Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
Vom Netzwerk:
möglich, dass er ohnmächtig war.
    Die Männer, die sie geschnappt hatten, hatten noch kein Wort gesprochen. Aber die Botschaft war eindeutig: Bleibt still und verhaltet euch ruhig. Jeder Verstoß gegen diese Regel würde bestraft werden.
    Zumindest waren sie beide immer noch zusammen. Das war immerhin etwas. Er war am Leben und im Besitz seiner Sinne und seines Verstandes. Daher war er zuversichtlich, aus den meisten Situationen schon irgendwie einen Ausweg zu finden.
    Seine Schlussfolgerung, dass man sie in einen Pferdekarren geworfen hatte, bestätigte sich, als sie sich in Bewegung setzten. So wie Sherlock lag, wies sein Kopf in Fahrtrichtung. Rasch rekapitulierte er in Gedanken die gerade vergangenen Minuten. Im Park hatte er Matty gegenübergestanden, mit dem Parktor, das auf die Princes Street hinausführte, zu seiner Linken. Nachdem der Sack über seinen Kopf gestülpt worden war, hatte man ihn hochgerissen und mit nach vorn gerichtetem Kopf nach rechts geschleppt, also von dem Tor zur Princes Street weg. Er war mit dem Kopf voran in den Karren geworfen worden, weshalb er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen konnte, dass sie sich von der Princes Street und somit vom Stadtzentrum Edinburghs entfernten.
     
    Auf der Fahrt versuchte Sherlock, sich die verschiedenen Richtungsänderungen einzuprägen sowie die ungefähre Dauer, die zwischen ihnen lag. Die geistige Anstrengung, die mit dem Zählen und Einprägen verbunden war, sorgte für die nötige Ablenkung, um nicht in Panik auszubrechen, und falls er jemals die Fahrt rekonstruieren musste, dann konnte sich das Ganze noch einmal als nützlich erweisen.
    Schließlich kam der Karren zum Stehen. Hände packten Sherlock und zerrten ihn auf rabiate Weise in eine aufrechte Position. Gleich darauf wurde er über jemandes Schulter gewuchtet und fortgetragen. Die Schritte seines Trägers waren deutlich hörbar, folglich bewegten sie sich also nicht über Gras. Über Fels vielleicht? Oder harten Erdboden? Der Mann, der ihn trug, geriet ein paarmal ins Stolpern, vielleicht gingen sie also über Pflastersteine, von denen sich einige gelockert hatten. Das war eine weitere Information, die sich noch einmal als nützlich erweisen konnte.
    Durch die mangelnde Blutversorgung fühlten sich Sherlocks Finger mittlerweile an, als würden sie brennen, und in seinem Kopf blitzten unablässig Bilder von schwarz verfaultem Gewebe auf, das in Fetzen vom Körper fiel. Verzweifelt versuchte er, seinen Geist zu zwingen, an etwas anderes zu denken. Die Schritte! Ihr Klang hatte sich verändert: Der Mann, der ihn trug, schien jetzt auf Holz zu gehen, und das Licht, das durch die Lücken im Sack sickerte, wurde dunkler, kälter. Er befand sich in irgendeiner Art von Gebäude.
    Das Geräusch, das die Schritte auf den Holzdielen erzeugten, veränderte sich. Es klang hohler. Im selben Augenblick spürte Sherlock, wie er leicht gekippt wurde, so dass sich sein Kopf in höherer Position als die Füße befand. Er wurde offensichtlich eine Treppe hochgetragen.
    Oben an der Treppe angekommen, kippte Sherlock wieder in die alte Position, und sein Träger überquerte weitere Dielenbretter. Allerdings klangen die Schritte trotzdem anders als unten. Die Dielenbretter knarrten stärker, so als wären sie alles andere als sicher.
    Dann ließ der Mann ihn plötzlich fallen. Sherlock blieb weniger als ein Sekunde, um sich auf den Aufprall einzustellen. Er schlug mit der rechten Schulter zuerst auf den Boden auf und stieß einen Schrei aus. Vor Schmerzen biss er sich auf die Zunge. Er schmeckte Blut.
    Gleich darauf hörte er einen weiteren Aufprall neben sich: Matty, dem offensichtlich die gleiche Behandlung zuteilwurde. Er schrie nicht, aber Sherlock hörte, wie er stöhnte.
    Etwas Scharfes, Metallenes glitt zwischen seine Handflächen. Bevor er reagieren konnte, folgte eine energische Schnittbewegung nach oben, und die Seile um seine Handgelenke lösten sich. Einen Moment später ereilte die Fesseln um seine Knöchel das gleiche Schicksal.
    Er langte nach oben und zog sich den Sack vom Kopf.
    Stahlgraues Licht blendete seine Augen, und er musste mehrmals blinzeln. Er befand sich in einem Raum, der etwa so groß wie das Speisezimmer seiner Tante und seines Onkels war. Aber damit endeten auch schon die Ähnlichkeiten. Statt mit Teppichen und Vorhängen konnte dieser Raum nur mit blanken Holzdielen und nackten, von rissigem Putz bedeckten Wänden aufwarten. Auf abblätternden Tapetenresten blühte

Weitere Kostenlose Bücher