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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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keiner von beiden einschlafen konnte, schliefen sie miteinander. Danach grübelte er über den anderen Mann, mit dem sie
    etwas gehabt hatte, und fragte sich, ob sie überhaupt noch an ihn dachte und mit ihm zusammen sein würde, wenn die Dinge anders lägen. Waren
    das die Art persönliche Informationen, die die Leute von Now sich vorstellten? »Außerhalb des Gerichtssaals bin ich eigentlich nicht
    besonders interessant«, wandte Jake ein. »Spannend sind meine Fälle, nicht ich.«
    Alana Istbister sah sich skeptisch um. »Irgendwie möchte ich das
    bezweifeln. Einen Mann, der sich ein Gemälde mit einer gebackenen
    Kartoffel an die Wand hinter seinem Schreibtisch hängt, sollte man nicht unterschätzen.«
    »Sämtliche Kunstwerke in diesem Zimmer hat meine Frau
    ausgesucht.« Jake war selbst überrascht über seinen stolzen Unterton.
    »Wie lange sind Sie verheiratet?«
    »Sechzehn Jahre.«
    Du hast mich damals geheiratet, weil ich schwanger war, hörte er Mattie dazwischen gehen. Du hast deine Strafe verbüßt. Du wirst wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Du musst nicht länger hier bleiben.
    »Faszinierend«, sagte Alana Istbister und fummelte an einem kleinen Kassetten-Rekorder in ihrem Schoss herum. »Sie haben doch nichts
    dagegen, wenn ich das hier einschalte , oder?«
    Jake zuckte mit den Achseln und tippte auf die Hörmuschel seines
    anthrazitfarbenen Telefons. Er hatte Honey versprochen , sie vor drei Uhr anzurufen.
    Ich brauche keinen Babysitter, fuhr Mattie unaufgefordert fort. Ich brauche einen Menschen in meiner Nähe, der mich liebt. Was ich bestimmt nicht brauche, ist jemanden, der eine andere liebt.
    Er wusste, dass Honey sich bemühte, Verständnis für seine
    Entscheidung aufzubringen, sie in den nächsten paar Monaten nicht zu treffen, doch diese erzwungene Trennung machte ihr trotzdem zu
    schaffen. Genau wie ihm selbst, versicherte er ihr, obwohl er diese verdammten Katzen ganz bestimmt nicht vermisste.
    W enn du nicht wenigstens vortäuschen kannst, mich zu lieben, dann will ich dich hier nicht haben, beharrte Mattie. Könntest du das, Jake? Könntest du vortäuschen, mich zu liehen?
    Er hatte ihr nicht geantwortet. Stattdessen hatte er seine Ängste und Zweifel beiseite geschoben und Mattie wortlos die Treppe hinauf in ihr gemeinsames Schlafzimmer begleitet, war nicht seinem Verstand,
    sondern seinem Instinkt gefolgt und hatte sich seither geweigert, weiter darüber nachzudenken. »Verzeihung. Haben Sie etwas gesagt?«, fragte Jake und beobachtete, wie Alana Istbister unter ihrem Minirock eines ihrer wohl geformten langen Beine über das andere schlug und wieder zurückzog.
    »Ich fragte, ob es von Ihrer Sorte zu Hause noch mehr gab.«
    Jake begriff die Frage nicht sofort. »Mein älterer Bruder ist tot«, antwortete er dann tonlos. Was hatte seine Familiengeschichte damit zu tun? Diese Fragen waren ja noch aufdringlicher als die nach seiner Ehe.
    Wenn sie das gemeint hatte, als sie von »persönlich kennen lernen«
    gesprochen hatte, stand er nicht zur Verfügung. »Meinen jüngeren
    Bruder habe ich seit fast zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.«
    Alana Istbister rutschte ein paar Zentimeter auf ihrem Stuhl nach
    vorn und präsentierte ihren beeindruckenden Ausschnitt. »Sehen Sie, das ist doch enorm faszinierend. Erzählen Sie mir mehr.«
    »Da gibt es nichts zu erzählen.« Jake hoffte , dass ihm sein wachsendes Unbehagen nicht allzu deutlich anzusehen war. Hauptsache, sie
    buchstabieren den Namen der Kanzlei richtig, sagte er sich. »Mein älterer Bruder ist im Alter von achtzehn Jahren bei einem Bootsunfall ums
    Leben gekommen. Und mein jüngerer Bruder und ich haben uns einfach
    aus den Augen verloren, als ich von zu Hause weggegangen bin.«
    »Und wie alt waren Sie, als Sie von zu Hause weggegangen sind?«
    »Siebzehn.«
    »Das ist ja noch faszinierender.« »Eigentlich nicht.» Jake stand auf , trat vor das Bücherregal neben seinem Schreibtisch und tat so , als würde er etwas Bestimmtes suchen.
    »Wohin sind Sie von zu Hause gegangen?«
    »Ich habe ein paar Jahre in einem kleinen Souterrain-Apartment in der Carpenter Street gewohnt. Ein schreckliches Loch , aber ich mochte es.«
    »Wovon haben Sie gelebt?«
    »Ich hatte drei Jobs« , erklärte Jake und nahm ein Buch über Straf- und Strafprozessrecht aus dem Regal. »Morgens habe ich Zeitungen
    ausgetragen, nach der Uni habe ich in einer Eisenwarenhandlung
    gearbeitet und am Wochenende Telefon-Marketing gemacht.«
    »Und Ihre

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