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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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wüsste nicht , wie sie sich höflich wieder herauswinden sollte, was wahrscheinlich genau das war, was sie empfand. Wie lange war es überhaupt her, seit sie zum
    letzten Mal in Grandma Vivs Haus gewesen war? Wie alt war sie, als sie zum letzten Mal aus dieser Haustür getreten war? Wahrscheinlich nicht viel älter als ihr Vater zu dem Zeitpunkt, an dem er sein Zuhause
    verlassen hatte, vermutete Kim. Es war komisch , dachte sie und küsste ihren neuen kleinen Hund auf den weichen Kopf. Ihre Eltern waren sich ähnlicher , als sie gedacht hatte.
    »Hast du den Artikel über Jake im Chicago- Magazin gesehen?« , fragte Mattie ihre Mutter in dem offensichtlichen Bemühen , das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    »Nein, habe ich nicht.« Grandma Viv ging zum Waschbecken und
    füllte den Kessel mit kaltem Wasser. »Hast du ein Exemplar
    mitgebracht?«
    »Ich habe zufällig eins in meiner Handtasche.« Mattie griff nach ihrer braunen Handtasche auf dem Tisch.
    »Du hast doch nicht etwa...«, protestierte Jake.
    Wurde er tatsächlich rot? Kim verdrehte die Augen zur Decke.
    »Habe ich doch.« Mattie kicherte stolz , öffnete ihre Handtasche, zog die Zeitschrift heraus und wollte sie ihrer Mutter gerade geben, als sie ihr entglitt, durch den Raum flog und die Hunde um die Füße ihrer Mutter erschreckt und laut bellend auseinander stieben ließ.
    »Nun, du musst ja nicht gleich damit nach mir werfen«, sagte
    Grandma Viv gereizt. »Schon gut, meine Kleinen« , sagte sie zu den diversen Hunden , die sich zögerlich in die Küche zurück trauten.
    Kim sah , dass ihre Mutter aschfahl geworden war, ihre Augen vor Entsetzten erstarrt und weit aufgerissen.
    »Es tut mir so Leid. Ich weiß auch nicht, was passiert ist.«
    »Geht es dir gut?«, fragte Jake.
    »Natürlich geht es ihr gut.« Grandma Viv bückte sich, um die Zeitung aufzuheben. »Sie war schon immer ein kleiner Tollpatsch. Nettes Bild von dir, Jake. Und sogar auf dem Titel.«
    »Der Artikel ist offenbar überaus schmeichelhaft.« Kim benutzte
    bewusst die Worte ihrer Mutter, dieselben, die angeblich zuvor auch ihr Vater schon verwendet hatte, während sie beobachtete, wie langsam die Farbe in das Gesicht ihrer Mutter zurückkehrte. Familien halten
    zusammen, dachte sie und kämpfte mehrmals tief durchatmend gegen
    den Drang zu würgen an.
    »Geht es dir gut, mein Schatz?«, fragte ihre Mutter.
    Sie bekommt alles mit, dachte Kim und beobachtete, wie ihre
    Großmutter den Kessel aufsetzte und eine große weiße Geburtstagstorte aus einem Karton auf dem Tresen zog.
    »Warum fragt ihr euch ständig gegenseitig , ob es euch gut geht?« , wollte Grandma Viv wissen und stellte den Kuchen mitten auf den
    Küchentisch. »Mir ist aufgefallen, dass mich noch niemand gefragt hat, wie ich mich fühle.«
    »Geht es dir gut, Grandma Viv?«
    »Prächtig, mein Liebes. Nett, dass du fragst. Und wer will eine
    Marzipanrose?«
    »Ich«, sagten Kim und ihre Mutter gleichzeitig.
    Sie setzten sich gemeinsam an den runden Resopal-Tisch. Der kleine
    Welpe schlief auf Kims Schoß ein, und auch Grandma Viv hob einen
    rastlosen schwarzen Terrier hoch, um ihn zu beruhigen.
    »Meinst du, du könntest den Hund von dem Kuchen fern halten?«,
    fragte Mattie ihre Mutter, obwohl es offensichtlich mehr eine Forderung als eine Bitte war.
    »Er ist ja nicht mal in der Nähe des Kuchens.« Wie von Zauberhand
    tauchten kleine rote Flecken auf Grandma Vivs Wangen auf, als sie den Hund auf dem Boden absetzte und aufsprang. »Sieht so aus, als hätte ich die Kerzen vergessen.« Geräuschvoll begann ihre Großmutter
    Küchenschubladen aufzuziehen und wieder zuzuschieben. »Ich weiß,
    dass ich irgendwo welche habe.«
    »Schon gut, Grandma Viv. Ich brauche keine Kerzen.«
    »Papperlapapp! Natürlich brauchst du Kerzen. Was ist denn eine
    Geburtstagstorte ohne Kerzen?«
    »Kimmy«, sagte ihr Vater, »kannst du George auf den Boden setzen , während wir essen?«
    »George bleibt auf meinem Schoß« , fauchte Kim. »Und nenn mich nicht Kimmy.«
    »Ich habe sie gefunden« , verkündete ihre Großmutter triumphierend , kehrte zum Tisch zurück und steckte die Kerzen in vier ordentlichen Reihen auf die Torte. »Sechzehn Stück« , sagte sie und lächelte ihr einziges Enkelkind an , als sie eine zusätzliche Kerze in die Mitte der weichen rosafarbenen Rose steckte. »Und eine Glückskerze.«
    23

    »Mutter, kann ich kurz mit dir reden?«
    »Natürlich, Martha.«
    Mattie atmete tief ein und langsam wieder aus,

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