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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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das Schiff zu wenden und eine Suchaktion zu starten. Sherlock konnte daher nur vermuten, dass Fetzen von Grivens Kleidung in der Maschine gefunden worden waren und der Kapitän daraus geschlossen hatte, dass der Vermisste in betrunkenem Zustand hineingefallen war.
    Während die Zeit weiter voranschritt, erlernte Sherlock die Hauptarten der Bogenführung –
legato
,
collé
,
martelé
,
staccato
,
spiccato
und
sautillé
 – und begann, mit den Finger der linken Hand in verschiedenen Varianten und Kombinationen die vier Saiten zu bearbeiten, um Töne und Akkorde zu erzeugen. Aber er hatte noch nichts Musikalischeres zustande gebracht als lang anhaltende Töne. Rufus Stone war absolut besessen davon, zunächst die technischen Fertigkeiten seines Schülers aufzubauen, bevor er ihn auf ein richtiges Musikstück losließ. Sherlock jedoch wusste Rufus’ Herangehensweise zu schätzen. Denn sie war logisch und ergab Sinn.
    »Und was machen wir, wenn wir an Land gehen?«, fragte Sherlock in einer Unterrichtspause, als die Reise schon weit fortgeschritten war.
    »Was mich anbelangt, so werde ich mich in eine neue und schillernde Welt der Möglichkeiten aufmachen, um mich zunächst als Musiklehrer zu etablieren und dann, wenn ich Glück habe, ein annehmbares Orchester zu finden, das mich fürs Spielen bezahlt. Du dagegen wirst dich dem bewundernswerten Mr Crowe und seiner auf mysteriöse Weise abwesenden Tochter anschließen, um was auch immer zu unternehmen, weswegen ihr nach New York gekommen seid.«
    Am fünften Reisetag verbrachte Sherlock während einer Pause von den fast unablässigen Violinübungen einige Zeit am Bug des Schiffes. An die Reling gelehnt, starrte er hinaus auf die weit entfernte blaue Linie des Horizonts.
    Er war nicht alleine. Einige andere Passagiere standen zusammen mit ihm im Bugbereich, um Wind und Wellen zu beobachten. Vielleicht hofften einige von ihnen sogar schon Land zu sichten, auch wenn es dafür eigentlich noch viel zu früh war. Eventuell hatten auch die vom Kapitän erzählten Geschichten von gigantischen Stürmen und monströsen Meereskreaturen ihre Phantasie befeuert, und sie hielten nun nach ersten Anzeichen von außergewöhnlichen Vorkommnissen Ausschau. Was Sherlock anbelangte, so hielt er es für sehr viel wahrscheinlicher, dass sie nur einen driftenden Eisberg zu sehen bekämen.
    Ein Mann, der sich zum Schutz vor dem kalten Wind in einen Mantel gehüllt hatte, erregte Sherlocks Aufmerksamkeit. Er trug einen adretten schwarzen Backen- und Kinnbart, der sich an den Seiten kräuselte, sowie einen gewachsten Schnurrbart, der an den Enden hochgezwirbelt war. Statt geradeaus auf den Ozean zu starren, hatte er dem Meer den Rücken zugewandt und kritzelte mit dem Bleistift irgendwelche Striche in ein Notizbuch.
    Doch schon bald stellte Sherlock fest, dass der Mann nicht einfach nur Striche zu Papier brachte, sondern irgendetwas skizzierte. Sherlock näherte sich ihm ein Stück und versuchte zu erkennen, was er da zeichnete. Aber das Einzige, was er auf dem Papier des Notizbuches erkennen konnte, war ein zylindrisches Objekt, das an den Enden spitz zulief. Etwas, das aussah, wie eine fette Zigarre. Das Gebilde schien durch Innenwände oder Barrieren in einzelne Segmente unterteilt zu sein.
    »Du interessierst dich wohl für meine Zeichnung, was?«, sagte der Mann und blickte auf. Seine Stimme wies einen starken Akzent auf. Einen deutschen Akzent, wie Sherlock vermutete.
    »Entschuldigung«, erwiderte Sherlock und wurde rot. »Ich habe mich nur gefragt, warum Sie nicht wie die anderen nach vorne blicken.«
    »Ich blicke sehr wohl nach vorne«, sagte der Mann. »Ganz weit nach vorne, in eine Zeit, in der Reisen wie die unsere nicht mit Schiffen, die Stürmen und Wellen ausgesetzt sind, unternommen werden, sondern mit dem Ballon.«
    »Mit einem
Ballon
?«, wiederholte Sherlock verblüfft. Er schaute auf die Skizze im Notizbuch. »Ist es das, was da auf der Zeichnung zu sehen ist?«
    Der Mann musterte Sherlock kritisch. »Du wirst wohl kaum so etwas wie ein Industrie- oder Militärspion sein, denke ich mal«, sagte er. »Dafür bist du noch zu jung. Und dein Gesicht verrät mir, dass du unvoreingenommen bist und einen scharfen Verstand hast, was meiner Erfahrung mit Spionen widerspricht.« Er lachte, obwohl es eher ein Schnauben als ein Lachen war. »Man hat mich für meine Ideen … kritisiert … in meinem eigenen Land. Ich hoffe, dass die Dinge in Amerika anders aussehen.«
    »Ich bin

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