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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Übungsstunden, bis sie eine Pause machten und Sherlock sich für eine Weile in seine Kabine zurückzog, um in Platons
Der Staat
zu lesen. Nach zwei weiteren Stunden mit Rufus Stone und dem anschließenden Abendessen verbrachte Sherlock dann normalerweise einige Zeit mit Amyus Crowe in der Bibliothek, bevor er ins Bett ging. Crowes Tage jedoch waren zum großen Teil damit ausgefüllt, sich um Virginia zu kümmern, und er fand wenig Zeit, mit Sherlocks Unterricht fortzufahren. Wenig Zeit und auch wenig verfügbares Anschauungsmaterial. Sherlock war bereits aufgefallen, dass Crowes bevorzugte Unterrichtsmethode darin bestand, etwas, das er entweder gesehen oder gefunden hatte, als Anknüpfungspunkt für eine Unterrichtslektion heranzuziehen. Hier mitten auf dem Ozean mit nichts als Wasser um sie herum gab es für beides herzlich wenig Gelegenheit.
    Während der gesamten Reise sah Sherlock Virginia kaum einmal. Sie blieb fast die ganze Zeit in ihrer Kabine und war nicht bereit, an Deck zu kommen oder sich mit irgendjemandem zu unterhalten. Als Sherlock sie ein- oder zweimal zu Gesicht bekam, war ihre Haut so blass und wirkte im Kontrast zu dem kräftigen Rot ihrer Haare so durchscheinend, dass Sherlock Angst hatte, sie würde womöglich die Reise nicht überstehen. Doch Amyus Crowe versicherte ihm, dass sie schon wieder in Ordnung kommen würde. Sie machte einfach die erste Atlantiküberquerung von New York nach Liverpool, während deren ihre Mutter gestorben war, noch einmal durch. »Eine geistige Verstimmung«, sagte Crowe eines Abends in der Bibliothek, »die durch die Monotonie der Reise und den Umstand verschlimmert wird, dass sie Sandia schrecklich vermisst. Ginnie ist keine Stubenhockerin, wie du mittlerweile schon selbst bemerkt haben wirst. Sie ist wirklich nicht gerne drinnen eingepfercht. Sobald wir an Land gehen, wird sie wieder ganz die Alte sein.«
    Das Wetter blieb während der gesamten Reise über erstaunlich stabil. Sah man einmal von einem Tag mit starken Windböen und dunkel bewölktem Himmel ab, aus dem es immer wieder so heftig regnete, dass sich Rufus Stone und Sherlock zum Üben in Sherlocks Kabine zurückziehen mussten. Ansonsten jedoch war der Himmel stets strahlend blau und die See ruhig. Oder zumindest so ruhig, dass die Wellen im Vergleich zum Schiffsrumpf klein genug blieben, dass die
Scotia
mühelos durch sie hindurchpflügen konnte.
    Einmal – es war der vierte Tag der Reise – entstand eine gewisse Aufregung, als der Kapitän verkündete, dass sie ein anderes Schiff gesichtet hatten. Reihum richteten die Passagiere ein Teleskop auf den entfernten Fleck am Horizont. Amyus Crowe nahm das Ereignis zum Anlass für eine Lehrstunde. Er forderte Sherlock auf zu berechnen, wie groß angesichts der Weite des Ozeans und der relativ kleinen Anzahl von Schiffen eigentlich die Wahrscheinlichkeit war, dass sich zwei Schiffe in Sichtweite zueinander befanden.
    Doch Sherlock hatte bereits mitbekommen, dass ungeachtet der enormen Weite des Ozeans und der gewaltigen Entfernung zwischen New York und Southampton sich die meisten Schiffe bei der Atlantiküberquerung tendenziell innerhalb des gleichen schmalen Seekorridors bewegten und dass sich Dutzende, ja vielleicht Hunderte von Schiffen zugleich auf See befanden. Dieses Wissen einmal vorausgesetzt, war diese Wahrscheinlichkeit sogar recht hoch.
    Sowohl Sherlock als auch Amyus Crowe bemerkten, wie bei Anbruch der Dunkelheit Lichtsignale zwischen den Schiffen ausgetauscht wurden. Sherlock beobachtete, wie die Mannschaft auf der
Scotia
ihre Nachricht mit Hilfe einer Laterne sendete, die an der Vorderseite mit einer Klappe versehen war, die sich öffnen und schließen ließ. Er machte sich ein wenig Sorgen, dass womöglich zwischen irgendwelchen Verschwörern auf beiden Schiffen geheime Nachrichten ausgetauscht wurden, die ihn, Amyus Crowe und Virginia betrafen. Aber das würde bedeuten, dass ein Großteil der Mannschaft am Komplott beteiligt war, und das war nicht sehr wahrscheinlich. Außerdem hatte es keine weiteren Versuche gegeben, die Kabine zu durchsuchen oder ihnen etwas anzutun. Weder bevor noch nachdem das andere Schiff gesichtet worden war. Wie es aussah, war Grivens der Einzige an Bord der
Scotia
gewesen, den die Männer um Booth rekrutiert hatten.
    Das Verschwinden des Stewards hatte, wenn auch nicht so sehr unter den Passagieren, so doch unter der Besatzung für eine gewisse Bestürzung gesorgt. Trotzdem machte der Kapitän keine Anstalten,

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