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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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kannst mit auf Sandia reiten.«
    »Bist du sicher?«, fragte Sherlock.
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, sagte Crowe und kicherte. »Deine Idee ist gut, aber womit willst du den Mann fesseln?«
    Wieder dachte Sherlock einen Augenblick nach. Sie hatten keine Seile dabei. Er könnte die Zügel seines Pferdes benutzen. Aber wie würden sie es dann anstellen, dass das Pferd bei ihnen blieb, wenn sie losritten? Ließen sich die Schilfrohre am Flussufer vielleicht als Fesseln gebrauchen? Wohl eher nicht, wahrscheinlich waren sie zu nass, und die Aktion würde zu lange dauern. »Mein Gürtel«, sagte er schließlich. »Ich kann ihm die Hände mit meinem Gürtel zusammenbinden.«
    Crowe nickte. »Klingt gut«, sagte er. »Oder aber du benutzt die Schnur, die ich in meiner Tasche habe.« Er sah zu Sherlock empor. »Es gibt so ein paar Dinge, die ein Mann auf Reisen ständig dabeihaben sollte. Und zwar ein Messer, Streichhölzer und eine Rolle Schnur. Es gibt nicht viel, was man mit diesen drei Sachen nicht machen kann.«
    Sherlock nahm die Schnur von Crowe entgegen und ging zögernd wieder die Straße zu der Stelle hinunter, an der er Gilfillan zurückgelassen hatte. Mittlerweile war es fast Nacht, und einen schrecklichen Augenblick lang konnte Sherlock ihn in den dunklen Schatten nicht ausmachen. Doch schließlich fand er ihn doch. Er band die Hände des Mannes über den gekreuzten Handgelenken zusammen und ging dann zu seinem Pferd, das am Straßenrand Gras fraß – in aller Seelenruhe, als würden derlei Dinge jeden Tag passieren.
    Er führte das Tier zu Gilfillan und brachte es neben ihm zum Stehen. Dann beugte er sich zu dem immer noch Ohnmächtigen hinab und überlegte, wie er den Mann hochkriegen und aufs Pferd hieven sollte. Schließlich gelang es ihm, Gilfillan auf die Knie zu bugsieren und unter den Oberkörper des Mannes zu schlüpfen, als dieser nach vorne kippte. Jetzt lastete sein Gewicht auf Sherlocks Schultern, und er drückte mit aller Kraft die Knie durch, um sich aufzurichten. Als er schließlich mit nach vorne gebeugtem Kopf aufrecht stand – Gilfillans Körper unsicher auf den Schultern balancierend –, spürte er, wie seine Muskeln heftig protestierten. Er bezweifelte, dass er den Körper auf sein Pferd kriegen würde, und wurde einen Moment lang von Panik ergriffen. Aber dann stand Amyus Crowe auch schon wieder auf den Beinen, und Virginia konnte ihm zu Hilfe eilen. Zu zweit wuchteten sie Gilfillans Oberkörper auf den Sattel, während Sherlocks Pferd geduldig wartete. Damit der schlaffe Körper nicht wieder herunterglitt, band Sherlock Gilfillans Handgelenke und Fußknöchel an den Steigbügeln fest. Als er fertig war, trat er ein paar Schritte zurück, um sein Werk zu begutachten.
    »Was ich längst schon mal fragen wollte«, sagte Virginia neben ihm. »Welchen Namen hast du nun eigentlich deinem Pferd gegeben?«
    »Ich habe ihm keinen Namen gegeben«, erwiderte Sherlock.
    Sie schien überrascht zu sein. »Warum nicht?«
    »Hab keinen Sinn darin gesehen. Pferde wissen ja nicht, dass sie einen Namen haben.«
    »Mein Pferd kennt seinen Namen.«
    »Nein, es kennt den Klang deiner Stimme. Ich bezweifle, dass es Worte versteht.«
    »Für ein Kind, das so schlau ist«, sagte sie bissig, »weißt du echt ganz schön wenig.«
    Die vier stellten einen ziemlich bemitleidenswerten Haufen dar, als sie sich so zu Amyus Crowes Cottage zurückschleppten. Crowe ritt in sich zusammengesunken voran, gefolgt von Virginia auf ihrem Pferd Sandia, das außerdem noch den dicht an Virginias Rücken geschmiegten Sherlock zu tragen hatte. Das Ende der kleinen Karawane bildete Sherlocks Pferd mit dem bäuchlings über den Sattel drapierten Gilfillan. Der Rückweg schien sich Ewigkeiten hinzuziehen. Die Müdigkeit lastete wie eine schwere Decke auf Sherlock. Seine Schrammen und Schürfwunden brannten wie Feuer, und alles, was er wollte, war, sich ins Bett fallen zu lassen und so lange zu schlafen, wie es nur ging.
    Als sie endlich ankamen, war es bereits tiefe Nacht. Mycroft stand in der offenen Tür und erwartete sie.
    »Sherlock!«, rief er. »Ich habe …« Er brachte den Satz nicht zu Ende. Seine Stimme kam Sherlock ungewöhnlich schrill vor. Anscheinend hatte er mit starken Gefühlen zu kämpfen.
    »Alles in Ordnung«, brachte Sherlock müde hervor. »Uns geht es gut. Ich meine, Mr Crowe ist angeschossen worden, wir haben einen Gefangenen gemacht und Matty leider nicht befreien können. Aber wir

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