Young Sherlock Holmes 4
bevor sie Polizisten werden dürfen. Vielleicht brauchen sie mehr Training. Oder vielleicht auch Berater, die sie bei besonders verzwickten Fällen unterstützen. Ich
weiß
es nicht. Aber was ich weiß, ist, dass Menschen wie Josh Harkness nicht die Antwort sind. Er unternimmt nichts, um Verbrechen zu stoppen, im Gegenteil. Für ihn gilt doch: Je mehr Verbrechen desto besser.«
»Ich werd’ dich wohl nicht überzeugen können, das hier sein zu lassen, oder?«
»Nein.«
»Und du ziehst das durch, ob ich dir nun helfe oder nicht?«
»Ja.«
»Dann sollte ich dir wohl besser aus der Klemme helfen, wenn auch nur, damit du überlebst. Ohne dich wäre mein Leben nämlich sehr viel langweiliger.«
»Danke«, sagte Sherlock.
»Das heißt nicht, dass ich’s gut oder schlecht finde«, erwiderte Matty. »Ich sag’s einfach nur. Mehr nicht.« Er seufzte. »Also gut. Wie ist der Plan?«
»Wir schnappen uns alle Kartons und kippen sie draußen in die Bottiche.«
Matty zuckte die Schultern. »Irgendwie hab’ ich doch geahnt, dass es darauf hinausläuft, den Stinkedingern noch näher auf die Pelle zu rücken. Dir ist schon klar, dass die beiden Kerle nicht einfach zugucken, wenn wir das zweite Mal wiederkommen. Mal ganz abgesehen von den Malen danach?«
»Dann müssen wir sie ablenken.«
»Womit?«
»Daran arbeite ich noch.« Sherlock dachte einen Augenblick nach. »Es muss etwas sein, wodurch sie alle zu einer Stelle im Gebäude gelockt werden.«
»Feuer?«, schlug Matty vor.
»Zu gefährlich.«
»Was, wenn ich mich blicken lasse und sie hinter mir herjagen?«
»Dann müsste ich ganz alleine sechsundzwanzig Kartons schleppen.«
»Oh.« Mattys Miene hellte sich auf. »Was, wenn wir warten, bis es dunkel ist? Dann kommen wir zurück, brechen ein und vernichten alles ein für alle Mal. Sozusagen in aller Ruhe und völlig ungestört.«
Sherlock schüttelte den Kopf. »Das hier ist für Harkness so wichtig, dass er das Gebäude bestimmt nachts bewachen lässt. Wir konnten uns nur reinschleichen, weil jetzt am helllichten Tag jede Menge in der Gerberei los ist. Nachts, wenn alles still ist, werden uns die Wächter hören und auf der Stelle entdecken. Uns hier zu verstecken, bis die Sonne untergeht, können wir also vergessen. Nein, wir müssen
jetzt
etwas unternehmen.«
Wieder fing Matty an zu grübeln. »Ich glaube«, fuhr er schließlich zögernd fort, »wir könnten die Holzdielen hochstemmen. Der Raum hier liegt über dem Bodenniveau. Vielleicht könnten wir die Kartons dann unter den Dielen verstecken. Harkness hätte keine Ahnung, was mit ihnen passiert ist.« Er runzelte die Stirn, während er die Probleme dabei durchdachte. »Nein, wir würden die Dielen nicht hochkriegen, ohne Splitter und Schrammen zu hinterlassen. Harkness würde sofort erraten, was wir getan haben.«
»Tja, dann bin ich mit meinem Latein am Ende«, sagte Matty. »Lass uns doch einfach Feierabend machen! Wie wär’s?«
»Auf keinen Fall. Es muss einfach eine Lösung geben.« Sherlock befreite zunächst seinen Geist von allen Gedanken, in der Hoffnung, dass die verschiedenen Teile des Puzzles, die bis dahin wirr in seinem Kopf herumgeschwirrt waren, sich zu einem sinnvollen Muster zusammenfügen würden. Und tatsächlich taten sie es nach und nach. »In Ordnung, wir machen Folgendes: Du schleichst dich zu den Bottichen auf der anderen Seite des Raumes und machst ein Loch in einen.«
»Womit?«
»Hast du ein Messer?«
Matty langte in seine Hosentasche und zog eines hervor. Die Klinge war eingeklappt. »Ich hab’ das hier.«
»Ritz ein Loch damit in die Holzlatten des entferntesten Bottichs, oder ramm es zwischen zwei Latten und stemm sie auseinander. Und lass dich dabei nicht sehen.«
»Geht klar. Gehen wir mal davon aus, dass sie mich nicht sehen … Was passiert dann?«
»Das Zeugs im Bottich rinnt heraus. Wenn einer von ihnen das entdeckt, wird er die anderen herbeirufen, damit sie helfen, das Leck abzudichten und die Brühe vom Boden aufzuwischen.«
»Also sind alle eine Weile abgelenkt. Und in der Zeit schleppen wir dann die Kartons raus und schmeißen sie in den nächstbesten Bottich, richtig?«
»Ganz genau. Außer dass wir für das Ganze eine schnellere Methode finden müssen. Beim Reinkommen haben wir doch eine Holzschütte gesehen, die an der Wand lehnte. Erinnerst du dich?«
»Ja«, erwiderte Matty mit zweifelnder Stimme.
»Genau so eine lehnt hier auf dem Laufsteg am Geländer. Damit befördern sie vermutlich die
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