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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Eltern? Wie fanden die das alles?«
    »Da müssten Sie sie schon selbst fragen« , sagte Jake ungehalten und ging um den Schreibtisch herum. Der Kragen seines blassblauen
    Hemdes drückte gegen seinen Adamsapfel und drohte, ihm langsam die
    Luft abzuschnüren. »Miss Istbister –«
    »Alana.«
    »Miss Istbister« , wiederholte er und hüstelte in seine Hand. »Ich glaube nicht , dass aus diesem Interview etwas werden wird.« Er wies vage zur Tür.
    Alana Istbister war sofort auf den Beinen und versuchte , ihren Kassettenrekorder in der Hand zu balancieren , während sie gleichzeitig ihren kurzen Rock über ihren schlanken Schenkeln glatt strich. »Ich
    verstehe nicht. Habe ich etwas gesagt , was Sie beleidigt hat?«
    »Mit Ihnen hat das nichts zu tun. Es liegt an mir. Ich fühle mich
    einfach nicht sehr wohl , wenn ich über mein Privatleben sprechen soll.«
    »Jake...« , sagte sie.
    »Mr. Hart« , verbesserte er sie und beobachtete, wie ihre grünen Augen verblüfft blinzelten. »Ich fürchte, ich muss darauf bestehen.« Er griff zur Tür , öffnete sie und blieb wartend daneben stehen.
    »Sie werfen mich raus?«
    »Ich bin sicher, es gibt in dieser Firma zahllose andere Anwälte, die Sie ebenso faszinierend finden würden.«
    Er wartete, bis Alana Istbister ihren Kassettenrekorder wieder in ihrer bauchigen Handtasche verstaut und sich ihren langen grünen Tweed-Mantel über den Arm gehängt hatte. Sie ging zur Tür, blieb vor ihm stehen und hielt ihm ihre Visitenkarte hin.
    »Warum denken Sie nicht noch mal darüber nach und rufen mich an,
    wenn Sie es sich anders überlegt haben.«
    Jake nahm die Karte entgegen. Sobald die Reporterin außer Sichtweite war, warf er sie in den Papierkorb seiner Sekretärin.
    »Dieses Interview war ja fast so kurz wie ihr Rock«, bemerkte seine Sekretärin mit unter einem rotblonden Fransenpony listig funkelnden Augen.
    »Keine Journalisten und keine Interviews mehr«, erklärte Jake tonlos und wollte gerade die Tür zu seinem Büro hinter sich zuziehen, als ihn die unverkennbare Stimme von Owen Harris, einem der Senior-Partner
    der Kanzlei, aufhielt.
    »Jake. Gut, dass Sie da sind. Ein viel gesuchter Mann dieser Tage. Ich möchte Ihnen Thomas Maclean vorstellen. Sein Sohn Eddy.« Owen
    Harris war ein in jeder Hinsicht kompakter kleiner Mann. Er war
    untersetzt, mit kurzem Haar, seine Diktion so penibel wie seine
    maßgeschneiderten dunkelblauen Anzüge, ein Mann, der nur so viel
    Worte machte , wie unbedingt nötig waren. Er ließ routinemäßig Vokale und ganze Verben aus und hielt von Konjunktionen offenbar
    grundsätzlich nichts. Trotzdem war er ein Experte darin , seine Botschaft an den Mann zu bringen.
    Jake. Gut, dass Sie da sind. Ein viel gesuchter Mann dieser Tage. Diese Stichelei war ziemlich unmissverständlich. War er wirklich so oft nicht in seinem Büro gewesen?
    Jake schüttelte dem imposanten Pärchen aus Vater und Sohn die
    Hand und bemerkte , dass der Vater der weitaus Attraktivere der beiden war , obwohl sein Sohn ihn locker überragte. Er führte die drei Männer in sein Büro und wies auf das grün-blaue Sofa an der einen Wand des
    kleinen Zimmers. Nur Eddy Maclean nahm Platz , schlug ein Bein achtlos über das andere und ließ seinen Kopf an die Sofalehne sacken , als würde ihn die ganze Prozedur schon langweilen, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
    »Interessantes Kunstwerk«, meinte Maclean, der Ältere, der stehen
    blieb, selbst als Jake einen der Stühle vor seinem Schreibtisch
    herüberzog.
    »Jake ist der Einzelgänger der Firma«, stellte Owen Harris fest, und in seinen knappen Worten lagen gleichermaßen Respekt und Verärgerung.
    »Einen braucht jede Firma.« Jake zwang sich zu einem Lächeln und
    fragte sich, was sie von der Raphael-Geldchain-Fotografie halten
    würden, die jetzt an der Wand seines Arbeitszimmers zu Hause hing. Er blickte verstohlen auf seine Uhr. Fast halb zwei. Das Treffen würde hoffentlich nicht lange dauern. Wenn das so weiterging, würde er kaum Zeit haben, Honey anzurufen.
    »Sie kennen Mr. Macleans Kette von Discount-Drogerien«, begann
    Owen Harris.
    »Ich kaufe dort ein«, sagte Jake. »Gibt es ein Problem?«
    »Tom wird Ihnen alles erklären«, sagte Owen Harris, schon in der Tür mit einem bekräftigenden Nicken seines beinahe kahlen Kopfes. »Mich
    braucht ihr nicht«, sagte er noch und zog die Tür hinter sich zu.
    »Halten wir Sie von irgendwas ab?«, fragte Thomas Maclean.
    Offenbar ein Mann, dem nichts entging,

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