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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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den Stuhl zurück.
    Sherlock spürte, wie sich das Seil unter seinem Kinn straffte und ihm die Kehle zuzuschnüren begann. Instinktiv stieg er auf seine Zehenspitzen, um den Zug zu verringern. Aber der andere Mann – der mit den Pockennarben – ließ die Schlinge seines Seiles von unten über Sherlocks Füße gleiten und zog sie um die Knöchel straff.
    »Ich schlage vor«, sagte der ruhige Mann mit gelassener, vernünftig klingender Stimme – einer Stimme, mit der ein Vikar um ein Tässchen Tee bitten würde »dass du das Seil, das sich über deinem Kopf befindet, fest gepackt hältst. Denn in ein paar Sekunden wird dein Leben davon abhängen, wie gut dir das gelingt. Sowie natürlich davon, wie wahrheitsgemäß du auf meine Fragen antwortest.«
    Der Mann, der das Seil um Sherlocks Kopf hielt, begann plötzlich daran zu ziehen. Die Schlinge verengte sich und riss Sherlock von den Beinen. Er griff nach dem Seil über seinem Kopf und klammerte sich verzweifelt daran fest. Die Seilfäden waren rau unter den Fingern, aber er konnte bereits spüren, wie seine Handflächen feucht vor Schweiß wurden. Rutschten seine Hände ab, so viel war klar, hinge sein ganzes Gewicht am Hals, und er würde ersticken.
    Seine Zehen hingen wenige Zentimeter über den Dielenbrettern in der Luft. Doch der Mann zog noch etwas fester zu, und Sherlock stieg weiter in die Höhe empor, sich verzweifelnd mit beiden Händen an das Seil klammernd. Sein Blick trübte sich rot, aber trotzdem konnte er gerade noch die Kontur des Mannes erkennen, der mit dem gestrafften Seil in der Hand den Raum durchquerte, um es an einer Holzlatte festzubinden, die aus einem Loch in der Wand hervorlugte.
    »Und nun«, sagte der ruhige Mann, »lass uns endlich anfangen.« Er räusperte sich. »In welcher Beziehung stehst du zu Amyus Crowe?«
    »Ich … kenne … niemanden … mit … diesem … Namen!«, brachte Sherlock zwischen mehreren, kostbaren Atemzügen röchelnd hervor.
    »Nun, wie ich weiß, ist das eine offensichtliche Lüge«, sagte der ruhige Mann. Er hob seine Hand ein paar Zentimeter über den Knauf seines Spazierstocks. Als Sherlock nach unten blickte, konnte er sehen, wie der Mann, der das Seil um seine Füße geschlungen hatte, sich hinhockte, in den Schatten hinter sich langte und einen Stein hervorholte, der die Größe von Sherlocks Kopf hatte. Um den Stein war eine Schnur herumgewickelt und verknotet worden. Am anderen Ende der Schnur war ein Angelhaken befestigt. Der Mann hob den Stein mit einer Hand an und steckte den Angelhaken in das Seil, das lose von Sherlocks Knöcheln baumelte. Dann ließ er den Stein los.
    Das Gewicht des Steins übertrug sich augenblicklich auf Sherlocks Füße, zerrte an seinem Körper, dehnte Muskeln und Sehnen und zog die Schlinge um seinen Hals erneut enger zusammen. Verzweifelt bemüht nicht zu ersticken, krallte Sherlock die Hände noch fester um das Seil.
    »In der Vermutung, dass du womöglich von Natur aus dumm bist und somit eventuell die Regeln nicht verstanden hast«, fuhr der stille Mann fort, »werde ich die Frage noch einmal wiederholen. Die Strafe fürs Lügen sollte dir nun klar sein. Wie du bereits unschwer herausgefunden haben wirst, kenne ich die Antwort auf diese Frage: In welcher Beziehung stehst du zu Amyus Crowe?«
    »Lehrer!«, krächzte Sherlock.
    »Gut. Danke.« Pause. »Und jetzt die zweite Frage: Wo ist Amyus Crowe jetzt?«
    Sherlocks Sichtfeld hatte sich mittlerweile zu einem nebligen Tunnel verengt. Ihm pochte das Blut in den Ohren, aber die Frage hallte beharrlich in seinem Kopf wider. Er konnte nicht darauf antworten – auf gar keinen Fall. Aber wenn er es nicht tat …
    Er hatte keine Wahl. Er konnte Amyus Crowe und Virginia nicht verraten.
    »Weiß … nicht«, röchelte Sherlock.
    Der stille Mann seufzte. »Noch eine Lüge. Du hättest nicht den ganzen weiten Weg auf dich genommen, wenn du nicht wüsstest, wo dein Lehrer ist. Bist du stur oder einfach nur dumm?« Wieder hob sich seine Hand, diesmal nur einen Zentimeter von seinem Knie.
    Verzweifelt versuchte Sherlock, mit den Füßen auszutreten, um den knienden Mann am Kopf zu erwischen. Doch das Gewicht des Steines, das ihn an den Knöcheln nach unten zerrte, war zu groß. Der Mann langte wieder in den Schatten und holte erneut einen Stein hervor. Er war so groß wie der erste und entsprechend wieder mit einer Schnur versehen, an deren losem Ende ein Angelhaken baumelte.
    Das Seil um Sherlocks Hals zwang sein Kinn

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