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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Mike ist es irgendwann langweilig geworden aufzupassen , und sie sind hereingekommen.«
    »Sie wollten auch was von der Action abkriegen.«
    »Und die Action war ein fünfzehnjähriges Mädchen?«
    »Einen Moment mal« , unterbrach Thomas Maclean.
    »Ich dachte , die wäre älter« , wiederholte sein Sohn.
    »Was hielt sie denn davon, dass die anderen mitmachen wollten?«,
    fragte Jake und strengte sich an, die Abscheu aus seiner Stimme und das Bild seiner Tochter aus seinem Kopf zu bannen.
    »Sie hatte nichts dagegen.«
    »Sie hat also zu keinem Zeitpunkt Nein gesagt oder darum gebeten
    aufzuhören?«
    »Sie hat alles Mögliche geredet, Mann. Wir haben schließlich nicht auf jedes Wort geachtet , das die Schnalle gesagt hat.« »Sie könnte also Nein gesagt haben«, stellte Jake fest.
    »Sie wollte es, Mann. Sie schreit bloß Vergewaltigung, weil sie
    rausgekriegt hat, wer mein Alter ist, und ein Stück vom Kuchen abhaben will.«
    »Sie behauptet, Sie hätten sie vergewaltigt?«
    »Große Überraschung«, spuckte der junge Mann verächtlich aus.
    »Ich habe einen Freund, der im Büro des Distriktstaatsanwalts
    arbeitet«, erklärte Thomas Maclean. »Er hat mich angerufen, um mir
    mitzuteilen, dass das Mädchen mit ihrer Familie zur Polizei gegangen ist und dass es so aussieht, als würde Haftbefehl gegen meinen Sohn
    erlassen. Wir sind sofort hergekommen.«
    Jake ging um seinen Schreibtisch, setzte sich und starrte unverhohlen auf die Uhr. 14.48 Uhr. »Was noch?«, fragte er.
    »Was soll das heißen, was noch?«, fragte Thomas Maclean, beinahe
    entrüstet.
    Jake wies mit dem Kinn auf Eddy Maclean. »Er weiß, was ich meine.«
    Jake wusste , dass es immer noch etwas gab , und wartete.
    »Sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau gewesen.«
    »Und Sie bestreiten das?«
    »Schwer zu sagen, Mann. Ich meine, wenn man durch die Hintertür
    reingeht , blutet es halt manchmal.«
    Jake brauchte einen Moment , bis er begriffen hatte , was der junge Mann genau meinte. »Wollen Sie damit sagen . Sie hätten Analverkehr gehabt?«
    »Ich doch nicht , Mann. Das ist nicht meine Welt. Aber Neu ist schon immer der Arsch-Typ gewesen.«
    »Ist das von Belang?« , wollte Thomas Maclean mit der brutalen Logik der Menschen wissen , die reich und mächtig genug waren , stets ihren Willen zu bekommen. »Welchen Unterschied macht das , wenn das Mädchen eingewilligt hat?«
    »Ich mag keine Überraschungen« , erwiderte Jake ruhig. »Wenn ich Ihren Sohn vertreten soll , was vermutlich der Anlass Ihres Besuches ist, muss ich alle Fakten kennen.« »Natürlich.« Thomas Maclean trat den
    Rückzug an.
    »Ich würde Ihnen raten , zur Polizei zu gehen , wo sich Ihr Sohn freiwillig stellen sollte. Ich werde einen meiner Kollegen rufen, damit er Sie begleiten kann –«
    »Was soll das heißen, einen Ihrer Kollegen? Was ist mit Ihnen?«
    »Ich fürchte, ich habe bereits eine andere Verpflichtung –«
    »Dann sagen Sie ab.«
    »Das geht nicht.« Jakes Stimme war fest. Er drückte auf eine Taste
    seiner Gegensprechanlage. »Natasha, treiben Sie Ronald Becker auf und bitten Sie ihn, sofort in mein Büro zu kommen. Danke«, sagte er und schaltete ab, bevor seine Sekretärin antworten konnte. »Ronald Becker ist ein sehr kompetenter junger Anwalt, und es handelt sich erst einmal um reine Routine, Formalitäten.«
    »Owen Harris hat mir versichert, dass Sie sich um alles kümmern
    würden.«
    »Ich kümmere mich auch um alles.«
    »Persönlich.«
    Persönlich, wiederholte Jake stumm. Wieder dieses Wort.
    Konnte er das wirklich tun? Konnte er wirklich einen wichtigen
    Mandanten an einen Kollegen weiterreichen, Routinesache hin oder her, um seine Tochter zu ihrer Therapeutin und seine Frau zu ihrer Mutter zu chauffieren?
    Es klopfte, und Ronald Becker, ein junger Mann mit lockigen, leicht
    angegrauten, schwarzen Haaren und einem Bauchansatz, der sein
    braunes Nadelstreifen-Jackett spannte, betrat mit auf und ab wippendem Kopf den Raum. Wie eine Taube, dachte Jake und machte die Herren
    miteinander bekannt.
    »Ich möchte, dass Sie die Macleans zur Polizei begleiten«, sagte er.
    »Eddy wird sich stellen, jedoch jede Aussage verweigern. Sie werden mit ihm zum Gericht gehen, wo er auf nicht schuldig plädieren wird, egal was man ihm vorwirft, und anschließend die festgesetzte Kaution
    stellen.« Er wandte sich Vater und Sohn zu , die beide aufgestanden waren und ihn mit offenem Mund anstarrten. »Mr. Becker wird auf der
    Fahrt zur Wache alle Ihre Fragen

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