Zähl nicht die Stunden
während sie versuchte zu lächeln. Sie hat dich dein ganzes Leben lang Martha genannt , erinnerte sie sich selbst. Es ist zu spät , von ihr zu erwarten , dass sie das jetzt noch ändert.
Ihre Mutter saß am Küchentisch , zwei kleine Hunde im Schoß , und sah Mattie erwartungsvoll an. Neben ihr saß Jake , las die Chi c ag o- Sun -
Times und blickte hin und wieder mit einem aufmunternden Lächeln zu Mattie. Kim hockte im Schneidersitz neben dem Pappkarton mit den
Welpen und wiegte George in ihren Armen wie ein Baby. Das einzige
Enkelkind, das ich je sehen werde, dachte Mattie wehmütig und ging zur Tür zwischen der Küche und dem L-förmigen Wohnbereich. »Im
Wohnzimmer, wenn du nichts dagegen hast.« Mattie registrierte den
verwirrten Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter, als diese die Hunde auf den Boden setzte und sich erhob.
»Soll ich mitkommen?«, fragte Jake zum wiederholten Male.
Das Letzte , was Mattie sah , bevor sie die Küche verließ , war Kims Blick , der ihr folgte. Sei vorsichtig, schienen ihre Augen zu mahnen.
Obwohl sie sich nicht sicher war, wem die Warnung galt, nickte Mattie stumm und verließ den Raum.
Das Wohnzimmer sah im Wesentlichen aus, wie es schon immer
ausgesehen hatte: hellgrüne Wände mit einem passenden Teppichboden,
einer unvorstellbaren Anhäufung von Möbeln , die eindeutig eher zweckdienlich als dekorativ waren , sowie eine Reihe von blassen Audubon-Drucken an den Wänden. Mattie suchte sich einen relativ
sauberen Platz auf einem mintfarbenen Sofa mit gerader Rückenlehne
am Fenster und tat so, als würde sie die feine Schicht Hundehaare nicht bemerken , die den Samtbezug wie eine Decke überzog. Sie setzte sich , die Hände im Schoß gefaltet , die Beine an den Knöcheln übereinander geschlagen, den Rücken durchgedrückt und steif, um das Sofa so wenig wie möglich zu berühren.
»Ich habe gleich nach deinem Anruf gestaubsaugt«, sagte ihre Mutter
spitz, ließ sich in einen grün-weiß gestreiften Kordsamtsessel zu Matties Linken fallen, legte den Kopf zur Seite wie einer ihre Hunde und
wartete, dass Mattie etwas sagte.
»Hübsches Zimmer«, sagte Mattie , als ein kleiner brauner Hund mit unverhältnismäßig langen ausgefransten Ohren neben sie auf das Sofa
sprang. Mattie hatte keine Ahnung , um was für eine Rasse es sich handelte. Wahrscheinlich wusste ihre Mutter es auch nicht , dachte sie, setzte den Köter wieder auf den Boden und verscheuchte ihn mit ihrer Schuhspitze. Solange sie denken konnte, kämpfte sie mit Hunden um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter. Und die Hunde gewannen jedes Mal.
»Komm her, Dumpling«, befahl ihre Mutter dem Hund, fischte ihn
vom Boden und legte ihn auf ihren Schoß wie eine Serviette. »Martha mag keine Hunde«, entschuldigte sie sich bei ihm, küsste ihn auf den Kopf und entfernte geschickt einen Schleimklumpen aus seinem Auge.
Sofort schwärmten weitere Hunde herbei und lagerten sich um ihre Füße wie eine Ansammlung von Pantoffeln.
»Es ist nicht, dass ich sie nicht mag«, setzte Mattie an, brach ab und wandte den Blick von den anklagenden Hundeblicken zu der Wand
gegenüber. Ich muss mich nicht vor einem Rudel Hunde verteidigen,
dachte sie. »Wie dem auch sei, was ich mag oder nicht, ist unwichtig.
Heute ist wichtig, was Kim mag, und die ist auf jeden Fall ganz begeistert von George, auch wenn er noch zu jung ist, um ihn direkt mit nach
Hause zu nehmen. Und dafür möchte ich dir danken.« Ihre Mutter
zuckte die Achseln , wand sich auf ihrem Sessel und errötete leicht. »Du solltest Daisy danken , dass sie so kurz vor Kims Geburtstag geworfen hat.«
»Ich schicke ihr eine Karte« , sagte Mattie und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Welchen Sinn hatte es, sarkastisch zu werden?
Gerade jetzt. Außerdem war jede Form von Ironie an ihre Mutter
verschwendet, weil die sowieso alles wörtlich nahm. »Hast du für die anderen Welpen auch schon ein Zuhause gefunden?«, fragte sie rasch
und erinnerte sich, wie überrascht ihre Mutter gewesen war, als sie vor einigen Wochen angerufen und gefragt hatte, ob sie zufällig gerade einen Welpen für sie hatte.
»Noch nicht. Ich wollte , dass Kim bei diesem Wurf die erste Wahl hat. Aber es ist nie ein Problem , Leute zu finden , die sie nehmen.
Vielleicht behalte ich auch ein oder zwei selbst.«
»Gibt es nicht eine städtische Verordnung, die das Halten von so
vielen Hunden verbietet?«
»Hast du mich deswegen ins Wohnzimmer gebeten?«, fragte ihre
Mutter,
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