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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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aussehender Gegenstand montiert: ein spitz zulaufender Frontgrill aus Metall, der dafür konstruiert zu sein schien, Gegenstände von den Schienen zu schieben.
    »Bisons«, sagte Virginia nur, die seinem Blick gefolgt war.
    »Was?«
    »Bisons. Und Rinder. Sie wandern über die Schienen, und manchmal bleiben sie da einfach stehen. Dann muss der Zug abbremsen, und dieses Ding da vorne schiebt sie einfach aus dem Weg.«
    »Oh«, sagte er nur und verfiel in nachdenkliches Schweigen. »Wie wär’s, wenn wir es dem Fahrkartenkontrolleur erzählen?«
    »Ihm was erzählen?«
    »Dass sie Matty gekidnappt haben.«
    »Und was soll er dann tun?« Virginia schüttelte energisch den Kopf, so dass ihr kupferfarbenes Haar um sie herumwirbelte.
    »Der Fahrkartenkontrolleur ist meistens irgend so ein alter Kerl, der kurz vor der Pensionierung steht. Er würde nicht das Geringste ausrichten können.«
    Der Zug nahm weiter Tempo auf. Während Sherlock aus dem Fenster blickte, machten draußen die Gebäude und Straßen Feldern und Flächen mit Baumbewuchs Platz. Im gleißenden Sonnenlicht sah es so aus, als würde die grüne Vegetation geradezu von innen heraus leuchten.
    »Wie lange dauert die Fahrt?«, fragte er.
    »Nach Richmond?« Sie dachte einen Moment lang nach. »Einen Tag vielleicht. Hängt davon ab, wie häufig wir unterwegs haltmachen. Und eventuell muss noch irgendwo die Lok gewechselt werden.«
    »Einen Tag?« Dieses Land war
wirklich
groß. »Was ist mit Essen?«
    »Am Zugende befindet sich vielleicht ein Speisewagen. Wenn nicht, gibt es auf jedem Bahnhof Leute, die Essen verkaufen. Der Zug hält lange genug, dass wir aussteigen und uns schnell was zu beißen besorgen können. Und vielleicht schaffen wir es sogar, Vater ein Telegramm ins Hotel oder in die Pinkerton Agency zu schicken. Zumal wenn wir die Nachricht vorher aufschreiben und dann einfach nur noch aushändigen. Auf den meisten Bahnhöfen gibt es eine Telegraphenstation.«
    »Wir werden aufpassen müssen, dass man uns nicht sieht«, gab Sherlock zu bedenken.
    »Das werden wir schon hinkriegen«, beruhigte ihn Virginia.
    Sherlock warf einen diskreten Blick über die Schulter, um zu sehen, ob die Männer auch noch auf ihren Plätzen waren. Einer von ihnen kam gerade den Gang entlang und direkt auf Sherlock zu. Hastig wandte Sherlock sich wieder um und betete, dass der Mann ihn nicht gesehen hatte. Es war Berle, der Doktor mit der Glatze. Er ging vorbei, und Sherlock starrte auf seinen Rücken, während er beobachtete, wie sich der Mann weiter entfernte. Er würde aufpassen müssen, wenn Berle aus der anderen Richtung wieder zurückkam. Dann würde er ihnen ins Gesicht sehen können und Sherlock mit Sicherheit erkennen.
    Sherlock überlegte. Die naheliegendste Methode, sein Gesicht zu verbergen, wäre, sich bei Berles Rückkehr zu Virginia hinüberzubeugen und sie zu küssen. Auf diese Weise würde alles, was Berle zu sehen bekäme, Sherlocks Hinterkopf sein. Er wandte sich Virginia zu und öffnete den Mund, bereit, seinen Plan zu erläutern. Mit ihren in der Sonne violett aufblitzenden Augen blickte sie ihn an.
    »Was?«, fragte sie.
    »Ich hab nur … über etwas nachgedacht«, erwiderte er zögernd.
    »Über was nachgedacht?«
    Es könnte nötig sein, dass ich dich küsse, damit wir nicht erkannt werden. Sei also nicht überrascht, wenn ich das mache!
 … Das zu sagen wäre eigentlich so einfach gewesen, aber aus irgendeinem Grund brachte er die Worte nicht heraus. Ihr Gesicht war nur Zentimeter von seinem entfernt. Nah genug, dass er ihre Sommersprossen hätte zählen können. Nah genug, dass er sich nur etwas hätte vorbeugen müssen, um seine Lippen auf die ihren zu legen.
    »Nichts. Vergiss es.«
    Sie musterte ihn stirnrunzelnd. »Nein, was ist los?«
    »Wirklich, es ist nichts.« Er wandte sich ab und schielte mit einem Auge den Gang entlang, um nach Berle Ausschau zu halten. Sobald er den Mann sehen würde, würde er einfach aus dem Fenster gucken oder so was. Er trug ja immer noch die Schiebermütze, die er im Kurzwarenladen gekauft hatte. Die konnte er sich einfach über die Augen ziehen und so tun, als schlafe er. Das würde funktionieren. Vermutlich.
    Wieder sah er aus dem Fenster. Die neben den Schienen verlaufenden Telegraphenmasten flogen in raschem Tempo vorbei, einer nach dem anderen. Träge zählte er die Sekunden zwischen den einzelnen Masten: eins, zwei, drei, vier – und dann noch einmal – eins, zwei, drei, vier. Die Masten waren im

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