und zwar nicht nur im Damensattel, sondern richtig –, und sie war absolut dazu imstande, alleine umherzuziehen. Aber wenn sie ein englisches Mädchen wäre, würde sie keinesfalls ohne

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