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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ein Mann, der nicht ans Vorspiel glaubte , dachte Jake , und seine Gedanken wanderten zurück in die vergangene Nacht , als Mattie seinen Schwanz geleckt hatte. Sie wollte alles probieren, erklärte sie ihm. »Ich werde schon nicht zerbrechen. Behandle mich nicht wie eine Porzellanpuppe.«
    »Jake«, sagte Frank, und seine Augen bohrten sich in Jakes Gehirn.
    »Der Maclean-Fall«, wiederholte er. »Haben Sie etwas dagegen , mir zu erklären , warum Sie ihn abgelehnt haben.«
    Jake verdrängte Matties Zunge in den hintersten Winkel seines
    Gehirns , nicht zuletzt, um sie vor Franks durchdringendem Blick zu schützen. »Der Junge ist schuldig.«
    Frank Richardson sah ihn perplex an. »Und?«
    »Ich dachte, dass ich nicht in der Lage sein würde, ihm die
    bestmögliche Verteidigung zu garantieren, auf die er von Rechts wegen Anspruch hat«, sagte Jake trocken.
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass der Vater des Jungen Thomas
    Maclean ist, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Maclean’s
    Discount Drugstores, eine der am schnellsten wachsenden Franchise-
    Ketten in Michigan. Er ist für die Kanzlei Millionen wert, ganz zu schweigen davon, dass der Fall wie für Sie gemacht ist. Er wird
    monatelang die Titelseiten beherrschen.«
    »Eddy Maclean und zwei seiner Neandertaler-Kumpel haben ein
    fünfzehnjähriges Mädchen vergewaltigt.«
    »Nach Angaben des Vaters des Jungen sah das Mädchen eher aus wie
    zwanzig und hat mehr als bereitwillig mitgemacht.« »Wollen Sie mir
    erzählen, dass sie Geschlechts- und Analverkehr mit gleich einer ganzen Bande zugestimmt haben soll? Frank, ich habe eine Tochter, die
    fünfzehn Jahre alt ist.«
    »Aber Ihre Tochter hat nicht irgendeinen Jungen , den sie gerade auf einer Party getroffen hat , ins nächste Schlafzimmer eingeladen.« Frank Richardson faltete seine langen eleganten Finger in seinem Schoß.
    »Finden Sie irgendwas komisch?« , wollte er wissen, als Jake versuchte ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Nein, Sir.« Jake hätte beinahe laut losgelacht. Wann hatte er zum letzten Mal jemanden »Sir« genannt? Und warum musste er grinsen,
    Herrgott noch mal? Er versuchte nicht an Matties Beschreibung des
    schlaksigen jungen Mannes zu denken , der nackt durch das Zimmer seiner Tochter gehüpft war.
    »Hören Sie , Jake, ich verstehe Ihre Empfindlichkeit in diesem Bereich, aber dieser Fall ist wie maßgeschneidert für Sie, und das wissen Sie auch.
    Sie könnten ihn im Schlaf gewinnen.«
    »Ich habe ihn bereits an Taupin übergeben.«
    »Maclean will aber Sie.«
    »Ich bin nicht interessiert.«
    Frank stand auf, trat wieder ans Fenster und gab erneut vor, die
    Straße zu betrachten. »Wie läuft es zu Hause, Jake?«
    Die Maclean-Präambel war also doch ein Vorspiel gewesen, staunte
    Jake. »Bestens , Sir« , sagte Jake und fühlte sich , als wäre er gerade in die Armee eingezogen worden.
    »Ihre Frau –«
    Jake spürte , wie sich sein Hals zuschnürte. »Bestens« , wiederholte er , das Wort zwischen widerwilligen Stimmbändern heraus pressend.
    »Natürlich hat man mich über die unselige Episode vom vergangenen
    Freitagabend informiert.«
    »Ich bin sicher , Alan Peters konnte es kaum erwarten . Sie über alle grausamen Einzelheiten in Kenntnis zu setzen.«
    »Um ehrlich zu sein , doch« , sagte Frank Richardson zu Jakes Überraschung. »Es war Dave Corber , der mir berichtet hat, was geschehen ist. Alan hat kein Wort gesagt. Soweit ich weiß, hat er
    entschieden, die Sache auf sich beruhen zu lassen.«
    Jake entwischte ein Seufzer der Erleichterung.
    »Er hatte offenbar den Eindruck, dass Sie unter beträchtlichem Stress stehen und zu Hause offenbar Probleme haben, von denen wir nichts
    wissen.«
    Jake sprang auf. »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich mein
    Privatleben auch privat halten. Es ist wirklich niemandes Angelegenheit
    –«
    »Alles ist meine Angelegenheit, wenn es die Kanzlei betrifft« ,
    unterbrach Frank ihn und wies erneut auf die Stühle. »Bitte setzen Sie sich. Ich bin noch nicht fertig.«
    »Bei allem gebotenen Respekt –« , setzte Jake an.
    »Sparen Sie sich Ihren gebotenen Respekt«, unterbrach Frank ihn.
    »Meiner Erfahrung nach neigt jeder, der seine Sätze mit ›bei allem gebotenen Respekt‹ anfängt , dazu, einem genau den nicht zu erweisen.«
    »Hören Sie, Frank«, lenkte Jake ein und senkte die Stimme. »Ich habe am letzten Freitag Mist gebaut , ich habe die Fassung verloren und unangemessen reagiert. Ich versichere Ihnen , dass das nicht

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